Vor ein paar Wochen traf ich mich mit meiner Freundin Viola in unserem Lieblingscafé. Dabei berichtete sie mir von ihren Vorsätzen, dieses Jahr WIRKLICH wieder öfter joggen zu gehen und dafür früher aufzustehen. Sie wollte einfach wieder fitter werden und etwas abnehmen. Und damit sie das realistisch in ihren Tag einbauen kann, bedeutet das: Früher raus aus den Federn.
Sehr plastisch berichtete sie mir ihre Qualen. Dem ständigen „sich-überwinden“, die Joggingklamotten anzuziehen- und dann auch noch so früh morgens. Für Viola, die absolut kein Morgen-Mensch ist, der absolute Horror. Ständig passierte es ihr, dass sie nachts total schlecht schliefe, morgens dann supergerädert aufwachen würde und sich denken würde: „Okay, heute habe ich einfach schlecht geschlafen… Morgen gehe ich dann aber WIRKLICH joggen!“
Sie fragte mich, ob ich als Psychologin nicht den ultimativen Tipp für sie hätte, wie sie es schaffen würde, nicht nur dumm rum zu reden, sondern auch mal zu machen. Wir haben also etwas genauer hingeschaut, wie sie ihrem Ziel näher kommen könnte. Als wir ihre Pläne geschmiedet haben, fiel mir dann auf, dass es tatsächlich 3 Elemente gibt, die du beachten solltest, wenn auch du in Bezug auf einen Vorsatz endlich ins Tun kommen willst. Um diese drei Elemente soll es heute gehen.
Die Sache mit dem Schweinehund
Sicher ist es dir schon einmal ähnlich wie Viola ergangen. Du hast dir etwas fest vorgenommen, im Kopf ausgemalt und dann doch wieder nicht in die Tat umsetzt. Was übrig bleibt ist die Frustration, dass du SCHON WIEDER nicht ins Tun gekommen bist und anstelle dessen die abenteuerlichsten Ausreden erfunden hast, nur um dich vor dir selbst zu rechtfertigen. Was dich hinterher umso mehr ärgert.
Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Dass du selbst häufiger Sport treiben, dich gesünder ernähren willst. Oder öfter auch mal „nein“ zu sagen, um mehr Luft zum atmen zu bekommen. Regelmäßig ein Dankbarkeitstagebuch zu führen, pünktlich Feierabend zu machen, dir selbst mehr Ich-Zeit einzuräumen und so weiter und so fort.
Aber was genau hindert dich daran, solche Dinge einfach umzusetzen?
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Ganze 95% deiner Entscheidungen laufen unbewusst ab. Etwa 70% deiner Gedanken sind die des Vortages und unbeschreibliche knappe 40% deiner Verhaltensweisen laufen tagtäglich gleich ab.
Und wir sind nicht nur Gewohnheitstiere, sondern auch Meister der Ausreden.
Die besten fallen uns ein, wenn wir uns selbst besch*** wollen.
Meine Freundin Viola hat das ja auch ganz supertoll hinbekommen a la „Heute habe ich einfach nur schlecht geschlafen. Morgen gehe ich dann aber WIRKLICH joggen.“ Je häufiger sie sich wieder rausredet, desto schlechter geht es ihr letztendlich damit. Die Schuldgefühle wachsen und wachsen.
Wie sieht es bei dir aus? Erwischst du dich auch häufiger dabei, dass du eine Ausrede findest, um dich vor dir selbst zu rechtfertigen? Logische und gute Gründe zu finden, mit denen du vor dir selbst erklären willst, warum du nicht ins Handeln gekommen bist?
Dann will ich dir jetzt zeigen, was du tun kannst, um endlich ins Tun zu kommen. Damit du nicht wieder selbst von dir enttäuschst sein musst.
Denn seien wir mal ehrlich: Wenn du dir selbst etwas vornimmst und dir selbst etwas versprichst, dass du dann nicht einhältst, dann ist das ein Problem. Jedes Mal verlierst du ein Stückchen mehr von dem Vertrauen in dich, Dinge schaffen und umsetzen zu können.
Dieses Vertrauen in dich selbst, in deine Selbstwirksamkeit ist es aber, was du brauchst, um dein Leben so zu gestalten, wie du möchtest…
Diese drei Elemente brauchst du, wenn du ins Tun kommen willst
Für mich sind vor allem drei Elemente essentiell, damit du es endlich schaffst, ins Tun zu kommen: Motivation, Selbstregulation und Gewohnheiten. Du kannst diese drei Elemente auch wie drei Phasen verstehen. Wenn du wirklich ins Tun kommen willst, dann brauchst du zuerst eine klare Motivation (Phase 1), die Stärkung deiner Willenskraft (Phase 2), um dann auf automatisierte Motivation durch Gewohnheitsaufbau (Phase 3) umzuschalten.
In dem Guide zu diesem Artikel habe ich alle wichtigen Schritte noch einmal zusammengefasst. Ich gebe dir eine ganze Reihe von Beispielen, die dir sicher helfen werden. Außerdem hast du Platz für deine eigenen Antworten. Du kannst ihn dir hier kostenlos herunterladen:
Also lass uns loslegen...
Phase 1 oder dein erster Schritt: Motiviere dich selbst
Motivation ist und bleibt der erste Schritt auf dem Weg zum Handeln.
Ohne Motivation geht nichts. Sie ist dein kleines, großes Helferlein, das dich überhaupt in Bewegung bringt.
Motiviert bist du, wenn du ein ganz klares WARUM, eine Vision hast
Erst ein ganz klares „Warum“ bringt dich morgens früh aus dem kuscheligen Bett auf den kalten Fußboden. Denn es aktiviert Energie. Und die ist immer notwendig, wenn du etwas Neues, Ungewohntes und vielleicht auch Anstrengendes angehen und umsetzen möchtest.
Lass uns zurück kommen zu meiner Freundin. Ich habe sie also nach ihren Gründen gefragt, warum sie mehr joggen will. Natürlich hatte ich ihr zugehört und verstanden, dass sie mir von dem abnehmen und dem fitter werden erzählt hat. Bin ja nicht taub. ABER: Das ist auf Dauer zu schwach. Zu schwach, um gegen die inneren Automatismen anzukommen.
Also haben wir bei einem sehr leckeren Latte Macchiato (Patisserie Ludwig sei dank ;-)) mal auf ihr Warum geschaut. Zuerst war sie im totalen Vermeidungsmodus (was das ist, erzähle ich dir ein kleines bisschen weiter unten). Aber nach einer Weile, da wurde Violas Warum spürbar. Sie stellt sich vor, wie sie mit anderen Mamis an einem warmen Sommertag auf einer Bank auf einem Spielplatz sitzt und ihrer eigenen Tochter beim Spielen zuschaut. Sie möchte schnell hinrennen können, wenn ihre Tochter sich verselbstständigt und losspurtet, weil sie sich gerade das leckere, kühle Eis so sehnsüchtig wünscht, das der Eismann gerade auf der anderen Straßenseite so verführerisch einem anderen kleinen Mädchen reicht.
Und sie sieht sich mit ihr im Kletterpark, in dem die wunderschönen grünen Bäume Schatten spenden und möchte gern mitklettern, wenn ihre Tochter vor lauter Begeisterung drei kleine süße Hopser macht.
Im besten Fall kannst du bereits beim Lesen spüren, wie groß der Unterschied zu einem einfachen „Ich will fitter werden und dafür gehe ich joggen“ .
Gestalte deine eigene Vision
Frag dich also: Was ist deine Vision?
Warum möchtest du früher aufstehen, besser abschalten können, selbstbewusster sein, mehr Obst essen?
Visualisiere dir mit all deinen Sinnen, was dadurch für dich möglich und anders wird.
Spüre, ob diese Art der Vision, wenn du sie vor deinem inneren geistigen Auge wie einen Film ablaufen lässt, etwas in dir zum Funkeln bringt. Dich innerlich ganz begeistert werden lässt.
Ja?
Sehr gut, du hast es!
Nein?
Dann schau weiter, sprich mit anderen, hinterfrag dich und hör in dich hinein. Achte vor allem darauf, dass du wirklich ein „Warum“ findest, das dir selbst wichtig ist.
Was würde es Viola bringen, wenn sie nur joggen geht, weil eine Freundin einen Seitenhieb losgelassen hat, von wegen: „Das würde deiner Figur ja auch mal ganz guttun.“? Wenn Viola nur deswegen mit dem joggen angefangen hätte, weil eine Freundin es für einen guten Sport befunden hätte, um abzunehmen, was würde dann wohl passieren? Nichts … zumindest nicht auf längere Zeit.
Sag „Ja“ zu dem, was du willst
Eine gute Vision ist im Annäherungsmodus formuliert. Was meine ich damit?
Viola beispielsweise hat mir zuerst erzählt, dass sie gern fitter werden will, weil sie sich dann nicht mehr so schämen müsste. Es sei ihr peinlich, wenn sie nach der Mittagspause mit den Kollegen die Treppen nehmen würde und sie müsste so keuchen. (Um das zu vermeiden, fährt sie bisher Fahrstuhl.)
Was Viola hier formuliert hat, indem sie sagt „Ich will nicht mehr so viel keuchen, wenn ich die Treppe hochlaufe“, nennen Psychologen Vermeidungsziele. Sie will etwas „nicht mehr tun“.
Das ist eher nicht so förderlich, wenn du ins Tun kommen willst. Unser Hirn konzentriert sich nämlich dadurch nur auf Situationen, die gemieden werden sollen, wenn es um die Erreichung des Ziels geht.
Förderlicher wäre es, wenn sie sich vornehmen würde, so fit zu sein, dass sie sich, während sie die Treppe hochgeht, entspannt mit einem Kollegen unterhalten kann. Das Ziel wäre nun ein anderes. Eines, auf das sie hinarbeitet und nicht etwas, von dem sie wegwill.
Wenn du noch keine klaren Ziele vor dir hast, weil es dir vielleicht schwerfällt, dein ganz klares „Warum“ für dich spürbar zu machen, dann frage dich: Was will ich nicht mehr?
Und transformiere es in ein: Was will ich stattdessen?
Damit kommst du weg von deinen Vermeidungszielen und hin zu Annäherungszielen.
Das Ziel wird es schon richten! …Äh, nein!
Was ich dir damit sagen möchte: Ziele sind wichtig. Aber das, was einige Ziele-Gurus so von sich geben von wegen „Du musst dir dein Ziel nur richtig und nach bestimmten Regeln ins Universum wünschen und der Rest wird sich schon richten!“ halte ich für ziemlich falsch.
Nur, weil du dir ein Ziel setzt und wünschst, heißt es noch lange nicht, dass du es auch umsetzt. Nur weil du dir sagst, dass du heute mal früher ins Bett gehst, wird das noch lange nicht so passieren.
Die Motivation, also die Zielsetzung, ist nur der erste von drei Schritten. Sie gibt dir sozusagen den Kickstart, die Anfangsenergie, die du brauchst, um die Dinge auch wirklich anzugehen.
Ohne die Macht der Selbstregulation wird es dir nicht gelingen, deine Vorsätze auch wirklich umzusetzen. Schließlich werden sie dich auch etwas kosten und dir bestimmt so einiges abverlangen…
Phase 2: Verwandle deine Ziele in Taten und nutze die Macht der Selbstregulation
Hast du deine Motivation irgendwo aus deinem Macher-Keller herausgekramt, dann bist du jetzt bereit für den zweiten Schritt, die zweite Phase.
Setze die Willenskraft in Gang!
Im Fachlatein nennen wir Psychologen das „Volition“. Die wichtigste Unterscheidung, die du zwischen Motivation und Volition kennen solltest ist die, dass sich ein Ziel setzen (Motivation) und es auch wirklich umsetzen (Volition) zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. Die Motivation ist dein Kickstarter und bringt die Volition erst so richtig in Gang. Ohne Volition- das heißt vor allem Willenskraft- wird es dir nicht gelingen, deine wohl überlegten Ziele zu erreichen, dein „Warum“, auch langfristig umzusetzen.
Warum brauchst du die Willenskraft, um richtig ins Tun zu kommen?
Wenn es dir nicht gelingt, die Bedürfnisse, die mit deinem Ziel konkurrieren, mal hintenanzustellen, dann kann das ganz schnell dazu führen, dass dein Kickstarter absäuft und den Motor gar nicht erst in Gang bekommt.
Deine Vorsätze werden dir wahrscheinlich nicht unbedingt leicht von der Hand gehen, sondern etwas deiner Energie kosten. Weil du, wenn du abnehmen willst, auf Süßigkeiten verzichtest. Oder weil dir alles wehtut und du vor lauter Muskelkater nicht mehr laufen kannst, weil du beim letzten Fitnessstudiobesuch alles gegeben hast, um deine Fettreserven zu verbrennen.
Violas Verzicht besteht vor allem darin, dass sie, wenn sie joggen geht, nicht mehr in ihrem warmen Bettchen kuscheln oder die neusten Facebook-Updates ihrer Freunde lesen kann.
Das gehörte, wie wir gemeinsam herausfanden, hauptsächlich zu ihrer damals aktuellen Morgen-Routine.
Deine Willenskraft zu stärken, ist also ein elementarer Bestandteil dafür, dass du ins Tun kommst. Ich will dir gleich verschiedene Tipps geben, wie dir das gelingt.
Vom Denker zum Macher
In jedem Fitnessratgeber taucht immer mal wieder der Tipp auf, sich mit Freunden für einen festen Termin zu verabreden, um Sport zu machen. Du wirst dich verpflichteter fühlen und auch dann hingehen, wenn du eigentlich gerade Null Bock auf Auspowern hast, sondern am liebsten auf der Couch liegen bleiben würdest.
Diese Verpflichtung, die du gegenüber deinen Freunden aufbringst, kannst du dir auch ganz einfach selbst gegenüberbringen. Ein inneres Commitment, das du mit dir eingehst. Schließlich ist das Ziel, das du dir gesetzt hast, nicht irgendeins.
Es geht nicht darum, „mal zu schauen, ob das was wird“. Du bist kein stummer Beobachter, der sich das Ganze von außen anschaut. Du willst es von ganzem Herzen tun, also gehst du eine Verpflichtung dir selbst gegenüber ein.
Eine Möglichkeit, diese Selbstverpflichtung nicht nur einfach irgendwo herumschwirren zu haben, sondern konkret festzulegen ist es, dir einen Spot im Kalender zu blocken, an dem du einen Termin ausmachst- mit dir selbst.
Damit hast du schriftlich fixiert, wann, wie und wo du dein Ziel umsetzt und quasi ein „Date“ mit dir selbst hast. Wenn du dir diese Selbstverpflichtung nicht gegeben hast, dann ist es wahrscheinlicher, dass es untergeht. Denn was nicht im Kalender steht, das findet schließlich auch nicht statt…
Mit dieser Verpflichtung dir selbst gegenüber wird es dir viel schwerer fallen, dich rauszureden. Oder hast du schon einmal ein Treffen mit deiner besten Freundin abgesagt, weil du einfach nicht aus deinem warmen Bettchen aufstehen wolltest?
Die 10-Minuten-Methode und der Charme von Experimenten
Eine weitere ganz praktische Möglichkeit, deine Willenskraft anzukurbeln, ist die „10-Minuten-Methode“.
Fange eine Aufgabe, die du dir vorgenommen hast, einfach mal an und nehme dir vor, sie 10 Minuten durchzuhalten. Wenn du nach 10 Minuten immer noch dransitzt und gar nicht gemerkt hast, wie die Zeit umgegangen ist, ist doch super! Wenn nicht, dann hast du wenigstens diese 10 Minuten, die du dir vorgenommen hast, durchgehalten- und damit deine Motivation schon in Volition „verwandelt“.
Für Viola heißt das: Sie soll sich wenigstens für 10 Minuten in ihren Joggingklamotten draußen bewegen. Sie darf auch einfach nur einmal um den Block laufen. Egal! Hauptsache bewegen. Und wenn sie nach den 10 Minuten noch Bock hätte, weiter in den Wald reinzulaufen? Umso besser.
Um die gefühlte Anstrengung zu reduzieren und das Ganze etwas lockerer anzugehen, betrachte das Ganze doch für den Anfang als Experiment.
Damit will ich dir keineswegs erlauben, das als Ausrede zu benutzen und zu sagen: Das funktioniert doch eh nicht.
Ich möchte dich vielmehr ermutigen. Dazu, Dinge auszuprobieren und damit vielleicht auch herauszufinden, was für dich und deine Zielerreichung am besten passt. Mit der 10-Minuten-Methode hast du noch nichts umsetzen können, sondern bist immer nach den 10 Minuten gescheitert? Alles klar, dann versuch es doch mal mit dem Spot im Kalender oder etwas ganz anderem.
Wir überlegten gemeinsam, dass Viola ausprobieren könnte, wie es für sie ist, joggen zu gehen ohne einen großen durchgetakteten Trainingsplan, der ihr von Anfang an im Nacken steckt. Wenn es doch nicht das Richtige für sie sein sollte, hat sie es wenigstens mal ausprobiert, ist aber nicht „gescheitert“.
Das könnte ihr die Möglichkeit geben, ein neues Experiment zu starten, was ihr vielleicht besser gefällt.
Eine weiteres Experiment, das sie angehen könnte, wäre eine gemeinsame Jogging-Runde mit einer guten Freundin von ihr, die vor kurzem begann das Joggen für sich entdeckt hat. Vielleicht könnte ihr das dabei helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden. Wenn sie aber schon nach drei Tagen die Schnauze voll davon hätte, sich ständig mit jemand anderem absprechen zu müssen, wann und welche Runde man jetzt gemeinsam läuft- auch gut.
Dann könnte sie noch mehr ausprobieren. Vielleicht eine Art Belohnungssystem für sich selbst. Pro Tag, an dem sie es früh aus dem Bett in die Joggingschuhe schafft, könnte sie sich ein Herz auf eine bestimmte Seite ihres Kalenders malen. Bei fünfzehn Herzchen könnte sie sich mal die schicken schwarzen Pumps gönnen, die sie schon seit zwei Wochen aus dem Schaufenster ihres Lieblingsschuhladens anlächeln oder eine Massage für den geschundenen Körper.
Jetzt bist du dran:
- Überlege dir für dich und deinen Vorsatz 3 Experimente, die du ausprobieren könntest.
- Fällt dir direkt etwas ein, bei dem es sich lohnen würde, mal den kleinen Wissenschaftler in dir zu wecken
Von Keksen und Radieschen
Manchmal gibt es bestimmt auch bei dir Tage, an denen es dir so meega schwerfällt, dich aufzuraffen.
Darf ich dir mal etwas sagen? Das ist ganz normal.
Schon in den 90er Jahren führten Roy Baumeister und seine Kollegen- alles renommierte Psychologen der Standford University- ein sehr spannendes Experiment durch, in dem sie genau diesen Effekt untersuchten. Sie führten ihre Versuchspersonen in einen Raum, in dem lecker duftende Kekse mit Schokostückchen lagen. Na? Läuft dir da auch schon ein kleines bisschen das Wasser im Mund zusammen?
Dann geht es dir genauso, wie den meisten Versuchsteilnehmern. Das Doofe war nur, dass die eine Hälfte die Kekse gar nicht essen durfte, dafür aber Radieschen bekam, von denen sie so viel essen konnte wie sie wollte. Die andere Hälfte durfte munter so viele Kekse futtern wie sie Lust hatte.
In einer späteren Konzentrationsaufgabe kam heraus, dass die Personen, die nur Radieschen essen durften, viel größere Schwierigkeiten hatten, sich zu konzentrieren und an den Aufgaben dranzubleiben als die andere Hälfte. Baumeister nannte diese Anstrengung, gegen welche die eine Hälfte der Menschen anzukämpfen hatte, während sie sich nur mit Radieschen begnügen durfte, Selbstregulation. Also die Selbstdisziplin, die du aufbringen musst, um deine Ziele zu erreichen. Das kostet uns aber Energie. Und diese Energie hast du an einer späteren Stelle dann nicht mehr zur Verfügung. Deswegen scheitern die meisten guten Ernährungsvorsätze nicht am Vormittag, sondern am Nachmittag oder Abend (wenn der Selbstregulations-Energiespeicher schon leerer gelaufen ist).
Die Idee ist also nicht, dass es von heute an jeden Tag super laufen muss.
Das klappt nicht und ist auch nicht nötig.
Der perfekte Tag
Ziemlich clever umgesetzt hat diese Erkenntnisse Patric Heizmann mit seinem Ernährungskonzept „der perfekte Tag“. Er sagt: Ändere nicht deine Ernährung an 7 Tagen in der Woche, sondern bestimmte zu Beginn einen einzigen Tag in der Woche, an dem es dir gelingt, alles, was du dir vorgenommen hast, umzusetzen.
Wenn du diesen „perfekten Tag“ etabliert hast, dann wird es dir auch automatisch leichter fallen, den Schweinehund nochmal zu überwinden und von der Couch aufzustehen, wenn du erst einmal gemerkt hast, welches gute Gefühl dieser Tag in dir auslöst.
Daniela Blickhan, meine Ausbilderin in Positiver Psychologie, sagte immer: Hänge die Latte so niedrig, dass es schwieriger ist, darunter durch zu laufen als drüberzusteigen…
Dritte Phase: Mach es zur Gewohnheit und schalte auf Autopilot
Wenn du jetzt sagst: Ulrike, das ist ja alles schön und gut, aber wie soll ich es denn schaffen, wirklich dranzubleiben und die Veränderung dauerhaft zu halten?
Dann glaube ich, dass es dir genau so geht wie so vielen anderen.
Wir glauben, dass das „dranbleiben“ und „wirklich ins Tun kommen“ abhängig ist von ganz viel eiserner Selbstdisziplin.
Und das erschöpft uns natürlich in unseren Vorhaben. Deswegen kommen wir nicht an. Weil unsere Selbstdisziplin irgendwann aufgebraucht ist.
Mini-Routinen für dich arbeiten lassen
Es gibt eine ganz einfache Strategie, mit der du deinem Hirn auf die Sprünge helfen kannst: Entwickle Routinen.
Klingt banal, hat aber eine ziemlich große Wirkung. Denn sobald du es schaffst, kleine Routinen zu etablieren, mit denen du deinen gesetzten Zielen näherkommst, führt das zu einer Art „automatischen Motivation“. Das „Warum“ wird gar nicht mehr in Frage gestellt, sondern du stehst morgens früh auf- einfach, weil es zu einer Gewohnheit geworden ist.
Nimm doch einmal das Zähneputzen. Auch das ist zu einer deiner Routinen geworden, die du entwickelt hast. DU machst es deinem Hirn gleich viel einfacher, weil es nicht mehr groß darüber nachdenken muss, warum du jetzt eigentlich Zähne putzt. Das kostet dich keine Willenskraft und Selbstdisziplin mehr.
In unserem Lieblingscafé kamen auch Viola und ich irgendwann zu dem größten Knackpunkt, der es ihr schwermachte, morgens aus dem kuscheligen Bettchen zu kommen und in ihre Schlappen zu schlüpfen, um dann erst mal ins Bad zu schlurfen, wo die Jogging-Klamotten auf sie warteten. Das Smartphone war der Übeltäter. Jeden Morgen musste es erst einmal durchgecheckt werden- auf allen Kanälen, die man sich nur vorstellen kann. „Dafür geht einfach immer viel zu viel Zeit drauf und ich benutze das Herumscrollen hauptsächlich als Ausrede, dass ich nicht aus dem Bett aufstehen kann“, erzählte sie mir zerknirscht.
Deswegen haben wir gemeinsam festgelegt, dass sie von nun an das Handy abends vor dem Schlafengehen nicht mehr auf den Nachttisch legt, sondern ins Wohnzimmer- schön weit weg vom kuscheligen Bett. Und sich stattdessen ganz oldschool einen Wecker stellt. Zusammen mit der 10-Minuten-Idee und dem klaren Warum fühlte sie sich zumindest deutlich bestärkt und wollte loslegen.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Nach und nach kann sie neue Routinen etablieren. Denn unser Gehirn braucht eine ganze Weile bis sich die neuen neuronalen Verbindungen geknüpft haben. Das Gute ist: Ist der erste Schritt gemacht, folgen meist weitere von ganz allein. Wenn du erst einmal eine gute Routine entwickelt hast, dann ist das der Nährboden für die nächste.
Ich bin jedenfalls schon ganz gespannt darauf, was mir Viola in den nächsten Wochen berichten wird.
It’s your turn
Ich möchte dich wirklich gerne dazu ermutigen, für ein klares Ziel, das du hast, auch einmal diesen 3-Phasen-Plan oder 3-Schritt durchzugehen. Das bedeutet:
- Führe dir ein klares „Warum“ vor Augen und formuliere deine Vision. Mach sie für dich wirklich spür- und greifbar.
- Überlege dir konkrete Selbstregulationsstrategien, die dir helfen können, deine Vorsätze umzusetzen.
- Entwickle mindestens ein Ritual, damit du zukünftig die Dinge auf Autopilot tust und nicht mehr deinen Selbstdisziplin-Speicher anzapfen musst.
Benutze dafür gerne meinen 3-Schritte-Plan, den ich extra für dich entworfen habe. Damit helfe ich dir, diese 3 Schritte ganz konkret zu planen und gebe dir den Anstupser, den du brauchst, um deinen Zielen endlich wieder näher zu kommen und selbst daran zu glauben, dass du es schaffen kannst.
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