Möchtest du auch positives Denken lernen, weil du es leid bist, dich von all dem Negativen runterziehen zu lassen? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit kleinen Dingen im Alltag das Schöne im Leben neu entdecken kannst, indem du die Negativtendenzen zu grübeln, zu zweifeln und zu dramatisieren überwindest.

Kennst du das? Du erlebst wundervolle Ereignisse an einem Tag, aber nachts im Bett grübelst du über die eine unangenehme Begegnung oder Sache, die nicht gut gelaufen ist? Oder du ärgerst dich, dass du eine bestimmte Aufgabe auf deiner To-do-Liste nicht geschafft hast – und übersiehst dabei all das, was du abgehakt hast?

Nein, es geht nicht nur dir so.

Es ist längst wissenschaftlich bewiesen, dass wir Menschen dazu neigen, uns von negativen Ereignissen viel stärker beeinflussen zu lassen als von positiven.

In der Psychologie nennen wir diesen Effekt „Negativity Bias“. Auf Deutsch könnte man „Negativitätsverzerrung“ sagen.

In diesem Artikel lernst du, wie du gegen den Negativity Bias deines Gehirns ankommst – damit du wieder anfängst, die kleinen schönen Momente des Alltags mehr zu genießen und dich insgesamt besser zu fühlen.

Bevor wir anfangen: Die Negativitätsverzerrung ist eine Sache, die dein Glück behindern kann. Es gibt noch andere. Mach das kostenlose Quiz und erfahre, was genau deinem Glück im Weg steht.

Was genau ist dieser „Negativity Bias“?

Der Negativity Bias bezieht sich auf die menschliche Neigung, negative Informationen weitaus stärker zu beachten als positive Informationen. Negative Ereignisse rufen schnellere und deutlichere Reaktionen in deinen Gedanken, Gefühlen und Körperfunktionen aus.

Genau diese Vorliebe des Gehirns erklärt, warum wir…

  • intensiver auf unangenehme Ereignisse reagieren als auf angenehme
  • bei Entscheidungen potenziell negative Konsequenzen stärker berücksichtigen als potenziell positive [1]
  • unsere Fehler und Schwächen stärker in den Blick nehmen als unsere Erfolge und Stärken
  • uns eher an das eine Mal erinnern, an dem wir bei unserem Kind oder Arbeitskollegen gereizt reagiert haben (statt uns auf die vielen Momente zu besinnen, in denen wir geduldig, wohlwollend oder liebevoll waren)
  • uns eher an Kritik erinnern als an Lob oder Komplimente oder auch
  • warum schlechte Eindrücke oder negative Stereotype schneller entstehen und weniger leicht aufzulösen sind als positive

Das alles sind typische Beispiele für den Negativity Bias.

Ein uraltes Sprichwort besagt:

„Ein Löffel Teer kann ein Fass Honig verderben, aber ein Löffel Honig macht nichts aus einem Fass Teer“
Russisches Sprichwort

Das liegt daran, dass wir negativen Reizen eben mehr Aufmerksamkeit schenken.

Je mehr Aufmerksamkeit wir einem Reiz oder einer Erfahrung jedoch schenken, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir uns später daran erinnern und ihn tief im Gedächtnis verankern.

So schleicht sich unmerklich eine Verschiebung in deinem Alltag ein: Das, was nervt, anstrengend ist oder frustriert, gerät in den Blick, wird von dir innerlich abgespeichert. All das Gute wird leider nur allzu leicht übersehen.

Klar, dass du – solange du dem Negativity Bias nichts entgegen zu setzen hast, es schwerer hast, das Leben voll zu genießen und die kleinen schönen Momente wirklich wahrzunehmen.

3 Beispiele, wie sich der Negativity Bias im Alltag bemerkbar macht

Negativity Bias in (Arbeits-) Beziehungen

Roy Baumeister, ein Professor für Sozialpsychologie an der Universität Queensland, konnte mit seinen Kollegen zeigen, dass negative Gefühle, schlechte Eltern oder negatives Feedback das Wohlbefinden und die Stimmung sehr viel mehr beeinflussen als gute [2].

Negative Ereignisse (wie die nicht nachgekommene Bitte, den Müll rauszubringen) und Interaktionen (wie ein Streit) haben zudem einen viel stärkeren Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit als die positiven Dinge [3].

Wusstest du beispielsweise, dass Paare, die langfristig zusammen glücklich sind, etwa fünf mal mehr positive Interaktionen haben als negative? Erst bei diesem Quotienten wird der natürliche Negativity Bias ausgeglichen.

Weil wir stark vom Negativity Bias betroffen sind, neigen wir außerdem dazu, eher negativ miteinander zu kommunizieren. Also beispielsweise eher zu sagen, was nicht geklappt oder gefehlt hat bzw. man vermisst oder was eine:n aufregt. Positive Worte und wohlwollende Gesten bleiben allzu leicht auf der Strecke.

Das gilt für den Privat- wie für den Arbeitsbereich.

So schleichen sich unbemerkt Spannungen, Unzufriedenheit oder gar Konflikte ein [4], die eine Beziehung langfristig nachweislich negativ beeinflussen können [5].

Auch negative Stimmungen können sich wie ein Lauffeuer ausbreiten und dich mitreißen [6]. Das hast du sicher selbst schon erlebt, oder? Beispielsweise, wenn du mit einem guten Gefühl zur Arbeit gehst, nur um von der miesen Laune eines Teamkollegen angesteckt zu werden. Auch das hat mit dem Negativity Bias zu tun.

Die Negativitätsverzerrung tritt in ganz unterschiedlichen sozialen Situationen auf – das zeigt eine Studie der Psychologinnen Teresa Amabile und Ann Glazebrook – einschließlich Vorstellungsgesprächen und Leistungsbewertungen am Arbeitsplatz.

Demnach beeinflussen negative Informationen das Bild, das wir uns von anderen Personen und ihrer Arbeit bilden, stärker als positive Informationen, was zu unfairer Beurteilung, Vorurteilen und ungerechter Behandlung führen kann. [7].

Wir fokussieren uns mehr auf negative Produktbewertungen

Wenn du überlegst, dir ein neues Produkt zu kaufen – sei es ein neues Buch oder eine neue Sonnenliege – stöberst du bestimmt auch vorher in den Produktbewertungen.

Auf welchen Kommentar würdest du bei deiner Suche nach einer Sonnenliege mehr achten?

1️⃣ „Die Sonnenliege hatte einige Flecken und wirkte instabil, fast so als wäre sie bereits benutzt worden.“  1 Stern

2️⃣ „Eine fantastische Sonnenliege! Super schön, bequem und stabil.“ 5 Sterne

Ich tippe auf den ersten.

Ein us-amerikanisches Forscherteam fand genau das bei ihren Untersuchungen zum Online-Vertrauen bei Konsument:innen heraus. Sie bewiesen, dass negative Bewertungen im Vergleich zu positiven Bewertungen eine größere Wirkung auf unser Vertrauen in Online-Produkte haben.

Dabei ist es schnurzpiepe, wie viele positive Bewertungen abgegeben wurden.

Eine einzige schlechte Bewertung kann das Vertrauen in ein Produkt stark beeinträchtigen, selbst wenn es viele positive Bewertungen gibt [8].

Medienbeiträge sind überwiegend negativ

Hier ein Autounfall, dort eine Naturkatastrophe. Sei es in den Nachrichten oder den sozialen Medien, überall gibt es negative Botschaften.

Aber warum ist das so? Weil negative Berichterstattung mehr Aufmerksamkeit erregt als positive.

Und da Fernsehsender, Journalist:innen und Social-Media-Accounts natürlich das veröffentlichen, was am gewinnbringendsten ist, setzen sie auf genau diese negativen Ereignisse und Nachrichten und tragen sie in die Welt.

Negativity Bias bei Nachrichtenartikeln 🗞️

Stuart Soroka und seine Kollegen nahmen dieses Phänomen 2019 unter die Lupe. Sie wollten überprüfen, ob sich die Neugier nach negativen Informationen über verschiedene Länder erstreckt.

Hierzu sammelten sie Daten von Teilnehmenden aus 17 Ländern und 6 Kontinenten. Diese wurden gebeten, eine Auswahl von Nachrichtenartikeln zu lesen oder anzusehen. Gleichzeitig wurden ihre psychophysiologischen Reaktionen gemessen, darunter ihre Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit.

Und tätsächlich: Menschen auf der ganzen Welt reagieren im Durchschnitt stärker erregt und aufmerksamer auf negative Nachrichten [9].

Woher kommt unsere Tendenz zum Negativen?

Der Negativity Bias ist ein natürliches menschliches Phänomen und lässt sich evolutionsbiologisch erklären.

Vor Tausenden von Jahren waren unsere Vorfahren unmittelbaren Umweltbedrohungen wie zum Beispiel Raubtieren ausgesetzt. Die erhöhte Aufmerksamkeit für negative bzw. bedrohliche Reize war ein wichtiger Mechanismus zum Überleben.

Dies gilt bis heute: Da Säuglinge noch nicht über so umfangreiche Lebenserfahrungen verfügen, müssen sie vor allem auf die Reaktionen ihrer Mitmenschen achten, um potenziell schädliche Reize zu vermeiden.

Wozu führt negatives Denken langfristig?

Forscher fanden heraus, dass negatives Denken auf Dauer ungute Auswirkungen auf unsere psychische und körperliche Gesundheit haben kann.

Einfluss auf unsere psychische Gesundheit:

Die Psychologin Darlene Goodhart untersuchte, wie unsere Gedanken über belastende Ereignisse unser Wohlbefinden beeinflussen. Die Ergebnisse zeigten, dass positives Denken direkt nach den Gedanken glücklicher macht, aber keinen signifikanten langfristigen Effekt hat.

Negatives Denken dagegen wurde sowohl sofort als auch noch acht Wochen später mit einem geringeren Wohlbefinden in Verbindung gebracht [10].

Eine Metaanalyse zeigte, dass Menschen, die immer wieder in negativen Gedankenschleifen feststecken, Schwierigkeiten haben, ihre Gedanken zu kontrollieren und dass sie unnötige Informationen nicht aus ihrem Gedächtnis entfernen können [11].

Und nicht zuletzt belegen die Psychologinnen Morgan Taylor und Hannah Snyder, dass wiederholtes negatives Denken die Wahrscheinlichkeit erhöht, depressive Symptome und Angstzustände zu erleben [12].

Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit:

Eine Studie der Psychologinnen Laura Kubzansky und Rebecca Thurston hat gezeigt, dass Menschen, die ständig negative Emotionen haben und pessimistisch sind, ein höheres Risiko haben, Herzerkrankungen zu entwickeln.

Negatives Denken führt zu Entzündungen im Körper, einem ungünstigen Cholisterinspiegel und einem gestörten Herzrhythmus – alles Dinge, die das Risiko für Herzprobleme erhöhen [13].

Positiv denken lernen und den Negativity Bias überwinden

Jetzt kommt die gute Nachricht: Du kannst positives Denken lernen und so dem Negativity Bias die kalte Schulter zeigen.

Wie du es schaffst, dich in einem gesunden Maß positiver zu stimmen, die schönen Dinge im Alltag wieder klarer wahrnimmst und dich nicht so stark vom Negativem runterziehen lässt, erkläre ich dir jetzt.

Tipp 1: Identifiziere und widerlege negative Gedanken

Der erste Schritt besteht darin, dir bewusst zu machen, wann negative Gedanken bei dir auftreten.

Schleichen sie sich nach einem Fehler ein? Oder eher, wenn du vor einer Herausforderung stehst? Achte auf deine Gedanken und Gefühle in verschiedenen Situationen.

Sobald du negative Gedanken identifiziert hast, hinterfrage und überprüfe, ob sie wirklich der Realität entsprechen:

🤔 „Ist dieser Gedanke objektiv wahr?“

🕵🏼‍♀️ „Gibt es unumstößliche Beweise, die diesen Gedanken stützen?“. (Oft ist die Antwort darauf NEIN.)

 👓 „Unterliege ich möglicherweise dem Negativity Bias?“. (Darauf wiederum wird die Antwort häufig JA sein.)

Das hilft dir dabei

Wenn du wahrnimmst, dass du wieder in die Falle des Negativity Bias getappt bist, sag dir als erstes innerlich STOPP.

Mache dir bewusst, dass du gerade der Negativitätsverzerrung unterliegst, dich nur auf negative Aspekte fokussierst und dort deine ganze Aufmerksamkeit hinwendest.

Manchmal reicht dieses innerliche „STOPP, hier herrscht Negativity Bias Alarm“, weil du so auch wieder andere Aspekte der Situation siehst.

Die ABC-Methode

Von dort aus steuere deine Gedanken auf konstruktive Weise. Nutze dafür eine Methode zur kognitiven Umstrukturierung, die ABC-Methode von Albert Ellis [14]. Sie besteht aus drei Elementen:

  • Activating experience = auslösende Situation
  • Beliefs = Bewertung der Situation
  • Consequences = Konsequenzen im Fühlen und Verhalten

Beispiel: Der Vortrag von Lisa

Lisa hat heute dem Management ihre neuen Ideen vorgetragen und reflektiert das Geschehene mithilfe der ABC-Methode:

  1. In welcher Situation habe ich mich nicht so gefühlt oder verhalten, wie ich es gerne möchte?“ Die auslösende Situation war, dass eine der Führungskräfte während Lisas Vortrags beim Lesen ihrer Power-Point-Folien ständig die Stirn runzelte.
  2. Was habe ich gefühlt? Welche körperlichen Reaktionen gab es? Wie habe ich mich verhalten?“: Die Konsequenz war, dass sich Lisa klein und hilflos fühlte. Sie wurde plötzlich knallrot und fing an zu zittern. Auch ihr Vortrag änderte sich, da sie vermehrt stotterte, einige wichtige Aspekte vergaß und viel schneller sprach.
  3. Was muss ich gedacht haben, um solche Gefühle, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen auszulösen?“: Lisa ruft sich ihre Bewertungen der Situation in Erinnerung. Sie erinnert sich daran, gedacht zu haben, dass die Führungskraft ihren Vortrag bestimmt total schlecht findet, sie für zu inkompetent hält und deswegen so kritisch schaut.

Mit diesen drei Schritten hat sich Lisa erklärt, wieso sie sich so schlecht fühlte – sie unterlag dem Negativity Bias.

Von hier aus kann sie sich nun fragen, wie sie sich in derselben auslösenden Situation eigentlich fühlen und verhalten möchte. Das wäre die neue Konsequenz. Im nächsten Schritt kann sie sich fragen, welche neuen Bewertungen dafür hilfreicher wären.

  •  „Wie möchte ich mich in einer vergleichbaren Situation zukünftig fühlen und verhalten?“: Lisa möchte sich, wenn jemand während einer ihrer Vorträge die Stirn runzelt, trotzdem selbstbewusst und ruhig fühlen. Zudem möchte sie sich beim nächsten Mal auf die Menschen im Publikum konzentrieren, die ihr ein gutes Gefühl geben.
  •  „Wie sollte/will ich die Situation bewerten, wenn ich mein Wunschgefühl erreichen möchte? Wie kann ein glaubhafter, hilfreicher Gedanke lauten?“: Lisa überlegt sich, dass es hilfreich ist, den kritischen Blick nicht als Indiz dafür zu sehen, dass ihr Vortrag katastrophal ist. Sie will andere, selbstwertdienlichere Alternativen in Betracht ziehen, wie z.B. dass die Führungskraft beim Lesen von Folien die Stirn runzelt, weil ihre Augen nicht mehr die besten sind.

Mache nicht diesen Fehler

„ALLES läuft schief!“, „Ich kann NICHTS“ … Kommen dir solche Gedanken bekannt vor?

Manchmal tendieren wir dazu, Aussagen zu generalisieren:

  • Eine Sache hat nicht geklappt – schon wird nie was klappen.
  • Einmal ist etwas nicht wie erhofft gelaufen – alle Hoffnung ist dahin.

Mach dir klar, dass dein Gehirn gern schwarz-weiß denkt oder katastrophisiert. All das sind aber oft Denkfehler, keine Wahrheiten!

Gerade in Beziehungen ist das sehr wichtig. Selten stimmt es, dass jemand dir noch NIE geholfen hat oder sich IMMER total doof verhält.

Tipp 2: Setze deinen Fokus aufs Positive

In nahezu jeder Situation liegt etwas Gutes verborgen. Manchmal ist es offensichtlich, manchmal darfst du genauer hinschauen. Der Sonnenaufgang, der leckere Kaffee, das Lächeln der Kassiererin.

Es ist wichtig, die Fähigkeit, die kleinen wundervollen Dinge im Alltag wahrzunehmen, zu trainieren, um im Alltag das Positive zu entdecken.

Dieser Blick für das Positive ist wichtig, denn der Negativitätsfokus deines Gehirns führt sonst dazu, dass du dich nur auf die schlechten Sachen konzentrierst.

Das hilft dir dabei

🌞 Leg dir eine kurze Morgenroutine zu: Nimm dir nach dem Aufwachen Zeit, drei Dinge zu benennen, für die du dankbar bist, wiederhole beim Zähneputzen eine positive Affirmation wie „Heute wird ein guter Tag“ oder überleg dir unter der Dusche vor, worauf du dich an diesem Tag besonders freust.

🌴 Mach Mini-Urlaube: Das sind kleine Pausenmomente, in denen du etwas tust, das dir Freude bereitet und deine Akkus auflädt. So schaffst du es in kurzer Zeit, in den Genuss- und Entspannungsmodus umzuschalten.

🧒🏼 Geh mit einem Kinderblick durch deinen Alltag: Kinder staunen über alles Mögliche und bewundern das Alltägliche. Lass dich von ihnen anstecken! Das ist eine Form des Genießens, die sofort positive Gefühle verschafft.

😎 Trainiere deinen optimistischen Blick: Anstatt ausschließlich über das nachzudenken, was bei einer Entscheidung alles schieflaufen kann, schreibe 5 Chancen auf. Also: was könnte die Entscheidung Positives bewirken?

👍🏼 Fokussiere dich auf positives Feedback: Konzentriere dich auf deine Erfolge, auch auf die kleinen, und feiere deine Fortschritte. Führe beispielsweise eine Liste, die du immer dann erweiterst, wenn dir deine Familie, Kolleg:innen oder Freund:innen positive Rückmeldung geben. Schreib positive Rückmeldungen auf kleine Zettel, sammle sie in einem Glas (deinem „Jar of Awesome“), sodass du dir die netten Worte immer mal wieder durchlesen kannst, wenn dein Gehirn mit dem Negativ-Vorschlaghammer um die Ecke kommt.

💫 Schaffe positive Erinnerungen: Plane Unternehmungen, die dir Freude bereiten, sei es ein Kino-Abend mit Freunden oder ein Eis mit deinem Mann zu essen und wecke so positive Emotionen. Denke auch über kleine Gesten der Zuneigung nach mit denen du deinem Umfeld ein Lächeln ins Gesicht zaubern kannst.

✍🏼 Mach einen positiven Tagesrückblick: Rekapitulier am Abend deinen Tag und frag dich „Was war heute schön?“ & „Was habe ich dazu beigetragen?“. Dadurch entwickelst du mehr und mehr ein Gefühl für die schönen Momente und schaffst ein Gegengewicht zum Negativity Bias.

Mache nicht diesen Fehler

Verwechsle diese Art des gesunden positiven Denkens nicht mit toxischer Positivität.

Es geht nicht darum, belastende Gefühle zu verdrängen und dir alles schönzureden.

Was genau der Unterschied zwischen gesundem positiven Denken und toxischer Positivität ist, liest du hier.

Tipp 3: Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt

Unser Alltag ist oft dicht, oder? Die meisten Menschen funktionieren und sind auf Autopilot eingestellt. Oder aufgrund des Negativity Bias damit beschäftigt, über das nachzudenken, was in der Vergangenheit schiefgelaufen ist oder in der Zukunft Sorgen bereitet.

So kriegst du aber nicht mit, was jetzt gerade passiert, wie es dir jetzt gerade geht und dass du jetzt gerade möglicherweise wieder auf den Negativity Bias hereinfällst.

Das hilft dir dabei

✨ Übe dich in Achtsamkeit: Mach im Laufe deines Tages bestimmte Dinge ganz achtsam. Beispielsweise den Geschirrspüler einzuräumen oder zu kochen. Dein Autopilot hat kurz Sendepause und du nimmst deine einzelnen Aktionen richtig wahr.

😮‍💨 Hole dich ins Jetzt und atme: Wenn du merkst, dass du mit den Gedanken nicht im gegenwärtigen Moment bist, lenke deinen Fokus auf das Hier und Jetzt, z.B. durch zwei bis drei bewusste, langsame Atemzüge ins Zwechfell. Das allein hilft bereits, wie die Forscherinnen Laura Kiken und Natalie Shook zeigten. Sie wiesen nach, dass Menschen, die achtsames Atmen praktizieren, kreativer waren, besser Probleme lösen konnten und optimistischer sind – und somit weniger vom Negativity Bias betroffen sind [15].

🦸🏼‍♀️ Fokussiere dich auf deinen Handlungsspielraum: Stell dir die Frage „Was könnte ich jetzt in Bezug auf diese Situation tun?“ Überleg dir mindestens fünf, besser zehn Dinge. Sie können auch vollkommen übertrieben sein oder so, dass du dich das vermutlich nicht traust. Wichtig ist nur, dass du in eine aktive Position kommst, die den Negativity Bias („Hier ist Hopfen und Malz verloren!“) stoppt und deine Selbstwirksamkeit fördert. Überlege dir dann: „Was davon will ich jetzt in Bezug auf die Situation tun?“ 

✅ Checke regelmäßig bei dir ein: Frag dich mehrfach über den Tag verteilt: „Wie geht es mir gerade jetzt in diesem Moment?“ oder „Was würde mir gerade guttun?“, um deinen Fokus auf etwas zu lenken, was du Hier und Jetzt zum Positiven beeinflussen kannst.

🧘🏼‍♀️ Meditiere: Meditationen helfen, den Geist zu beruhigen und bewusster sowie zufriedener im gegenwärtigen Moment zu sein [16].

Mache nicht diesen Fehler

Tu negative Gedanken, Gefühle oder Erfahrungen nicht vorschnell mit dem Negativity Bias und dem Gedanken ab, dass das alles in Wirklichkeit ja gar nicht so schlimm sei.

Denn ja, wir unterliegen häufig dieser Verzerrung und deshalb lohnt es sich, ins Hier und Jetzt zurückzukehren und immer wieder kritisch zu hinterfragen, ob deine Wahrnehmung stimmt.

Zugleich ist der Negativity Bias nicht für alles verantwortlich. Wenn du merkst, dass etwas Negatives wiederholt aufaucht, hat es das verdient, dass du ihm deine Aufmerksamkeit schenkst und genauer hinschaust.

Vielleicht findest du dann heraus, dass da etwas Altes, etwas aus deiner Vergangenheit mitschwingt, das gar nichts mit der aktuellen Situation oder Person zu tun hat – und das es aufzuarbeiten und loszulassen gilt.

Oder du stellst fest, dass du eine Erwartung, einen Wunsch oder ein Bedürfnis hast und dieses gern erfüllen würdest. Zum Beispiel, dass du gern häufiger mit deiner besten Freundin telefonieren würdest, weil ihr in letzter Zeit kaum mehr voneinander gehört habt.

Dann ergeben sich daraus Handlungsoptionen, die du, wenn du alles auf den Negativity Bias geschoben hättest, gar nicht in Betracht gezogen hättest.

Indem du mit deiner Freundin sprichst und deine Wünsche äußerst, könnt ihr gemeinsam Ideen sammeln und eine Lösung finden, die sich für euch beide gut anfühlt.

Und womöglich wird dir dabei auch klar, dass deine Erwartungshaltung nicht (mehr) realistisch ist (viermal pro Woche für mehrere Stunden zu telefonieren, wie ihr es zu Schulzeiten getan habt, ist mit eurer Lebenssituation zwischen Vollzeitjob und Familie wahrscheinlich einfach nicht mehr drin). Und es auch hier darum geht, loszulassen und realistischere Ansprüche zu entwickeln.

Take-Home Message

Wir alle erleben negative Dinge, grübeln, sind traurig oder ärgerlich. Das ist normal und menschlich. Es geht nicht darum, negative Gedanken oder belastende Gefühle nicht mehr zu haben.

Dieser Artikel soll dir vor allem helfen, dir bewusst zu machen, dass wir uns eine Realität als Wahrheit konstruieren, die nicht der Wahrheit entspricht. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt, nämlich eher der des Negativen, des Kritischen, des Schlechten, des Schwierigen, des Sorgenvollen oder des Problematischen. Bist du dir dessen gewahr und nutzt die Tipps, wird es dir viel leichter gelingen, den Fokus immer wieder auf die kleinen positiven Dinge zu richten und das Schöne im Leben zu erleben.

Ich hoffe, dieser Artikel war hierfür hilfreich für dich.

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  • Hattest du vorher schon mal vom Negativity Bias gehört?
  • In welchen Situationen ist dir der Negativity Bias bei dir selbst oder anderen bereits begegnet?
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Linktipps zum Blogartikel: „Positives Denken lernen: Wie du endlich die schönen Dinge im Alltag bemerkst und nicht mehr nur das Negative siehst“  

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Quellen

[1] Negativity Bias am Arbeitsplatz (Entscheidungsprozesse): Rozin, P., & Royzman, E. B. (2001). Negativity bias, negativity dominance, and contagionPersonality and social psychology review5(4), 296-320.

[2] Negativity Bias und negative Ereignisse: Baumeister, R. F., Bratslavsky, E., Finkenauer, C., & Vohs, K. D. (2001). Bad is stronger than goodReview of general psychology5(4), 323-370.

[3] Negativity Bias und Beziehungen (Gewichtung negative Erfahrungen): Gottman, J. M., & Levenson, R. W. (1992). Marital processes predictive of later dissolution: behavior, physiology, and healthJournal of personality and social psychology63(2), 221.

[4] Negativity Bias und Beziehungen (Kommunikationsmuster): Gable, S. L., Reis, H. T., & Downey, G. (2003). He said, she said: A quasi-signal detection analysis of daily interactions between close relationship partnersPsychological Science14(2), 100-105.

[5] Negativity Bias und Beziehungen (Langfristige Auswirkungen): Larson, R. W., & Almeida, D. M. (1999). Emotional transmission in the daily lives of families: A new paradigm for studying family process. Journal of Marriage and the Family, 5-20.

[6] Negativity Bias am Arbeitsplatz (Arbeitsklima): Barsade, S. G. (2002). The ripple effect: Emotional contagion and its influence on group behaviorAdministrative science quarterly47(4), 644-675.

[7]  Negativity Bias am Arbeitsplatz (Feedback und Leistungsbeurteilung): Teresa, M., Amabile., Ann, H., Glazebrook. (1982). A negativity bias in interpersonal evaluation. Journal of Experimental Social Psychology, 18(1):1-22. doi: 10.1016/0022-1031(82)90078-6

[8] Negativity Bias und Produktbewertungen: Yin, D., Bond, S., & Zhang, H. (2010). Are bad reviews always stronger than good? Asymmetric negativity bias in the formation of online consumer trust.

[9] Negativity Bias und Medienbeiträge: Soroka, S., Fournier, P., & Nir, L. (2019). Cross-national evidence of a negativity bias in psychophysiological reactions to newsProceedings of the National Academy of Sciences116(38), 18888-18892.

[10] Negatives Denken und Wohlbefinden: Darlene, E., Goodhart. (1985). Some psychological effects associated with positive and negative thinking about stressful event outcomes: was Pollyanna right?. Journal of Personality and Social Psychology, 48(1):216-232.

[11] Negatives Denken und kognitive Kontrolle: Ulrike, Zetsche., Paul-Christian, Bürkner., Lars, Schulze. (2018). Shedding light on the association between repetitive negative thinking and deficits in cognitive control – a meta-analysis. Clinical Psychology Review, 63:56-65. doi: 10.1016/J.CPR.2018.06.001

[12] Negatives Denken, Depression und Angstzustände: Morgan, M., Taylor., Hannah, R., Snyder. (2021). Repetitive Negative Thinking Shared Across Rumination and Worry Predicts Symptoms of Depression and Anxiety. Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment, 43(4):1-12. doi: 10.1007/S10862-021-09898-9

[13] Negatives Denken und Körper: Kubzansky, L. D., & Thurston, R. C. (2007). Emotional vitality and incident coronary heart disease: Benefits of healthy psychological functioning. Archives of General Psychiatry, 64(12), 1393-1401.

[14] Die ABC-Methode: Ellis, A. (2001). Overcoming destructive beliefs, feelings, and behaviors: New directions for Rational Emotive Behavior Therapy.* Prometheus Books.

[15] Achtsames Atmen und positive Beurteilungen: Kiken, L. G., & Shook, N. J. (2011). Looking up: Mindfulness increases positive judgments and reduces negativity biasSocial Psychological and Personality Science2(4), 425-431.

[16] Meditation und Optimismus: William, C, Daube., Charles, E., Jakobsche. (2015). Biochemical Effects of Meditation: A Literature Review. Undergraduate Research Journal, 1(1):10-.

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Ulrike

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