Wenig beschäftigt uns in diesem Jahr so sehr wie die Corona-Krise. In Windeseile hat sie unser aller Normalität auf links gedreht. Uns gezwungen, selbstverständlich geglaubte Freiheiten abzugeben und gewohnte Wege durch neue, unbekannte zu ersetzen. Diesen Veränderungen hat sich niemand entziehen können. Ob wir wollten oder nicht: Wir mussten uns mit Corona auseinandersetzen. Heute, einige Zeit nach der ersten Welle ziehe ich Bilanz: Was habe ich aus der Corona-Zeit gelernt? Was bedeutet es, wenn ich diese Krise als Chance begreife? Was, wenn wir die Pandemie als Möglichkeit nutzen, uns selbst zu hinterfragen und veraltete Muster zu durchbrechen?
In diesem Artikel teile ich 5 Erkenntnisse mit dir, die ich während der Corona-Zeit gewonnen habe – und die du für eine glücklichere und entspanntere Zukunft nach der Krise nutzen kannst.
1. Abstand schafft Raum
Wenn es um die Corona-Krise geht, lautet das Zauberwort „Abstand“.
Eines fand ich sehr offensichtlich: Es ist hart, geliebte Menschen nicht mehr zu sehen oder umarmen zu können. Die letzten Monate zeigten mir ziemlich klar, welche Menschen mir wirklich wichtig sind, wen ich besonders vermisse (und bei wem der notgedrungene Abstand vielleicht auch gut tut).
Das ist aber nicht der Punkt, auf den ich hinaus möchte. Sondern vielmehr, was diese 1,5m Abstand ganz grundlegend bedeuten.
Bevor wir von Corona gestoppt wurden, gab es in unserem Alltag gefühlt an allen Ecken und Enden eine echte Verdichtung.
Wir haben versucht,
- immer mehr in immer weniger Zeit zu pressen,
- immer länger produktiv zu sein und
- uns mit immer kürzeren Pausen zu arrangieren.
Selbst die Freizeit der meisten Menschen ist optimiert und durchgeplant.
Diese Dichte trägt erheblich dazu bei, dass so viele Menschen sich gestresst fühlen. Nicht selten gewinnt dieser Stress die Oberhand und endet immer wieder mal im Burnout.
Corona hat mich dazu gebracht, über diese Verdichtungen nachzudenken und mich zu fragen, wie unser Alltag aussehen könnte, wenn wir bewusst Abstand davon nehmen würden.
Wenn wir den gerade gezwungenermaßen notwendigen physischen Abstand als Chance nutzen würden, darüber nachzudenken, welcher psychische Abstand uns grundlegend gut tun würde. Wenn wir mal einen Schritt zurücktreten und uns fragen, an welchen Stellen uns eine Entschleunigung oder eine Pause gut tun würde, wie viel Raum und Zeit wir für uns allein brauchen.
Mein Wunsch: Dass wir Menschen uns viel bewusster entscheiden, wie viel Raum wir für uns brauchen und wie viel Nähe uns gut tut.
- Sowohl im Kontakt mit anderen als auch
- bei Aufgaben und Herausforderungen, auf die wir mit etwas Abstand womöglich einen neuen Blick gewinnen.
Mit Hilfe dieser Reflexionsfragen nutzt du die Krise als Chance, um dir im Alltag Freiräume zu schaffen:
- Muss mein Alltag wirklich so dicht sein, wie er vor dem Ausbruch von Corona war?
- An welchen Stellen möchte ich in Zukunft kürzertreten, vielleicht etwas delegieren oder meinen Fokus verschieben, um mir mehr Freiräume und Abstand zu meinen Aufgaben zu schaffen?
- Bei welchen Aktivitäten kann ich durchatmen und meine Akkus aufladen und wie stelle ich sicher, dass ich mir diese Freiräume auch tatsächlich nehme?
- Wie viel Raum brauche ich eigentlich für mich und meine eigenen Bedürfnisse und wie sorge ich dafür, diesen Raum auch zu kriegen?
2. Veränderungen können etwas Gutes sein
Wenn es um Veränderungen geht, haben die meisten Menschen Bauchweh.
- Meine Oma weigert sich strikt, aus ihrer Wohnung auszuziehen, obwohl es ihr im hohen Alter immer schwerer fällt, jedes Mal 3 Stockwerke hoch- und runterzulaufen, wenn sie das Haus verlassen will.
- Eine Freundin fährt für all ihre Arzttermine in ihre Heimatstadt, in der sie schon seit 3 Jahren nicht mehr wohnt, weil sie sich keine neuen Ärzte suchen will.
- Eine Teilnehmerin in meinem Kurs „Die Stresspiloten“ will ihren Chef um 2 Tage Home-Office pro Woche bitten, traut sich aber ewig lange nicht, weil das im Unternehmen nicht üblich ist.
Wir machen uns Sorgen, dass …
- etwas schiefgehen könnte,
- wir mit der neuen Situation nicht klarkommen,
- es uns damit schlechter gehen könnte als vorher oder
- was andere von uns denken.
Deshalb bleiben wir lieber in unserer Komfortzone, halten uns an das, was wir kennen und vermeiden so ziemlich alles, was neu und ungewohnt ist.
Dann kommt die Corona-Krise und schmeißt uns ins kalte Wasser.
- Wer hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass ein Semester an der Uni komplett online stattfinden könnte?
- Wie viele Wege wurden bis vor Kurzem zurückgelegt, damit man sich im Meetingraum treffen konnte, obwohl eine Online-Konferenz auch möglich und klimafreundlicher gewesen wäre?
- Wäre irgendjemand vor einem halben Jahr auf die Idee gekommen, sich online mit Freunden zu treffen, um Geburtstagspartys zu feiern, Brettspiele zu spielen oder gemeinsam einen Film über Netflix Party zu schauen?
Die Krise hat uns kreativ gemacht. Sie hat uns dazu gezwungen, Veränderungen anzunehmen und Neues auszuprobieren.
Ich frage mich: Was würde passieren, wenn wir es schaffen, diese Erfahrungen wirklich abzuspeichern und aus ihnen Kraft für zukünftige Veränderungen zu schöpfen?
- Würden wir unsere Negativbrille absetzen und eine aufgeschlossenere Haltung gegenüber Neuem und Ungewohnten entwickeln?
- Vielleicht sogar Gefallen daran finden, regelmäßig über den Tellerrand hinauszugucken und neue Erfahrungen zu sammeln?
- Uns einlassen auf Vorschläge oder andere Perspektiven, was in der Summe zu besseren Lösungen und mehr Verständnis füreinander führen könnte?
Denn gerade die Erfahrungen sind unfassbar wichtig: Es reicht nicht, Dinge bloß in der Theorie zu verstehen. Nehmen wir das Thema Digitalisierung: Vermutlich würde es Unsummen kosten, in Unternehmen möglichst viele Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass Zusammenarbeit auch digital funktioniert, Meetings nicht immer face-to-face stattfinden müssen, und sich für neue Software und Co zu öffnen. Ganz zu schweigen von den Kosten für Trainings, die angesichts mangelnder Bereitschaft nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Durch Corona wurden eben jene Mitarbeiter dazu gezwungen, es auszuprobieren – und haben erlebt, dass es funktioniert. Learning by doing eben.
Mit Hilfe dieser Reflexionsfragen nutzt du die Krise als Chance, um deine Komfortzone zu verlassen und dich Veränderungen gegenüber zu öffnen:
- Welche Erfahrungen habe ich während der Corona-Krise gemacht, die mir zeigen, dass ich mit Veränderungen und Herausforderungen umgehen kann?
- Welche Erfahrungen vermeide ich im Moment – obwohl ich wüsste, dass sie mich voran bringen (ob persönlich oder beruflich)?
- Was kann ich tun, um im Alltag häufiger meine Komfortzone zu verlassen? (Eine Anleitung findest du in diesem Artikel.)
- Gibt es Dinge in meinem Leben, die sich eigentlich nicht mehr richtig anfühlen, an die ich mich bisher aber aus Angst vor Veränderung geklammert habe?
- Was wollte ich schon immer mal ausprobieren, habe es bisher aber nie getan?
3. Muster und Gewohnheiten sind nicht unantastbar
Dieser Punkt hängt sehr stark mit dem vorherigen zusammen.
Bevor es mit Corona losging, gab es in meinem Umfeld nur vereinzelt Menschen, die im Home-Office arbeiteten. Auch die Unternehmen, mit denen ich in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe, taten sich eher schwer, dieses Konzept systematisch einzuführen, obwohl viele Mitarbeiter sich das gewünscht hätten.
- Es ist schließlich immer so gewesen, dass die Mitarbeiter jeden Morgen um 9 im Büro aufgetaucht sind, sich an ihren vorgesehenen Schreibtisch gesetzt und dort ihre Arbeit verrichtet haben.
- Für Meetings ist der vorgesehene Konferenzraum da und Besprechungen mit Vorgesetzten haben persönlich stattzufinden.
- Ist halt so. Punkt.
Durch die Corona-Krise waren viele Menschen gezwungen, von zu Hause zu arbeiten. Und sicherlich ist das nicht für alle Betroffenen das Richtige. Aber ich bin mir sicher, einige Unternehmen werden merken: „Hey, das hat ja durchaus Vorteile. Warum sollte Kollege XY jeden Morgen 45 Minuten zur Arbeit fahren, wenn er seine Aufgaben genauso gut zuhause erledigen kann?“
Welchen Schluss ich daraus gezogen habe?
Denkmuster und Verhaltensgewohnheiten sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind keine unveränderlichen Gesetze, an die wir uns zu halten haben und an denen es nichts zu rütteln gibt.
Das gilt nicht nur für gesellschaftliche Strukturen und Arbeitsprozesse, sondern auch auf der individuellen Ebene.
Ich habe zum Beispiel eine Klientin, die sich jahrelang eingeredet hat, dass sie morgens keine Zeit für eine einstündige Morgenroutine hat, so gern sie sie auch einbauen würdest. Klappt für andere. Nicht für sie.
Und ja, zu Beginn unseres Coachings war es für sie unvorstellbar, sich eine Stunde ihrer Zeit freizuschaufeln, um ausgewogen zu frühstücken, eine Yoga-Session einzulegen oder etwas anderes für ihre Selbstfürsorge zu tun. Das heißt aber nicht, dass das so bleiben musste.
Im Coaching haben wir ihren bisherigen Morgen auseinandergenommen, ihre Zeitfresser, aber vor allem ihre Glaubenssätze. Mit der Veränderung ihrer Denkmuster und Gewohnheiten, änderte sich auch ihre Morgenroutine. Inzwischen ist sie ihr genauso in Fleisch und Blut übergegangen wie das tägliche Zähneputzen.
Ich könnte unzählige weitere solcher Beispiele nennen. Klar, Coachingarbeit setzt genau daran an, bisherige Muster zu stören und zu durchbrechen.
Die Corona-Krise hat uns bewiesen, wie schnell wir umschalten und alte Muster durchbrechen können, wenn es darauf ankommt. Und ich bleibe zurück und wünsche mir, dass mehr Menschen kritisch überprüfen, welchen Mustern sie folgen, obwohl sie ihnen nicht gut tun. Dass sie ihre blinden Flecken aufdecken und so eine Veränderung zum Besseren und Leichteren für sich ermöglichen.
Mit Hilfe dieser Reflexionsfragen nutzt du die Krise als Chance, um alte Muster zu durchbrechen und neue Gewohnheiten aufzubauen
- Welche Gewohnheiten haben vor der Corona-Pandemie meinen Alltag bestimmt? Sind diese Gewohnheiten sinnvoll oder gibt es Verbesserungspotential?
- Welche neuen Routinen würde ich gerne aufbauen und was ist der erste Schritt zur Umsetzung?
- Mit welchen Denkmustern und Glaubenssätze schränke ich mich bisher selbst ein? Welche Glaubenssätze will ich stattdessen verinnerlichen?
- Welche Geschichten erzähle ich mir über mein Leben, über das, was (nicht) geht und bin ich wirklich zu 100% sicher, dass es keine andere Perspektive darauf gibt?
4. Nicht alles im Leben ist kontrollierbar
Ich bin mir sicher, du hast zu Beginn des Jahres nicht eingeplant, wegen einer globalen Pandemie wochen- oder sogar monatelang „eingesperrt“ zu sein und all deinen gewohnten Aktivitäten im Berufs- und Privatleben mit völlig neuen Spielregeln zu begegnen.
Glaub mir, ich auch nicht.
Wir Menschen neigen dazu, zu glauben, dass wir unser Leben zu 100% unter Kontrolle haben. Dass jedes Detail planbar ist, wenn wir uns nur genug anstrengen.
Wie hast du denn beispielsweise vor Corona deinen Arbeitstag geplant?
- Vielleicht war er wie bei vielen von früh bis spät durchgetaktet.
- Und immer, wenn irgendetwas dazwischengekommen ist (z.B. ein technisches Problem, ein Anruf, ein Kollege, usw.), hat das an deinen Nerven gekratzt.
Du stimmst mir sicher zu, dass dieser Drang, alles zu planen und zu kontrollieren, nicht gerade zur inneren Gelassenheit beiträgt. Denn Pläne gehen nur sehr selten komplett auf. Es kann immer irgendwas dazwischenkommen. Manchmal ist es ein kurzfristiger Termin – und manchmal eben eine globale Pandemie.
Das Unplanbare einplanen
Ich persönlich nehme bei meiner Zeitplanung schon lange Rücksicht auf das Unplanbare. Das muss ich auch, denn ich neige dazu, zu optimistisch zu planen und davon auszugehen, dass Aufgaben, die realistisch vier oder fünf Stunden in Anspruch nehmen, nach einer Stunde erledigt sind. Damit meine To Do-Liste keine chronische Überlänge entwickelt, stelle ich mich von Anfang an darauf ein, dass unvorhergesehene Unterbrechungen oder Probleme auftreten oder bestimmte Aufgaben länger als erwartet dauern.
Wenn etwas nicht nach Plan läuft, lasse ich mich davon selten aus der Ruhe bringen. Mit der Zeit habe ich ein gewisses Grundvertrauen entwickelt, dass ich die Dinge schon irgendwie geregelt bekomme, wenn auch manchmal anders als gedacht. Und selbst, wenn mal etwas gar nicht klappt, ist das okay. Dann suche ich mir morgen eben einen anderen Weg.
Ich möchte damit nicht sagen, dass wir mit dem Planen aufhören sollten. Ehrlich, ich bin ein großer Fan von Plänen. Denn wer einen Plan hat, hat ein messbares Kriterium dafür, wie er unterwegs ist. Wer einen Plan hat und diesen umsetzt, erlebt sich als selbstwirksam. Dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt und einige Dinge nicht planbar sind bedeutet auch nicht, dass wir dem Unplanbaren hilflos ausgeliefert sind – oder dass wir unsere Terminkalender und To Do-Listen besser gleich wegwerfen sollten (wobei es schon günstiger wäre, noch zwei weitere Listen zu haben).
Entscheidend ist, wie viel Flexibilität wir uns bewahren. Resilient und gelassen ist, wer es schafft, Pläne zu machen, Dinge konsequent zu verfolgen, dran zu bleiben UND zugleich bereit ist, loszulassen, Pläne über Bord zu werfen und alles ganz anders als gedacht zu machen.
Mit Hilfe dieser Reflexionsfragen nutzt du die Krise als Chance, um gelassener mit Unkontrollierbarem umzugehen:
- Was versuche ich aktuell zu kontrollieren, obwohl es nicht in meiner Hand liegt? Was kann mich im Loslassen unterstützen – ohne dass ich in die Resignation abstürze?
- Wie viel Prozent meines Alltags sind realistisch planbar und wo lasse ich lieber einen Puffer, um die Unkontrollierbarkeit meines/ des Lebens mitzudenken?
- Wie kann ich in meinem (Arbeits-)Alltag mit Hilfe dieser Erkenntnis für mehr Gelassenheit sorgen?
- Bei wem könnte ich dieses Thema ansprechen (Familienmitglieder, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, …), um Abläufe zu erleichtern und Konflikten vorzubeugen?
5. Corona und die Frage nach dem Sinn: Zeit zum Ausmisten und Neu-Ausrichten
Die letzten Monate brachten einen Einschnitt in unserem Alltag mit sich. Vieles, was zu unserer Normalität gehörte, ist durch die Krise weggebrochen. Sei es der Kontakt zum sozialen Umfeld, Hobbies, die Tätigkeit in einem Verein oder Ehrenamt, oder aber auch der Kindergarten und die Schule für die Kinder. In meinem Fall der Großteil meines Einkommens als Coach und Trainer für das gesamte restliche Jahr – und damit meine bisher völlig sicher geglaubte wirtschaftliche Grundlage.
Auf ihre eigene harte Weise zeigt die Krise, wie passend das aktuelle Lebenstempo und wie sinnvoll das Leben ist, so wie wir es bisher führen.
Ich habe jedenfalls zuletzt viel über meine Prioritäten nachgedacht und die großen Fragen im Leben. Wer wir sind, wenn wir nicht arbeiten wie gewohnt. Was passiert, wenn wir den Erwartungen von anderen folgen oder auch nicht. Was uns wirklich wichtig ist. Wer wir sein wollen und was wir am Ende des Lebens nicht bereuen wollen.
- Mir ist noch klarer geworden, wer und was mir wirklich am Herzen liegt. Mit wem ich per Telefon oder Videochat in Kontakt war, wen ich vermisst habe.
- Welche Aktivitäten mir wirklich Freude bereiten und was mir überhaupt gefehlt hat, als ich nicht raus konnte.
- Wie ich mein Business betreiben möchte auf Dauer und wie nicht. Und wie ich mit bestimmten Abhängigkeiten in Zukunft umgehen bzw. wovon ich mich loslösen will.
Mit Hilfe dieser Reflexionsfragen nutzt du die Krise als Chance, um deine Prioritäten neu zu sortieren:
- Welche Menschen waren für dich da und haben dir Kraft gegeben, obwohl du sie nicht mehr treffen konntest? Und wen hast du währenddessen fast vergessen oder warst erleichtert, ihn oder sie nicht sehen zu müssen?
- Welche Freizeitaktivitäten hast du wirklich vermisst und worauf konntest du ohne Probleme verzichten?
- Was bereitet dir echte Freude und erfüllt dich und was ist im Endeffekt nur eine zusätzliche Belastung?
- Welche neuen Hobbies oder Prioritäten sind während der Pandemie womöglich aufgetaucht? Gibt es etwas, worauf du verzichten oder was du reduzieren kannst, um diesen Dingen mehr Zeit einzuräumen?
- Wie erging es dir mit deinem Job: Warst du erleichtert, bestimmte Kollegen nicht mehr sehen zu müssen oder hast du sie vermisst? Hat der veränderte Arbeitsrahmen dir bestimmte Wichtigkeiten gezeigt? Wie viel Geld brauchst du wirklich zum Leben?
- Was willst du nicht bereuen, wenn du am Ende deines Lebens zurückschaust?
Meine Utopie einer besseren Welt
Als Systemtheoretikerin bin ich davon überzeugt, dass sich einmal geschaffene Systeme selbst erhalten wollen. Genau deswegen ist es auch so schwer, bestehende Strukturen zu verändern. Deswegen bin ich vermutlich trotz meines eigentlich unerschöpflichen Optimismus eher Realistin, wenn es darum geht, wie viel Klimaschutz wir wirklich hinkriegen oder wie viel Verzicht auf Reichtum im Turbokapitalismus für einige zugunsten von gerechterer Einkommens- und Chancenverteilung für alle.
Und doch: Corona hat mir persönlich einen Einblick gegeben, was wir gemeinschaftlich erreichen könnten, wenn wir unsere bestehenden Systeme kollektiv hinterfragen, uns weg vom Egozentrismus und hin zu gelebter Solidarität bewegen würden.
Wenn unsere wichtigste Sorge in einer Krise nicht wäre, die letzte Packung Klopapier mit ausgefahrenen Ellenbogen zu verteidigen. Und wir unseren Blick stattdessen auf unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und gesellschaftliche Missstände richten würden.
Teilweise haben wir in den vergangenen Monaten erlebt, wie das aussehen könnte.
- Junge Menschen tragen Masken, obwohl das Virus für sie eher ungefährlich ist, weil sie ältere Mitmenschen schützen wollen.
- Es haben sich jede Menge Nachbarschaftshilfen gebildet, in denen man sich gegenseitig unterstützt und die verwundbareren Mitglieder der Gesellschaft mitzieht.
- Tausende Menschen klatschen für die, die im Gesundheitswesen arbeiten und geben ihnen endlich einen Teil der Anerkennung, die sie verdienen.
- Umwelt und Klima bekommen eine kurzfristige Verschnaufpause – Stickstoffbelastungen und Schadstoffemissionen sinken, die Luft in den Großstädten ist besser, das Wasser in Flüssen und Meeren klarer, weil wir die Autos in der Garage lassen und Fabriken still(er) stehen.
Wenn wir es schaffen würden, uns dieses Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität auch nach dem Ende der Krise zu bewahren und uns für die Themen einzusetzen, die wirklich wichtig sind, könnten wir Großes erreichen.
Ja, das ist unbequem. Regelmäßig zu Demos zu gehen und uns aktiv für Dinge einzusetzen, ist nicht nur vergnüglich. Aber es wäre so wichtig.
Und zwar nicht nur für unsere Welt insgesamt. Sondern auch individuell für dich. Entscheidend für ein gutes und erfülltes Leben ist nämlich nicht nur das Wohlfühlglück, an das die meisten Menschen zuerst denken, wenn es um das Glücklichsein geht. Dazu gehört zum Beispiel, dass du für möglichst viele positive Emotionen sorgst, dir genügend Genussmomente verschaffst und eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung findest. Das sind alles wichtige Punkte, auf die du achten solltest.
Genauso wichtig ist aber, dass du dich um dein Werteglück kümmerst. Dass du dich für Dinge einsetzt, die dir wichtig sind und dein Leben nach deinen Werten und Überzeugungen ausrichtest.
Nutze die Krise als Chance, um dir Gedanken über den Sinn in deinem Leben zu machen. Über Werte, die für dich wichtig sind und wie du ihnen in deinem Leben Ausdruck verleihen kannst.
Als Anregung könntest du dir diese Fragen stellen:
- Was sind meine 5 wichtigsten Werte im Leben?
- Wo und wie kann ich diese Werte im Alltag mit Leben füllen?
- Wofür möchte ich mich einsetzen?
- Wie kann ich meine Stärken dazu nutzen, um mein Leben mit Sinn zu füllen?
Ich freu mich über Austausch unter diesem Artikel in den Kommentaren. Denn ich bin sicher, die Corona-Krise hat auch bei dir die ein oder andere Überlegung ausgelöst, das ein oder andere Learning produziert. Was ist es bei dir?
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Sehr gute Gedanken. Danke für den tollen Artikel!
Das freut mich Cornelia, vielen Dank! Gibt es bei dir auch etwas, was du mitgenommen hast aus der Krise bzw. wozu dich Corona denkmäßig angeregt hat?