Selbstfürsorge als Mama in Zeiten von Corona ist alles andere als leicht – erst recht, wenn du berufstätig bist. In diesem Artikel teilen 7 starke und inspirierende Frauen ihre Herausforderungen, Routinen und Tipps mit dir, wie du auch im Lockdown erfolgreich zwischen Job, Familie und Ich-Zeit navigierst und gut auf dich achtest.
Beim Sammeln der Interviews für diesen Beitrag ist vor allem eines wieder sehr deutlich geworden:
Jede Geschichte ist individuell. Jede dieser Frauen lebt ihr eigenes Leben, hat ihre eigenen Herausforderungen und Strategien, um mit diesen umzugehen.
Und deshalb braucht auch jede etwas anderes, um sich gut um sich zu kümmern. Das kann für die eine ein Winterspaziergang oder eine Yogasession sein und für die andere eine innere Einstellung, gelassen mit dem Homeschooling ihrer Kinder umzugehen. Oder etwas völlig anderes.
Du kannst die Einblicke in den Alltag dieser Frauen nutzen, um Inspiration für dein eigenes Leben herauszuziehen. Am Ende kommt es aber darauf an, dass du dein eigenes Rezept entwickelst. Dass du Wege findest, die für DICH passen.
Ich hoffe, dieser Artikel hilft dir dabei und wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.
Isabell Prophet (freiberufliche Journalistin und Autorin)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Mein Freund und ich sind beide selbstständig. Wir arbeiten gemeinsam im Homeoffice in unserer Wohnung, die zwar nicht übermäßig groß ist, aber immerhin groß genug, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen.
Unsere Tochter wird im März 2 Jahre alt und geht momentan an drei oder vier Tagen in der Woche von 8 bis 15:30 Uhr in die Kita. Dafür haben wir unsere Arbeitszeit und das Auftragsvolumen natürlich reduzieren müssen. Aber für den Moment scheint das ein guter Kompromiss zu sein.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Lockdowns) unter einen Hut zu bringen?
Ich fühle mich manchmal eingesperrt, weil sich bei mir eine Art Lockdown-Perfektionismus entwickelt hat. Ich weiß zwar, dass es mir guttun würde, raus zu gehen zum Laufen oder mich mal hinzulegen und ein Hörbuch zu hören, ich mache es aber tagsüber nicht mehr. Weil ich dabei ein schlechtes Gefühl habe und denke, ich hätte jetzt kein Recht auf Erholung und müsste durchpowern. Dadurch fällt auch die berufliche Weiterbildung und Horizonterweiterung oft unter den Tisch.
Natürlich ist die Situation mit einer zweijährigen Tochter insgesamt herausfordernd. Sie steckt mitten in ihrer Entwicklung und braucht viel Aufmerksamkeit. Deshalb war es eine ganz bewusste und wichtige Entscheidung, sie in die Notbetreuung zu geben, damit wir zumindest einigermaßen normal unseren Jobs nachgehen können und sie den Kontakt zu Gleichaltrigen hat. Kinder in diesem Alter sind einsam, wenn sie ihre Freund:innen nicht sehen. Und erklären können wir es ihr noch nicht.
Als Selbstständige haben wir zwar das Glück, unsere Arbeit problemlos reduzieren zu können und mehr von Ersparnissen zu leben. Aber wenn du das ein paar Monate machst, sind die auch weg. Das fühlt sich schon sehr bedrohlich an.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Seit dem ersten Lockdown laufe ich sehr regelmäßig und ziehe das nach wie vor strikt drei Mal pro Woche durch. Das tut mir sehr gut. Ich glaube, so fit wie im Moment war ich noch nie.
Mit meiner Tochter habe ich dreimal pro Woche ein schönes Ritual, wenn wir uns ins Badezimmer verkrümeln und sie badet. Das macht uns beiden Spaß, weil wir dann zusammensitzen und die Zeit zu zweit genießen können.
Ansonsten habe ich keine besonderen Rituale, aber schaue schon, dass ich mir meine Auszeiten nehme, mal in die Badewanne gehe, lese oder Hörbuch höre und sowas.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
Zwei Dinge: „Allen anderen geht es genauso bzw. vielleicht sogar noch schlechter.“ und „Du hast schon härtere Zeiten überstanden.“
Es hilft mir, mir bewusst zu machen, dass die Situation schon viel krasser war. Als mein Freund noch vom Büro aus gearbeitet hat und wir noch keinen Kita-Platz hatten, zum Beispiel. Das habe ich auch geschafft.
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Isabells Buch „Wie gut soll ich denn noch werden?“, erschienen im Goldmann-Verlag.
Natascha (Leitung Sekretariat)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Ich arbeite angestellt im öffentlichen Dienst 25 Stunden die Woche. Gerade bin ich im Homeoffice. Ich habe das Glück, einen sehr verständnisvollen Chef zu haben, sodass ich meinen Arbeitstag oftmals sehr flexibel einteilen kann.
Seit 6,5 Jahren bin ich alleinerziehend mit 3 Söhnen. Meine Zwillinge gehen in die vierte Klasse, mein Großer in die achte. Mit meinem Partner führe ich eine Fernbeziehung. Wir sehen uns meist nur am Wochenende. Ab und zu können genießen wir das Wochenende als Paar, meist treffen wir uns aber als Patchworkfamilie in unterschiedlichen Konstellationen, mal mit 2, 3 oft mit allen 5 Kindern. Das bringt manche Herausforderung und sehr viel Organisation mit sich, aber es ist das beste Lebensmodell, das für uns aktuell in Frage kommt.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Locksdowns) unter einen Hut zu bringen?
Im Vergleich zum ersten Lockdown empfinde ich es gar nicht mehr als eine so große Herausforderung. Meine Kinder und ich haben uns sehr gut in die besondere Situation eingefunden. Wir sind inzwischen gut strukturiert und auch die Schulen, die meine Kinder besuchen, sind jetzt digital gut vorbereitet.
Als herausfordernd empfinde ich das Parallele. Wenn alle Kinder im Homeschooling sind und ich mich gleichzeitig bspw. in einer Zoom-Konferenz befinde. Unsere Wohnung ist sehr offen gebaut, sodass ich meistens aus den Kinderzimmern den Online-Unterricht bzw. die Video-Calls mitbekomme. Die Kleinen brauchen zudem auch noch deutlich mehr Betreuung, so dass man auch hier immer wieder gefragt ist, und ein konzentriertes Arbeiten nicht immer möglich ist.
Insgesamt hat es uns aber noch gut getroffen. Eltern mit jüngeren Kindern, zum Beispiel im Kita-Alter, haben sicherlich mehr mit der Situation zu kämpfen.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Da gibt es viele Kleinigkeiten, die zusammengenommen einen gewaltigen Unterschied machen. Ich bin permanent darum bemüht, mir kleine Punkte rauszupicken, bei denen ich etwas verbessern, eine Schraube nachziehen kann.
Bezogen auf das Homeschooling habe ich gelernt, dass es wichtig ist, als Mama auch mal laut zu werden und sich zu trauen, den Lehrern Feedback zu geben. Vor allem an den weiterführenden Schulen fehlt den Lehrkräften oft der Einblick, wie die familiäre Situation zu Hause ist. Beispielsweise habe ich dem Mathelehrer meines Sohnes am Anfang des 1. Lockdowns darüber informiert, dass ich schlicht keine Kapazitäten habe, ständig neuen Stoff zur erklären. Er hatte damals sofort darauf reagiert und als erster Lehrer in der Klasse 2 x Woche online unterrichtet, anstelle nur Aufgaben zu vergeben.
Ich beziehe meine Kinder auch in den Haushalt ein. Sie tragen die Einkäufe in die Wohnung, bringen den Müll runter, usw. Mein Ältester fährt inzwischen sogar mit dem Fahrrad kleinere Einkäufe erledigen, weil er sich dazu mit seinem Freund verabreden und immerhin diesen Kontakt pflegen kann.
Und ich habe unsere Mahlzeiten-Situation angepasst, die mich im 1. Lockdown sehr gestresst hat, weil ich mittags kochen musste. Das war anders als vor Corona, wo keiner der drei zu Hause gegessen hat. Gemeinsam haben wir entschieden, dass ich abends koche und es in der Mittagspause Joghurt, Obst, Müsliriegel etc. geben wird. Das entspannt den Tagesablauf sehr.
Nachmittags überlege ich mir gern, womit ich mir selbst und gleichzeitig auch den Kindern was Gutes tun kann. Letztens haben wir einen Schneespaziergang gemacht, bei dem ich meinem Hobby, dem Fotografieren, nachgehen konnte, während die Kinder einen Riesenspaß mit dem Schlitten hatten. Am Ende saßen wir alle vier glücklich und entspannt im Auto.
Außerdem habe ich mir neuerdings angewöhnt, mir als letzte Handlung am Abend was Gutes zu tun. Auch wenn ich Polit-Talkshows liebe, so ist das nie das Letzte, was ich mir vor dem zu Bett gehen anhöre/anschaue. Ich habe festgestellt, dass ein tolles Hörbuch oder eine leichte Feel-Good-Serie zu schauen, mich deutlich besser schlafen lässt.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
„Morgen ist ein neuer Tag und die Sonne geht wieder auf.“
Natürlich gibt es auch bei mir Tage, an denen es drunter und drüber geht und ich das Gefühl habe, alles bricht zusammen. Aber da versuche ich, einen Haken dranmachen und nicht mit mir zu hadern. Morgen kommt ein neuer Tag, der die Chance hat, wieder viele wunderschöne Momente für uns bereitzuhalten.
Je mehr ich gestresst und schlecht gelaunt bin, umso mehr überträgt sich das auch auf meine Kinder und dann steckt man ganz schnell in einem Hamsterrad der schlechten Laune. Starte ich dagegen mit guter Energie in den Morgen und lasse das auch meine Söhne spüren, verläuft meistens auch der restliche Tag besser.
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Janine Steeger (Moderatorin, Speakerin und Autorin)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Ich bin freiberufliche Moderatorin, Speakerin, ausgebildete Journalistin und Buchautorin. Durch Corona habe ich wie die meisten Beschäftigten in der Eventbranche sehr viele Aufträge verloren. Wobei ich gerade im zweiten Lockdown erlebe, dass mehr und mehr durch digitale Veranstaltungen ersetzt wird, statt die Events ganz abzusagen.
Mein Mann ist festangestellt bei einem Fernsehsender und arbeitet ebenfalls viel im Homeoffice. Er verbringt aber immer wieder Tage im Sender, weil diverse Dinge nur vor Ort erledigt werden können.
Wir haben einen neunjährigen Sohn, der gerade in der vierten Klasse ist und vor dem Wechsel in die weiterführende Schule steht. Meistens können mein Mann und ich uns die Betreuung gut einteilen, aber wenn er Bürotage hat, bin ich manchmal auch allein mit dem Homeschooling.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Lockdowns) unter einen Hut zu bringen?
Das Homeschooling an sich ist allein schon dadurch eine Herausforderung, weil wir Eltern ja keine ausgebildeten Lehrer:innen sind. Selbst mit einem Sohn im Grundschulalter stoße ich manchmal an meine Grenzen, Dinge gut zu erklären oder überhaupt zu verstehen, wie eine Aufgabe gemeint ist. Hinzu kommt, dass Kinder in dem Alter auch nicht gerade die Diszipliniertesten sind und es gar nicht so leicht ist, sie bei der Stange zu halten und zu motivieren, die Dinge abzuarbeiten, die abgearbeitet werden müssen.
Als Freiberuflerin plagt mich häufig das schlechte Gewissen, weil es, wenn das Kind da ist, immens schwierig ist, parallel zu arbeiten und mein Sohn oft nicht versteht, dass das wichtig ist und ich in gewissen Momenten nicht ansprechbar bin.
Und tatsächlich empfinde ich es auch als Herausforderung, dass ich im Grunde zuhause festsitze und mich immer wieder neu motivieren muss, während mein Mann zumindest noch regelmäßig die Wohnung verlassen kann, wenn er Bürotage hat. Da bin ich ab und zu fast ein bisschen neidisch.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Was mich im Moment wirklich auf den Beinen hält, ist Sport.
Ich habe vor Weihnachten angefangen, draußen laufen zu gehen und es tut unfassbar gut, an der frischen Luft zu sein. Da nehme ich keine Kopfhörer mit, sondern bin ganz allein mit mir, der Natur und meinem Atem. So klärt sich in meinem Kopf beim Laufen jede Menge und meine Stimmung hellt sich automatisch auf.
Außerdem habe ich vor einigen Monaten Pilates für mich wiederentdeckt. Mein Studio bietet aktuell auch Online-Kurse an, an denen ich fleißig teilnehme. Diese Zeiten sind für mich unverhandelbar und glücklicherweise machen mein Mann und mein Sohn das für mich möglich, weil sie merken, wie gut mir das tut.
Tatsächlich ist es mir im Lockdown sogar gelungen, endlich die paar Kilos abzunehmen, die ich schon so lange loswerden will. Dass ich nicht in diese „Ach komm, ist doch jetzt eh alles egal“-Muster verfalle, sondern im Gegenteil sogar etwas umsetze, was mir die ganze Zeit nicht gelungen ist, gibt mir ein richtig gutes Gefühl.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
Da musste ich direkt an den Satz denken, den wir früher oft gesagt haben, als ich noch beim Fernsehen gearbeitet habe: „Es ist ja nur Fernsehen.“
Wenn ich mich dabei erwische, dass ich alles überbewerte und mich stresse, dass unbedingt alles fertig werden und perfekt laufen muss, sage ich mir: „Es ist nur Homeschooling und es geht vorbei“.
Natürlich ist mein Sohn auch gerade erst in der Grundschule und steht nicht vor einem wichtigen Abschluss, und ich bin in einer komfortablen Situation im Vergleich zu Familien mit mehreren Kindern oder berufstätigen Alleinerziehenden. Aber mir hilft es, dass ich mit dieser Einstellung an das Thema herangehe und mir herausnehme, das Ganze mit Gelassenheit und Abstand zu betrachten.
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Janines Buch „Going Green: Warum man nicht perfekt sein muss, um das Klima zu schützen“, erschienen im oekom-Verlag
Mona Sturm (Programmiererin und Stresspilotin)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Ich arbeite zurzeit hauptsächlich im Homeoffice. Mein Mann ist selbstständig mit handwerklichen Tätigkeiten, die er trotz Corona noch ausführen darf. Das heißt, er ist tagsüber außer Haus.
Unsere beiden Töchter sind 5 und 8 Jahre alt. Die Große ist im Homeschooling (3. Klasse). Sie braucht ab und zu mal Hilfe, aber insgesamt funktioniert das zum Glück ganz gut. Meine Kleine wird manchmal von ihrer Oma betreut, die direkt nebenan wohnt. Sie ist aber auch gern hier. Das kann schwierig werden, wenn sie ihre Schwester bei den Schulaufgaben oder mich bei der Arbeit stört.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Lockdowns) unter einen Hut zu bringen?
Definitiv mein Selbst- und Zeitmanagement. Es ist aktuell sehr schwierig für uns, eine echte Struktur in unseren Alltag zu bringen. Sonst sind wir zur Arbeit gefahren, die Kinder waren in der Schule und der Kita. So hatten wir automatisch einen Rhythmus. Aktuell muss ich das alles selbst strukturieren und da kommen häufig die Kinder mit irgendwas dazwischen, oder mein Mann, der auch seine eigenen Termine hat, manchmal später von der Arbeit kommt und so weiter. Das fordert mich schon sehr heraus.
Auch die Balance zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung ist so eine Sache. Ich versuche, meiner Arbeit gerecht zu werden, aber wenn ich gleichzeitig noch der einen Tochter bei der Schule helfen und die andere beaufsichtigen soll, kommt die Arbeit zwangsläufig manchmal zu kurz. Ich gleiche das aus, indem ich manchmal abends eine Stunde dranhänge, um das Gefühl zu haben, produktiv gewesen zu sein. Diese Stunde fehlt mir, wenn es um Zeit für mich geht.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Zunächst ist für mich nochmal deutlicher geworden, wie wichtig es ist, mich klar und konsequent abzugrenzen. Dass ich deutlich zu den Kindern sage: „Ich brauch jetzt mal eine halbe Stunde, danach guck ich wieder nach euch und schau, ob ihr was braucht.“ Oder dass sie wissen, wenn der Papa abends heimkommt, ist er für sie da und ich bin raus. Das klappt an manchen Tagen besser als an anderen, aber es hilft.
Ansonsten versuche ich, meine Morgen- und Abendroutine aufrechtzuerhalten. Ich stehe vor allen anderen auf und nutze diese Zeit, um Yoga zu machen und für mich zu sein. Abends vor dem Schlafengehen meditiere ich gern, um runterzukommen und mich zu entspannen.
Zwischendurch lege ich immer wieder kleine Pausen zum Durchatmen ein. Ich stelle mich kurz auf die Terrasse und nehme ein paar tiefe Züge. Diese Übung hilft mir besonders: Ich stelle mich aufrecht hin, nehme beim Einatmen die Arme nach oben und führe sie beim Ausatmen vor meiner Brust zusammen. Wenn ich total überfordert bin und meine Gedanken kreuz und quer laufen, kann ich mich mit dieser Technik zentrieren, innehalten und zu mir kommen.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
„Ich bin auch wichtig.“
Beziehungsweise in abgewandelter Form, wie es auf einer Karte von meinem Kartenspiel steht: „Happy Mama, happy Kids.“
Ich habe einen starken Streng-dich-an-Antreiber und neige dazu, zu viel zu wollen. Dann muss ich manchmal einen Moment innehalten und loslassen. Akzeptieren, dass ich jetzt gerade nicht mehr geben kann und dass ich eben auch wichtig bin. Auch, wenn viel an mir hängen bleibt, darf ich Pausen einlegen und soll das sogar. Dann geht es danach umso besser weiter.
Christiane Greiner (Fallmanagerin in Elternzeit)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Normalerweise arbeite ich angestellt im öffentlichen Dienst, bin aber seit der Geburt meines Sohnes im Dezember 2019 in Elternzeit. Mein Partner ist Polizist im Schichtdienst und hat seit Herbst 2020 ein Studium aufgenommen. Weil er außerhalb studiert, bin ich die Woche über öfter allein mit unserem Baby und Joey, unserem Hund (der natürlich auch Aufmerksamkeit möchte) und versuche, alles mitsamt Haus und Grundstück möglichst gut zu managen.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Kind, Haus und Co und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Lockdowns) unter einen Hut zu bringen?
Eine meiner größten Herausforderungen ist es, nicht zu hohe Erwartungen an mich und die Ergebnisse zu haben, die jeder Tag hervorbringen soll.
Nach der Geburt musste ich mich erst mal daran gewöhnen, dass das Leben mit Kind nicht mehr das ist, was ich vorher kannte und dass ich viele Veränderungen in Bezug auf meinen Tagesrhythmus, meine Hobbies und mein gesamtes Leben in Kauf nehmen muss.
Durch Corona wurde mir als zusätzliche Schwierigkeit die Unterstützung von außen genommen und in weiten Teilen auch der Austausch mit anderen, um Dinge loszuwerden und mit anderen in der gleichen Situation zu sprechen. Zum Beispiel wäre ich mit meinem Sohn gerne in eine Krabbelgruppe oder zum Babyschwimmen gegangen. Aber gerade, als er alt genug war, um irgendetwas mit ihm zu unternehmen, fing der erste Lockdown an und wir konnten kaum noch raus. Ich hab mich oft allein gefühlt und finde es total schwierig, bestimmte Aktivitäten mit meinem Sohn nicht machen zu können, die nur in diesem ersten Jahr gehen.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Feste Rituale oder Aktivitäten habe ich nicht, weil das mit einem Baby nahezu unmöglich ist.
Selbst, wenn ich mir während seines Mittagsschlafs vornehme, etwas zu lesen, kann ich das kaum genießen, weil ich ständig im Hinterkopf habe, dass er jeden Moment aufwachen könnte (und es ganz oft auch tut).
Ich habe aber damit begonnen, Hörbücher zu hören, während ich ihn in den Schlaf wiege. Wenn das mal wieder länger dauert, tut es unheimlich gut, mir die Kopfhörer in die Ohren zu stecken und ein Buch zu hören. Dann habe ich das Gefühl, trotz allem auch etwas für mich zu tun.
Was mir außerdem geholfen hat, ist eine feste Tagesstruktur. Als mein Sohn alt genug war, und mit dem Stillen und Schlafen einen einigermaßen festen Rhythmus zu entwickeln, habe ich für uns eine Routine entwickelt, mit der es mir besser geht, die aber auch für ihn perfekt passt.
Und ich habe meine Erwartungen an mich selbst angepasst. Mir ist es wichtig, alles für mein Baby zu tun und für ihn da zu sein und genau das ist gerade auch mein Job in der Elternzeit. Ich muss nicht während des Mittagsschlafs noch saugen, wischen, Bad putzen und Mittagessen kochen. Wenn ich das hinkriege, ist das super und ich kann mich beglückwünschen. Aber ich betrachte es jetzt eher als Bonus oder Zusatzleistung, für die ich mich lobe, statt mich niederzumachen, wenn ich es nicht schaffe. Seit ich diese Einstellung habe, hat sich mein Stress deutlich reduziert und es geht mir viel besser.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
Das würde in die Richtung gehen „Alles geht vorbei“ und „Es wird wieder eine andere Zeit kommen“.
Gerade ist meine Situation besonders anstrengend. Aber mein Sohn ist nur ganz kurz so klein. Es ist nicht nur anstrengend, sondern auch schön, dass er mich braucht. Dass ich ihm die Welt zeigen und seine Bedürfnisse erfüllen kann. Dafür bin ich jetzt gerade da und diese Aufgabe möchte ich gerne wahrnehmen. Schon bald wird er größer und selbstständiger sein, dann wird es für mich auch einfacher. Und genauso wird auch Corona (hoffentlich) irgendwann für uns alle vorbei sein.
Bezüglich der Selbstvernachlässigung hat es mir geholfen, mir bewusst zu machen, dass jetzt gerade eben nicht die Zeit ist, besonders viel für mich zu tun. Nach der Geburt habe ich wie viele Mamas mit meinem After-Baby-Body gehadert. Aber 6-7 Mal die Woche trainieren, um wieder zu meinem vorherigen Fitness-Level zurück zu kommen, ist einfach nicht drin. Diese Ansprüche loszulassen und mir vor Augen zu führen, dass bald auch wieder die Zeit kommen wird, um diese Dinge anzugehen, war und ist sehr befreiend für mich.
Katja Heil (Unternehmerin, Inhaberin eines Onlineshops)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Ich bin selbstständig und führe ein Team von 5 Mitarbeitern. Wir betreiben einen Online-Shop mit Blog, in dem es um alles rund ums Feiern und die schönen Tage im Leben geht – von Geburtstagen, über Hochzeiten, Sommerfeste, Babypartys, usw. Mein Mann ist in leitender Angestelltenposition mit Personalverantwortung tätig.
Gemeinsam haben wir zwei Kinder. Eins geht noch zur Grundschule (8 Jahre), das andere aufs Gymnasium (10 Jahre).
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während des Lockdowns) unter einen Hut zu bringen?
Die größte Herausforderung für mich ist es, anzuerkennen, dass ich nicht alles leisten kann.
Auch, wenn man sonst ein großes Pensum erledigt, ist es derzeit schlicht nicht möglich, Vollzeit zu arbeiten und sich gleichzeitig Vollzeit um die Kinder zu kümmern. Vor allem, weil „kümmern“ jetzt ja nicht mehr nur heißt, für Unterbringung und Essen auf dem Tisch zu sorgen. Sondern auch, dass sie ihre Schulaufgaben erledigen und Dinge dazulernen, dass man ihrem Tag eine Struktur gibt und das Gefühl, dass wir trotz aller Herausforderungen wie der Fels in der Brandung stehen.
Das empfinde ich als extrem herausfordernd, weil das für mich auch bedeutet, in vielen Dingen zurückzustecken, vor allem bei der Arbeit. Meine Arbeit ist für mich Teil meiner Selbstverwirklichung, sie macht mir wahnsinnig viel Freude – und gerade wird mir das ein stückweit genommen.
Davon abgesehen ist auch der ganze Koordinations- und Organisationsaufwand sehr anstrengend. Nicht nur mit meinem Mann, sondern auch mit meinen Mitarbeitern, die auch Kinder haben. Da entstehen zum Teil Abstimmungsketten, die bis zur Oma meiner Mitarbeiterin reichen, vor allem, wenn Dinge nicht im Homeoffice erledigt werden können.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Typische Rituale im Sinne von „abends geh ich immer in die Badewanne“ habe ich nicht.
Wir haben uns aber angewöhnt, dass wir als Familie ganz klar darüber sprechen, wie der Tag abläuft. Dass wir klare Strukturen und Ansagen haben, damit niemand sich verloren fühlt. Wir stehen morgens alle zur regulären Zeit auf (als wenn Schule wäre), frühstücken gemeinsam und besprechen, was heute ansteht. Damit die Kinder genau wissen, wer wann für ihre Schulsachen zur Verfügung steht. Ob das morgens die Mama macht und nachmittags der Papa oder umgekehrt. Ob vielleicht an dem Tag die Oma noch etwas übernimmt, in welchen Zeitfenstern was erledigt werden soll und wo Freiräume sind. Das ist mir total wichtig geworden, weil es uns allen eine Art Sicherheit gibt.
Wenn es darum geht, mich um mich zu kümmern, gucke ich vor allem darauf, dass ich frisch koche, gesund esse und ausreichend Schlaf bekomme. Das klappt auch ganz gut.
Sätze wie „Ich wollt ja eigentlich noch Sport machen“ lass ich im Moment komplett weg. Ich gesteh mir bewusst zu, Dinge nicht zu tun, die noch ein Punkt mehr auf der Tagesordnung wären und für die ich mir aktuell einfach keine Zeit freischaufeln will. Das Neinsagen und Priorisieren von Dingen hilft mir im Moment sehr.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
Für mich sind es Sätze wie „Heiter weiter!“ und „Jeder Schlüpper zählt.“, die mich schon sehr lange begleiten und es immer wieder auf den Punkt bringen.
Wenn gar nichts mehr geht, hilft es mir, mir vor Augen zu führen, dass alles, was getan ist, gut ist und dass ich mich dafür loben kann. Mir selbst zu sagen: „Guck mal, wir haben es geschafft, dass unsere Kinder ihre Schulsachen erledigen, dazulernen, dass unsere Firma weiter besteht, wir als Familie irgendwie da durchkommen“. Das tut gut.
Und ich achte auch darauf, jeden Tag so zu nehmen, wie er ist, statt immer nur auf das große „Uff, wir müssen da noch bis Ende Februar durch“ zu gucken. Das bringt ja nichts. Stattdessen schau ich auf den einzelnen Tag und wie wir diesen möglichst gut gestalten können. Damit fahre ich momentan gut.
Zu Katjas unfassbar tollem Online-Shop „Fräulein K sagt Ja“ kommst du hier.
Stephanie (Software-Entwicklerin und Stresspilotin)
Wie sieht deine aktuelle Lebenssituation aus?
Ich lebe mit meinem Mann und unseren zwei Jungs (7 und 2 Jahre) zusammen in einer Wohnung. Wir sind beide in der Softwareentwicklung in der gleichen Firma tätig und arbeiten im Moment beide im Homeoffice.
Normalerweise arbeite ich 4 Tage pro Woche je 5 Stunden, er 4 Tage je 8 Stunden. Gerade habe ich getestet, ob 5 Tage mit 4 Stunden besser sind, habe aber für mich herausgefunden, dass mir dann der arbeitsfreie Mittwoch fehlt, an dem ich mich mehr auf mich, den Haushalt und die Kinder konzentrieren kann.
Beide Kinder sind aktuell zu Hause, der Große natürlich mit Homeschooling.
Was ist für dich die größte Herausforderung, wenn es darum geht, Arbeit, Kinder und deine eigenen Bedürfnisse (v.a. jetzt während Corona) unter einen Hut zu bringen?
Die größte Herausforderung für mich ist, dass wir gerade alle vier nahezu rund um die Uhr dicht aufeinandersitzen. Ich genieße es normalerweise sehr, mal ganz für mich zu sein. Das war schon vor dem Lockdown schwer, da hatte ich aber wenigstens noch meine eigenen Gedanken im Büro. Jetzt besteht bei allem, was ich tue, ständig die Gefahr einer Unterbrechung.
Es ist auch nahezu unmöglich, mich reinzuhängen, um die Kinder zu unterstützen (z.B. bei den Schulaufgaben) und gleichzeitig konzentriert bei meiner Arbeit zu sein. Vom Haushalt will ich gar nicht anfangen.
Wir haben uns deshalb für einen Teil der Zeit in Schichten aufgeteilt, sodass ich am Morgen zumindest 2 Stunden habe, in denen ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann.
Welche Aktivitäten oder Rituale hast du dir angewöhnt, um dir im Alltag Gutes zu tun und dich um dich zu kümmern?
Damit meine Ich-Zeit nicht komplett verschwindet, stehe ich jetzt jeden Tag vor allen anderen auf, und nehme mir kostbare 5 Minuten Zeit, um ganz allein im Bad zu sein, 10 Minuten zu meditieren und anschließend Tee und Obst fürs Frühstück zu richten. So fühle ich mich befreiter, auch wenn das an manchen Tagen vielleicht die einzige Ich-Zeit bleibt.
Um 10 Uhr ist bei uns große Pause – Knabbereien für die Kinder und Kaffee für Mama und Papa. Da freuen sich alle drauf!
Außerdem haben wir hart daran gearbeitet, dass wir uns nun abwechseln können, um die Kinder ins Bett zu bringen, denn das ist oft eine langwierige Angelegenheit. An meinem „freien“ Abend setze ich mich dann aufs Rudergerät und schaue eine schöne Serie.
Welchen Satz sagst du dir, wenn du gerade total überfordert bist und Gefahr läufst, dich selbst zu vernachlässigen?
Wenn ich total überfordert bin, ist mein Satz „Ich muss hier raus!“
Und das ist es auch, was dann am meisten hilft. An die frische Luft gehen, egal bei welchem Wetter und am allerbesten allein!
Links und Lesetipps zum Artikel „Selbstfürsorge zwischen Lockdown, Homeoffice und Kinderbetreuung: Wie du als Mama in Coronazeiten gut auf dich achtest“
Lesetipps zum tiefer Einsteigen:
- Was Selbstfürsorge wirklich bedeutet und wieso es so viel mehr ist, als ein Bad zu nehmen
- Zwischen Selbstvernachlässigung und Egoismus: Wie du es schaffst, das richtige Maß für deine Selbstfürsorge zu finden
- Wunderwaffe Routinen – Wie du mit den richtigen Gewohnheiten dein bestes Leben gestaltest
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