Du willst gern zur Ruhe kommen und sehnst dich danach, mal so richtig abzuschalten? Dann lies jetzt weiter. Hier verrate ich dir, wie es dir gelingt – und wie kleine Anpassungen in deiner Wohnumgebung dir dabei helfen.
Wer „zur Ruhe kommen“ googelt, findet viele Tipps. Obwohl sie plausibel klingen, ist manches im voll getakteten Alltag gar nicht so leicht umzusetzen, oder?
Das Gute?
Du kannst das Prinzip „äußere und innere Ordnung gehen Hand in Hand“ für dich nutzen!
In diesem Artikel findest du fünf typische Probleme, die das Abschalten und Auftanken erschweren. Für jedes dieser Probleme erfährst du, was es aus psychologischer Sicht so schwer macht, runterzukommen und welche Veränderungen beim Wohnen es dir leichter machen.
1. Problem: Du hast das Gefühl, du bist nie fertig
Hier und da liegt was rum. Das eine muss gewaschen, das andere umsortiert und das Dritte zur Post gebracht werden. Wie soll Frau oder Mann da zur Ruhe kommen? Schwierig!
Das hat mit einem Phänomen aus der Wahrnehmungspsychologie zu tun, der sogenannten Affordanz. Der Begriff wurde Ende der 1970er vom amerikanischen Psychologen James Gibson geprägt [1]. Mit „Affordanz“ wird eine implizite Aufforderung zur Handlung beschrieben, die einem Gegenstand oder einer Situation innewohnt.
Beispiele:
🪑 Ein Stuhl lädt dich dazu ein, dich draufzusetzen
🍫 Eine Tafel deiner Lieblingschoki fordert dich auf, nach ihr zu greifen und sie zu essen
🍼 Ein weinendes Kind fordert dich auf, es zu trösten
🌻 Eine wunderschöne Blume lädt dich ein, an ihr zu riechen oder sie zu bestaunen
Viele dieser Aufforderungen sind bei uns recht ähnlich, wenn wir uns in derselben Situation befinden. Es gibt aber auch Gegenstände und Situationen, bei denen das nicht so ist.
Darüber haben Dr. Tom McClelland und Prof. Dr. Paulina Sliwa einen Artikel geschrieben. Sie untersuchten 2022 Affordanzauffassungen als Grund dafür, dass Hausarbeit bei gemischtgeschlechtlichen Paaren nach wie vor mehr Frauen- als Männersache ist [2].
Das klare Ergebnis: Frauen sehen in Gegenständen eher die Handlung und fühlen sich bemüßigt, etwas zu tun. Für Männer gilt das nicht. Sie sehen den Gegenstand als solches.
🍽️ Dein Partner sieht Geschirr, du Abwasch, der gemacht werden muss.
🌴 Er freut sich auf den Kurzurlaub am Wochenende, du siehst Zugtickets, die gebucht und Koffer, die gepackt werden müssen.
🛀 Dein Partner sieht die Badewanne, du ein Badezimmer, das dringend geputzt werden muss.
Unabhängig von den Geschlechtsunterschieden dürfte es klar sein, dass zur Ruhe kommen schwierig ist, wenn du bei allem, was du siehst, ein schlechtes Gewissen hast, weil noch so viel getan werden sollte oder müsste!
Mit diesen 3 Wohntipps wird das zur Ruhe kommen leichter
#1 Räume Dinge weg, die einen hohen Aufforderungscharakter haben
Gegenstände sollten dich nicht ständig “anspringen” können. Besonders wenn sie dazu neigen, dich zu etwas aufzufordern. Das lenkt ab und hält dich ständig auf Trab.
- Der Laptop im Home Office wandert nach dem Arbeitstag in eine Schublade.
- Pack die Ladekabel in eine hübsche Box im Arbeitszimmer, damit du nicht ständig an Arbeit denkst.
- Hänge einen Vorhang auf, um bestimmte Dinge nicht mehr zu sehen.
Es gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Und zwar im besten Sinne!
Funktioniert selbst im Digitalen: Bestelle Push-Nachrichten ab oder automatische Benachrichtigungen auf dem Handy. Denn wenn die aufploppen, hast du vielleicht auch das Gefühl, antworten zu müssen?!
#2 Weise Dingen einen festen Platz zu
Es ist schlau, Dingen einen festen Platz zu geben. Denn folgt alles einer gewissen Logik, ist es nicht nur einfacher, bestimmte Gegenstände bei Bedarf wiederzufinden (netter side effect 😉). Sie lassen uns auch in Ruhe, wenn wir gerade nichts von ihnen wissen wollen.
- Alle Putzmittel wandern in einem Eimer in den Keller oder in den Schrank unter`m Waschbecken.
- Benutztes Geschirr wird sofort nach dem Gebrauch in die Spülmaschine geräumt.
- Die Taschentücher-Packungen, Sonnenbrillen und Schlüssel sind in dem Schränkchen im Flur gut wiederzufinden und vermitteln trotzdem nicht das Gefühl, man müsste mal wieder aufräumen.
Geh einmal durch deine Wohnung oder das Haus und schau dich um: Welche Dinge fliegen regelmäßig rum und haben bisher keinen fest zugewiesenen Platz, wo sie hingehören, wenn sie nicht in Nutzung sind?
Lege für diese Dinge einen Platz fest!
Damit wir uns nicht missverstehen:
- Dingen einen festen Platz zuzuweisen heißt nicht, alles super ordentlich haben zu müssen!
- Es geht darum, dass dir ein wenig Ordnung zwar helfen soll zur Ruhe zu kommen, jedoch ist es dabei wenig förderlich, wenn dein Zuhause so ordentlich ist, dass deine Familie und Freunde Angst haben, irgendetwas anzurühren.
- Außerdem geht dabei die Lebendigkeit in deinem Zuhause verloren.
Auch die Wissenschaft zeigt, dass wir es mit der Ordnung nicht übertreiben müssen. Eine Studie der University of Minnesota fand beispielsweise heraus, dass Versuchspersonen, die in einem Raum arbeiteten, in dem Bücher und Papiere willkürlich verstreut waren, sich als kreativer und offener Neuem gegenüber zeigten, als die Personen in aufgeräumten Büros [3].
Überflüssige Affordanzen verlernen
So wie Affordanzen gelernt werden, können sie auch verlernt werden. Mach dir dafür ein Prinzip der Achtsamkeit zunutze: Die Trennung von Beobachtung und Bewertung [4]. Es erfordert ein bisschen Übung, aber die Logik an sich ist simpel:
Also machst du dir einfach deinen Tee und gehst wieder aus der Küche.
Ohne Trennung von Beobachtung und Bewertung:
- Du siehst einen Stapel ungespülter Teller in der Küche.
- Sofort fühlst du dich aufgefordert, sie sauber zu machen, auch wenn du keine Zeit, Lust und Energie dazu hast – schließlich sollte es ja dein Kind selbst machen.
- Genervt begibst du dich trotzdem sofort an die Arbeit.
Mit Trennung von Beobachtung und Bewertung:
- Du siehst einen Stapel ungespülter Teller in der Küche.
- Du bemerkst, dass dich das stört, weil es doch die Aufgabe deines Kindes war.
- Du überlegst, dass du die Teller aber noch stehenlassen kannst, bis dein Kind vom Training zurückkommt. Dann wird es den Abwasch selbst machen. Zur Not erinnerst du es noch einmal daran.
- Also machst du dir einfach deinen Tee und gehst wieder aus der Küche.
#3 Richte dir einen echten Wohlfühlort ein
Nutze Affordanzen für dich. Denn Gegenstände können uns ja zu ganz unterschiedlichen Tätigkeiten auffordern.
- Das Buch lädt dich zum Lesen ein, Musik zum Tagträumen.
- Die Yogamatte zum Yogamachen, die Akkupressurmatte zum Entspannen, der Sitzsack zum Einkuscheln oder der Hängesessel zum Ausruhen.
- Das bereitgestellte Aromaöl für die Schläfen zum tief Durchatmen oder der Anti-Stressball zum Durchkneten
- Die Postkarte aus der soulbox „Im Leben geht´s nicht nur um die To Do´s, sondern auch um die Tadaas.“ am Kühlschrank erinnert dich daran, auch mal was für dich zu tun.
Nutze den Aufforderungscharakter von Gegenständen und schaffe einen Ort in deiner Wohnung oder im Haus, der ganz deinen Bedürfnissen entspricht.
Und wenn es nur ein Mini-Eckchen ist.
Vielleicht ist da ein kleines Bücherregal, vielleicht gibt es da eine duftende Kerze oder eine Leuchte mit wunderbar wärmendem Licht. Vielleicht ist die Decke besonders kuschelig oder die Kissen haben die schönste Farbe überhaupt.
Hauptsache es ist NICHTS da, was du nicht magst und VIELES, was dir guttut. Jede Komponente soll dir beim zur Ruhe kommen helfen und dich unterstützen, in die Entspannung zu finden!
Tanja Cappell, bekannt als Frau Hölle, hat sich einen kleinen Self Care Altar zuhause in der Wohnung eingerichtet mit Räucherkerze, Affirmationskärtchen und Kraftstein. All das braucht nicht viel Platz, unterstützt sie aber bei der täglichen Selbstfürsorge.
Im Wohnzimmer meiner Mitarbeiterin Jule hängen Lampions, die ihr sofort gute Laune machen, wenn sie den Raum betritt. So hat sie die Sitzecke mit wenig Kosten und Aufwand in eine kleine Wohlfühloase verwandelt.
📚 Buchempfehlung
- In ihrem Buch „Wohnglück – die Geheimnisse des gemütlichen Wohnens“* teilt die Wohnexpertin Andrea Dittrich bewährte Tricks und Strategien rund ums Einrichten und Dekorieren. Damit wird jedes Zuhause zum absoluten Wohlfühlort!
- Im Buch „Das Wohnfühl-Prinzip – Wohne wie Du’s brauchst und lebe wie Du willst!“* gibt Deutschlands beliebteste Wohnexpertin, Tine Wittler, Anregungen und Tipps zum klüger Wohnen und entspannter Leben. Außerdem beinhaltet das Buch konkrete Anleitungen und Checklisten zur Umsetzung ihres „Wohnfühl-Prinzips“, damit du in deinem Zuhause dauerhaft glücklich werden kannst.
2. Problem: Du musst immer funktionieren
Egal, ob im Job oder in der Familie: Du musst liefern. Alles bitte schnell, mega-effektiv und natürlich fehlerfrei. Wie es dir dabei geht, ist Nebensache.
Es ist kein Wunder, dass du das Gefühl hast, die Tage und Wochen rauschen nur so an dir vorbei. Zeit zum Verschnaufen, zum „zur Ruhe kommen“ oder einfach mal Sein? Fehlanzeige!
Die Wissenschaft rät: Bau dir einen Puffer aus Geborgenheit
Es heißt nicht ohne Grund human-being und nicht human-doing. Wir sind nicht fürs dauerhafte Performen, Schaffen und Tun konzipiert.
Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Positiven Psychologie zeigen, dass positive Gefühle eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, uns vor Stress zu schützen [5] und uns in von Stress geprägten Zeiten widerstandsfähiger zu machen.
Geborgenheit spielt dabei eine große Rolle [6].
Geborgenheit bedeutet, gut aufgehoben zu sein
Zuallererst assoziierst du dieses Gefühl wahrscheinlich mit bestimmten Personen wie deiner Familie oder jahrelangen Freund:innen. Aber auch unsere Umgebung kann einen großen Beitrag dazu leisten, wie geborgen wir uns fühlen.
In manchen Räumen fühlen wir uns sofort wohl und andere wollen wir im Nu verlassen, weil sie uns ein merkwürdiges Gefühl geben. Bestimmt tauchen vor deinem inneren Auge gerade schon Orte und Räume auf, die dich auf die ein oder andere Weise fühlen lassen.
Schon im Jahr 1965 hat der Psychoanalytiker Donald Winnicott in diesem Zusammenhang von einer „holding environment“ gesprochen im Zusammenhang mit Therapieräumen. Ihm zufolge sei wichtig, dass das Behandlungssetting, also der Therapieraum, auch unerträgliche Gefühle aufnehmen und aushalten kann. Er plädierte deswegen für Sitzmöbel, die Halt und Geborgenheit schenken und bequem sind [7]. Dieses Prinzip kannst du natürlich auch zuhause nutzen.
Zur Ruhe kommen und Wohlfühlen: Diese Wohn-Methode macht es dir kinderleicht
Die Raumexpertin Katia Steilemann hat die sogenannte KLOH-Methode entwickelt, die nicht nur dein Badezimmer zu einem Wohlfühlort machen kann [8].
#1 K LOH → Kram
Liegt zu viel Kram rum, der eigentlich nicht ins entsprechende Zimmer gehört?
Miste aus und befreie dich von Dingen, die woanders hingehören, längst abgelaufen oder verklebt sind. Ja, du solltest das Set mit den 12 Badesalzen, die du im Leben nie benutzen wirst, weil du es nicht leiden kannst, in der Badewanne vor dich hinzuschrumpeln, an jemand anderen weitergeben. Auch wenn es ein nett gemeintes Geschenk war. Hier findest du noch ein paar mehr Infos dazu.
#2 K L OH → Laune
Wähle die Räume aus, in denen du dich am meisten aufhältst.
Übung: Welche Laune hat der Raum?
Schritt 1: Betrete die ausgewählten Räume nacheinander und frage dich in jedem „Versetzt mich dieser Ort in Stress oder Entspannung?“
Stress ……………………….. Entspannung
Schritt 2: Sei ein:e Detektiv:in im eigenen Auftrag und finde heraus, woran das liegt.
⬜ zu warm/kalt
◻️ passt farblich nicht (zu grell, zu dunkel etc.)
⬜ zu unordentlich
◻️ [Platz für eigene Ideen]
Schritt 3: Werde erfinderisch und notiere dir 1-2 konkrete Dinge pro Raum, die du ändern willst.
🛏️ Für mehr zur Ruhe kommen im Schlafzimmer: ………….
🛋️ Für mehr zur Ruhe kommen im Wohnzimmer: ………….
🛁Für mehr zur Ruhe kommen im Badezimmer: ………….
Wenn du merkst, dass bestimmte Farben dir besonders gut in die Entspannung helfen, greife das auf jeden Fall in deine Pläne mit auf! Im Schlafzimmer sind z.B. Blau-, Braun, Rosa- und Blaugrüntöne dezent und deshalb besonders gut geeignet. Auch schlichtes Weiß kann Wunder wirken.
Besorge dir Kissen, Bettbezüge oder einen Teppich in dem entsprechenden Farbton und mach es dir wirklich schön! Konzentriere dich für den Anfang vielleicht sogar auf einen Raum, der dir besonders wichtig ist.
#3 KL O H → Ordnung
Hierbei geht es nicht nur darum, ob es ordentlich ist. Vielmehr lautet die Frage “Ist alles in Ordnung?“, „Funktioniert alles?”
Läuft das Wasser richtig ab und spült den Dreck oder die Anspannung damit richtig weg? Tropft der Wasserhahn immer noch x-mal, nachdem das Wasser abgestellt ist? Hat ein Familienmitglied vielleicht viel mehr Platz als andere? (als Hinweis, da könnte was außer Balance geraten sein…) Funktionieren Glühbirnen oder Türscharniere?
Übung: Alles in Ordnung?
Schritt 1: Mach in jedem Raum den Check „Funktioniert hier alles einwandfrei?“
⚪ Ja, auf zum nächsten Raum
⚪ Nein, hier gibt’s was zu tun
Schritt 2: Notiere, was wie repariert werden kann. Teile z.B. nach diesem Muster ein
Muss ich neu kaufen: __,___,___,
Repariere ich sofort selbst: __,___,___,
Repariere ich am Wochenende selbst: ___,___
Macht ein:e Freund:in von mir: __,___,___,
Benötigt eine:n Handwerker:in: __,___,___,
Sind nicht alle Bestandteile funktionstüchtig, nimm die Reparatur in Angriff. Manches kannst du gut selbst machen, bei anderem fragst du deine:n Partner:in oder Nachbar:in, die/der da bewanderter ist. Und bei noch anderem braucht es vielleicht eine:n Handwerker:in.
#4 KLO H → Harmonie
Aufeinander abstimmen sind nicht nur Zauberworte, wenn es um Harmonie in zwischenmenschlichen Beziehungen geht. Auch Räume wirken viel harmonischer, wenn ihre Bestandteile nicht acht- und planungslos zusammengewürfelt wurden, sondern ein wenig Konzept und Liebe dahintersteckt.
Ein Beispiel:
- Du räumst die Fernbedienung und die Konsolen von deinen Söhnen in einer Schachtel unter dem Fernseher zusammen.
- Das bernsteinorangene Sofa macht sich gut vor der kräftig sonnengelben Wand, aber vielleicht bringen die lila Kissen doch einfach zu viel Unruhe rein.
- Die kleinen Zimmerpflanzen platzierst du bewusst an verschieden Stellen im Raum, sodass überall etwas Lebendigkeit entsteht.
Der Psychologe Frank Berzbach bringt es in seinem lesenswerten Buch „Formbewusstsein – eine kleine Vernetzung der alltäglichen Dinge„* auf den Punkt:
„Gestalten wir banale Kleinigkeiten aufmerksam, bringen wir automatisch auch unser Leben in eine harmonische Form.“
Übung: Hapert es noch oder harmoniert es schon?
Schritt 1: Frage dich „Herrscht hier Harmonie“?
⚪ Ja ⚪Nein
Schritt 2: Arrangiere kleine Einheiten thematisch/farblich passend
Schritt 3: Füge Einheiten zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen
Spiele geschickt mit den Dingen, die du schon hast und denke daran, dass es manchmal Kleinigkeiten sind, die bereits einen Unterschied machen.
Das hat Katia in einer kurzen Reportage anhand eines Badezimmers sehr eindrücklich gezeigt. In dieser Doku siehst du ab Minute 6:40 die KLOH-Methode im Einsatz.
📚 Buchempfehlung:
- Barbara Fredrickson beschreibt in ihrem Buch „Die Macht der guten Gefühle„*, wie gute Gefühle uns stärker, gesünder, kreativer machen – wenn sie im richtigen Verhältnis zu negativen Emotionen stehen.
- In „Meine Räume und ich.“* zeigt Katia Steilemann, wie Menschen ihre Psyche und Gesundheit dank richtiger Raumgestaltung boosten können und gibt Tipps, wie jede:r in 4 Schritten zu positiveren Räumen kommt, in denen man sich wohlfühlen und entfalten kann.
3. Problem: Dein Kopf bekommt nie eine Pause & ist dauerhaft on
Stell dir mal folgendes Szenario vor: Am Wochenende wollt ihr eine Gartenparty schmeißen.
Dein Partner freut sich. Wegen ihm können alle Gäste einfach kommen:
💬 “Wir müssen doch nur die Terrasse vorbereiten, oder?”
“Terrasse vorbereiten” – klingt nach einem unkomplizierten, kleinen To Do.
Vor deinem inneren Auge entfaltet sich allerdings eine endlos lange Liste:
- Der Rasen muss gemäht, der Holztisch dringend geschrubbt werden.
- Es werden einige Sitzmöglichkeiten benötigt. Ihr solltet Stühle von innen rausstellen oder die Nachbarn fragen, ob ihr die Bierbänke leihen könnt. Was ist wohl besser?
- Ein bisschen Deko muss auch her. Wo war noch gleich die süße Lichterkette mit den Lampions?
- Die Gäste werden Hunger haben.
- Und Durst.
- Es könnte ein großes Buffet geben. Vielleicht können ja alle etwas mitbringen? Aber ein paar Salate solltest du wohl vorbereiten. Oder übernimmst du lieber die Nachtische?
Ich bin sicher, dass dir das bekannt vorkommt.
Entscheidend ist nicht die Menge der To Do´s, sondern vor allem das „an alles denken müssen“. Das schlaucht.
Mittlerweile gibt es ein Wort dafür: Mental Load, zu deutsch etwa “geistige Belastung”. Damit wird die Last der ständigen unsichtbaren Planungs- und Koordinationsaufgaben und die damit verbundene Verantwortung beschrieben [9].
Kein Wunder, dass viele sich dauerhaft erschöpft vom vielen Denken, Organisieren und Planen fühlen. Total oft sind wir gedanklich mit 1000 Sachen gleichzeitig beschäftigt, weil wir das Gefühl haben, dass sonst gar nichts funktioniert. Der Kopf rauscht, die Gedanken rasen und es ist keine Pause in Sicht.
Befreie dich von mentaler Last: Diese Wohntipps helfen dir!
#1 Schaffe einen Familienkalender an
Wenn du nicht allein lebst, ist es wahrscheinlich, dass ein Teil deiner mentalen Belastung dadurch entsteht, dass du für andere mitdenkst und -planst. Dein Freund und Helfer ist in diesem Fall der Familienkalender. Er hilft, um das bisher Unsichtbare sichtbarer zu machen und aufzuteilen.
- In den Kalender tragt ihr Anstehendes gemeinsam ein.
- Für jedes Familienmitglied gibt es eine Spalte.
- So habt ihr alles gut auf einem Blick und könnt deutlich machen, wer was zu tun hat.
- Dazu gehört natürlich auch, Unliebsames aufzuteilen.
Der Gestaltung des Kalenders sind keine Grenzen gesetzt und besonders schön wird es natürlich, wenn die Spalten künstlerisch etwas personalisiert werden. Sei es durch farbliche Markierungen oder kleine Sticker.
Drei Inspirationen für Familienkalender
- Kauft einen fertigen Familienkalender aus Papier. Mit diesem Familienplaner* von der Content Creatorin Kisu behält jedes Familienmitglied alle To-Do`s im Blick und dank der Sticker in sechs verschieden Farben werden die Aufgaben direkt für jede Person gekennzeichnet.
- Gestalte aus einer Lochplatte selbst einen Familienplaner, der genau zu euch und euren Bedürfnissen passt. YouTuberin Eileena zeigt in diesem Video eine einfach nachzumachende Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Kauf einen bedruckten und wiederbeschreibbaren Familienplaner als Tafel für die Wand. Ob einfache Kreidetafel, Magnettafel oder eine fertig beschriftete und personalisierte Version aus Acrylglas wie diese hier.
Tipp: Oft ist Partner:innen nicht bewusst, was für einen funktionierenden Familienalltag bedacht werden muss. Wie viel kleine Dinge den Laden am Laufen halten. Der Mental Load Test der Initiative „Equal Care Day“ schafft eine gute Grundlage, um zu zeigen, wie die Gedankenlast und Sorgearbeit in der Familie verteilt ist – und wo ihr etwas verändern könnt. Eine Kurzversion des Tests in PDF-Form gibt für das Privatleben gibt es hier, eine Kurzversion für das Team auf der Arbeit hier.
#2 Erstellt How-To-„Rezeptkarten“ & Checklisten
Es gibt nicht umsonst Rezeptkarten. Für leckere Gerichte, die man nicht täglich kocht, hat man alles, was man wissen muss, auf einen Blick verfügbar.
Mach genau dasselbe mit Aktivitäten, die wiederkehren und an die aktuell nur du denkst!
Denn selbst wenn das Fußballtraining eurer Tochter jeden Donnerstagnachmittag leuchtend markiert im Familienkalender eingetragen ist, denkt dein Mann noch nicht automatisch am Dienstagabend daran, die Trikots zu waschen. Und nein, das hat nicht zwangsweise etwas damit zu tun, dass er es nicht will – vielleicht hast du all das bisher so selbstverständlich gemacht, dass es ihm nicht bewusst ist, was alles dran hängt an bestimmten Aufgaben.
Es ist egal, ob du Mindmaps erstellst.
Mein Tipp: Laminiere die Kärtchen. So können die Schritte mit einem Folienstift abgehakt und immer wieder verwendet werden, weil man die Farbe unkompliziert abwischen kann.
Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst, dokumentiere deinen Alltag zunächst für drei bis fünf Tage.
- Was fällt alles an?
- Woran musst du denken, um bestimmte Aufgaben wirklich gut zu erledigen?
- Was gehört alles dazu?
- Schreib jedes Detail auf – auch wenn es dir noch so kleinteilig und unbedeutend erscheint
Damit schaffst du die Grundlage und kannst daraus deine Checklisten oder Mindmaps erstellen.
💡 Aus der Forschung
Studien in den verschiedensten beruflichen Kontexten zeigen, dass Checklisten helfen, um den Folgen von Stress und Ermüdung entgegenzuwirken [10]. Das lässt sich leicht mit Hilfe des Zeigarnik-Effekts [11] erklären, der nach der russischen Psychologin Bluma Zeigarnik benannt wurde. Sie konnte nachweisen, dass unerledigte Handlungen besser im Gedächtnis gespeichert werden als abgeschlossene. Dinge, die offen sind, rauben uns also leichter den Schlaf als diejenigen, an die wir einen Haken machen konnten. Deswegen sind Checklisten schlau. Sie helfen, die offenen Tab in deinem Kopf zu schließen. Und mal ganz nebenbei bemerkt; was ist denn befriedigender als Häkchen an erledigte To Dos zu setzen?
#3 Bau dir ein Familienorganisationssystem auf
Falls du es lieber digital magst, kann ich dir empfehlen ein Familienorganisationssystem auf Trello anzulegen. Das ist ein Projektmanagement Tool, das sich hervorragend für die Verteilung von Aufgaben eignet.
Du kannst zum Beispiel einmalige Erledigungen eintragen und abhaken, wie die „Anmeldung für den Fußballverein“ oder „eine neue Matschhose für den Kindergarten besorgen“.
Trello eignet sich aber auch besonders gut für wiederkehrende Dinge, wie die Termine bei der Logopädin, die Geburtstagsvorbereitungen oder die Standardeinkaufsliste mit Dingen, die man bei jedem Einkauf mitnimmt.
Ich selbst organisiere in meinem Unternehmen nahezu alles mit Trello und nutze es auch für meine gesamte Urlaubsplanung oder größere private Projekte. Du kannst dir Trello für unterwegs als App aufs Handy herunterladen oder auf deinem Computer im Browser öffnen und bearbeiten. So haben alle Familienmitglieder immer sämtliche Aufgaben auf dem (Bild-) Schirm. Die kostenlose Version reicht vollkommen aus.
Hier findest du eine kurze Einführung in Trello.
📚 Buchempfehlung
- Du hast Lust dich noch weiter in die Hintergründe zum Thema Mental Load einzulesen und brauchst mehr Tipps? Ich kann dir “Raus aus der Mental Load Falle”* von der Diplom-Psychologin Patricia Cammarata sehr empfehlen! Im Buch verrät sie, wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt.
- Mit ihrem humorvollen Ratgeber “Ich hab ja sonst keine Hobbys! Schluss mit Mental Load”* möchte Nicole El Salamoni das Thema Mental Load mit Humor sichtbar machen. Dies gelingt ihr durch ihre unterhaltsamen Illustrationen, kurzweilige Geschichten, Tests und Übungen, die zum Nachdenken und Mitmachen anregen.
4. Problem: Du bist erschöpft, deine Akkus sind leer
Wenn dein Gehirn ein Muskel wäre, hätte es entweder einen Krampf oder ständig einen Muskelkater. Du bist im Dauerfokus und hast quasi keine Pausen, um mal richtig zur Ruhe zu kommen oder die Batterien wieder aufzuladen.
Wenn du magst, probieren wir mal kurz was aus. Lass uns einen gedanklichen Spaziergang machen:
Allein die Vorstellung genügt und es passiert was mit uns.
Merkst du das auch?
Der Kopf wird freier, der Körper entspannt etwas und der Akku lädt ein klitzekleines bisschen.
Wissenschaftler:innen sprechen von Soft Fascination
Bereits 1995 untersuchte der Psychologe Stephan Kaplan die erholsamen Effekte der Natur auf den Menschen. Er unterscheidet unter anderem zwischen hard fascination und soft fascination [12].
Was letztere Form der Aufmerksamkeit auszeichnet, ist, dass sie nicht so anstrengend ist. Die Konzentration kann problemlos aufrechterhalten werden und gleichzeitig wird Raum zum Reflektieren geboten. Durch diesen Prozess des sanften, mentalen Umherschweifens zwischen Umgebung und Reflexion werden kognitive Ressourcen aufgefrischt.
Stelle es dir vor, wie bei deinem Handyakku. Wenn du dein Handy den ganzen Tag über intensiv nutzt, musst du es viel schneller wieder an das Ladegerät hängen und genauso ist es auch bei deinem mentalen Akku. Hast du einen dichten Alltag, in dem du dauerhaft konzentriert und fokussiert arbeitest, dann werden deine Batterien auch schneller leer. Je intensiver du jedoch Dinge erledigst, desto wichtiger ist es auch, die Akkus aufzuladen, um dann zur Ruhe zu kommen.
Hierfür kannst du dir die soft fascination zu Nutze machen, indem du zum Beispiel
🌳 raus in die Natur gehst,
🌅 einen Sonnenuntergang anschaust,
⛰️ in die Berge oder ans Meer fährst,
🐦 dich in einen Park setzt oder
🪟 ganz einfach für ein paar Minuten aus dem Fenster schaust.
Dadurch werden deine mentalen Batterien wieder aufgeladen.
Einmal aufladen, bitte: Mit diesen Wohntipps zu neuer Energie
#1 Mehr Grün in die Zimmer
Ein international aufgestelltes Team von Psycholog:innen untersuchte 2014 die Effekte von Zimmerpflanzen in Büroräumen und fand Erstaunliches: Grünere Büros sorgen im Vergleich zu Zimmern ohne Pflanzen für eine allgemein positivere Einstellung der Umgebung gegenüber. Konkret äußert sich dies beispielsweise in einer höheren Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz und einer verbesserten Konzentrationsfähigkeit. Außerdem wird die Luftqualität besser eingestuft [13].
Was im Büro wirkt, funktioniert auch zuhause. Fahr bei Gelegenheit in einem Gartencenter vorbei. Oder vielleicht haben Freunde Ableger ihrer Lieblingspflanzen zu verschenken? Auf Instagram gibt es viele Plantfluencer, wo du dir Anregungen holen kannst, z.B. @marienova, @pflanzen.vaddi oder @ohtheplacesyoull_grow.
Konkrete Zimmerpflanzen-Tipps:
- 5 Zimmerpflanzen für Räume mit wenig Licht: Bogenhanf, Efeutute, Monstera, Glücksfeder, Grünlilie
- 5 Zimmerpflanzen, die wenig Wasser brauchen: Aloe Vera, Elefantenfuß, Kakteen, Schmetterlingsorchideen, Yucca
- 5 Zimmerpflanzen für Menschen ohne grünen Daumen: Bambus, Geldbaum, Drachenbaum, Luftpflanze, Philodendron
#2 Mach deinen Screen zum Wald
Es gibt eine Oberfläche, auf die starren die meisten von uns modernen Menschen eine beträchtliche Anzahl an Stunden pro Tag.
Richtig, es sind die Bildschirme.
Grundsätzlich ein klarer Fall von hard fascination. Also intensiver, gebündelter Fokus auf eine kleine Fläche mit wenig Raum für Reflexion. Hierbei werden Ressourcen verbraucht, nicht aufgeladen.
Aber es wäre doch gelacht, wenn wir uns unsere Screens nicht irgendwie zu Nutze machen könnten.
Egal, ob am Laptop oder dem Smartphone: den Sperr- und Home-Bildschirm bestimmst du selbst.
Stöbere deine Bildergalerie durch. Bestimmt findest du ein paar schöne Bilder vom letzten Ausflug in die Natur. Such dir eines aus und ändere die Standard-Einstellung, um dir etwas mehr Entspannung zu schenken.
Wenn dir ein bestimmter Ort vorschwebt, an dem du noch nicht warst, empfehle ich dir Unsplash, wo du kostenlos Bilder suchen und herunterladen kannst. Mit Suchbegriffen wie „hohe Berge“, „Frühlingswald“ oder ganz schlicht „See“, wirst du tolle Fotos finden. Oder du nutzt die vorgegebenen Kategorien wie „Natur“ oder Schlagwörter, die jedem Foto beigefügt sind, wenn dir ein bestimmtes Bild von der Stimmung her gefällt.
Natürlich muss die Nutzung der Bilder zum zur Ruhe kommen keineswegs auf den Screen begrenzt sein: Drucke einige aus und hänge sie dir an den Kühlschrank oder im Bad neben den Spiegel.
Da siehst du es regelmäßig und kannst dir unbewusst immer wieder eine Portion Erholung abholen.
Vielleicht ist sogar an der Wand hinter deinem PC noch Platz für ein großes Naturbild?
Falls du dich fragst, ob das was bringt? Jaaa!
💡Eine Studie des VU University Medical Center Amsterdam fand heraus, dass bereits das fünfminütige Betrachten von Naturbildern die Erholung vom Stress unterstützen kann. Das zeigte sich bei den Proband:innen unter anderem durch eine erhöhte Aktivität des Parasympathikus [14].
#3 Ab nach draußen
Nicht immer haben wir dafür die Zeit, nicht immer haben wir einen Wald oder Garten direkt vor der Haustür. Meistens können wir uns die Zeit aber bewusst nehmen; ein Zeitfenster für einen Ausflug, einen Spaziergang oder zumindest etwas Zeit draußen freihalten.
Denn wenn wir uns wirklich draußen in der Natur aufhalten und bewegen, sind die positiven Effekte der soft fascination gut nachweisbar [15,16].
Plane in der nächsten Woche einen Spaziergang nur für dich, um mal ganz alleine mit deinen Gedanken und Gefühlen zu sein. Oder schnapp dir eine Freundin oder deine Familie und macht euch einen richtig schönen Tag in der Natur!
📚 Buchempfehlungen:
- “Waldbaden”* von Anna Cavelius und der Achtsamkeitstrainerin Annette Bernjus beschreibt die 10 Zutaten, die uns helfen, in der Natur wieder zu uns selbst zu finden und von Stress und Eile abzugrenzen. Was in Japan längst zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge gehört, ist für viele von uns noch Neuland.
- „Das kleine Buch vom achtsamen Leben“* von Patrizia Collard bietet Wissen und Inspiration zum Thema Achtsamkeit. Außerdem enthält es kleine Achtsamkeitsübungen für den Alltag, durch die du mit sehr geringem Zeitaufwand zur mehr innerer Klarheit, Gelassenheit und Ruhe finden kannst.
- Falls du eher für Romane zu haben bist, kann ich dir das Buch „Der Gesang der Flusskrebse“* empfehlen. Es handelt von dem Mädchen Kya, dass von ihrer Familie verlassen wurde und als Einsiedlerin in der Wildnis zwischen Salzwiesen und Sandbänken aufwächst und dort voller Neugier die Natur erforscht. Durch ihre bildreiche Sprache ermöglicht die Autorin Delia Owens es ihren Leser:innen, in die schöne und raue Natur des Handlungsortes einzutauchen.
5. Problem: Dich haben Sorgen und Ärger im Griff
Hast du das Gefühl, manchmal ist es zu vollgestellt, ein bisschen zu eng und verstaubt, um Neues zuzulassen?
Ich frage hier nach deinem Inneren…
💭 Hängen da ein paar Sorgen fest oder klebt noch eine Portion Ärger aus der letzten Woche an den Wänden deines Selbst?
🙇🏼♀️ Machen dir bestimmte (alte) Gedanken und Gefühle es schwer, zur Ruhe zu kommen?
Nicht selten schlägt sich die Tendenz zum Festhalten auch in unserer Art zu Wohnen nieder.
Die Aufräumtrainerin Hideko Yamashita aus Japan bemerkte, dass wir lediglich 20 Prozent unserer Habseligkeiten in 80 Prozent der Zeit nutzen [17]. Mit zu vielen verstaubten Erinnerungsstücken und unverwirklichten alten Vorsätzen bleibt jedoch kein (Frei-)Raum für’s Durchatmen und Abschalten.
Egal, ob Chaosliebende oder Ordnungsfreak, in der Fachliteratur und in Ratgebern zum Thema (Un-) Ordnung sind sich alle einig: Uns geht es besser, wenn wir uns mit einer geringeren Anzahl an schönen Dingen umgeben.
Vielleicht verstehst du sofort, wieso dieser Hack dabei sein muss. Vielleicht denkst du aber auch:
“Ach was, ein wenig Krimskrams hier und da und die ein oder andere Chaosecke haben mir noch keinen Zacken abgebrochen.”
Deswegen lass mich wissenschaftlich untermauern, was hier zu holen ist:
- Mehr physischer Freiraum ermöglicht es uns, uns zu entspannen und klarer zu denken [18].
- Zwanghafte Gedanken über die Zukunft und die Vergangenheit nehmen ab [18].
- Eine sortierte Umgebung hilft uns, uns auf die wichtigsten Gedanken zu konzentrieren [19].
- Und wir reduzieren dadurch sogar Gefühle von Verzweiflung und können ein psychisches Aufblühen hervorrufen [20].
Lasse los und schaffe Freiraum: Mit diesen Wohntipps gelingt es viel leichter
Beim Ausmisten und Aufräumen zeigt sich besonders deutlich, dass innere und äußere Ordnung Hand in Hand gehen. Das Loslassen im Außen kann wiederum zu mehr Gelassenheit im Inneren führen.
Bekanntermaßen steckt im Begriff Gelassenheit auch das Wort „lassen“. Wenn du also Dinge gehen lässt, kannst du dadurch auch die Sorgen und Gefühlen loslassen, die möglicherweise damit verbunden sind, statt an diesen zu haften zu bleiben. Außerdem kannst du den gewonnenen Platz nutzen, um den wirklich wichtigen Dingen im Leben mehr Raum zu schenken, wie deiner Gesundheit oder Zeit mit deiner Familie.
#1 Lass los, was du nicht benutzt
Wenn du von den sieben Töpfen im Küchenschrank vier nie benutzt, weil die anderen drei schon alle relevanten Größen abdecken – na, dann weg mit den vier ungenutzten.
Es wird schön sein, nicht immer drölf Töpfe und Deckel beiseite stellen zu müssen, bevor du an den einen rankommst, den du wirklich benutzen wolltest.
#2 Lass los, was du nicht brauchst
Wenn du merkst, dass du von deinen neunzehn Winterpullis zwar alle mal gelegentlich anziehst, aber acht eigentlich völlig reichen – na, dann befreie deinen Schrank von der Last der übrigen elf.
Dann quillt der Schrank nicht völlig über, die Gefahr für Motten sinkt und du findest die Teile, die du tragen willst, viel schneller.
Falls du dir nicht sicher bist, was du vielleicht doch noch irgendwann, in irgendeiner Situation gebrauchen könntest, die vielleicht sowieso nie eintreten wird, dann merke dir: Dinge, bei denen sich ein „vielleicht“ regt, können weg.
#3 Lass los, was dir keine Freude bereitet
Wenn du die bestickten Geschirrtücher mit den Kätzchen noch nie wirklich mochtest und dir die zugehörigen Tischsets nicht die geringste Freude bereiten – na, dann gib sie an jemanden weiter, der oder die sich mehr darüber freut.
Auch wenn deine Schwiegermutter sie mit Eifer und Liebe verziert hat: Den Platz kannst du wirklich besser gebrauchen. Und im Fall der Fälle erzählst du ihr halt, deine eine Freundin wäre so von dem raffinierten Design begeistert gewesen, dass du sie ihr einfach nicht verweigern konntest.
Ein wenig spielerischer Ansporn, um so richtig loszulegen
- Nutze die 12-12-12-Methode*,bei der du im ersten Schritt ein Dutzend Dinge wegschmeißt, im zweiten Schritt ein Duzend Dinge spendest und im dritten ein Dutzend Dinge ihrem eigentlichen Besitzer zurückgibst [17].
- Druck dir die fix und fertig vorbereitete 30-Tage-Ausmist- und innere Ballast-Loswerde-Challenge aus und belohne dich am Ende, wenn du die 30 Tage durchgezogen hast.
- Oder mach gar das Minimalismus-Spiel, bei dem am Ende 465 Dinge aussortiert werden, weil du dich über 30 Tage hinweg kontinuierlich beim Ausmisten steigerst. An Tag 1 kommt eine Sache weg, an Tag 2 dann zwei, Tag 3 sind es schon drei – you get the idea 😃. Für mich hieß das: An Tag 2 habe ich eine Glasschüssel mit Sprung entsorgt und ein viel zu großes, unhandliches Salatbesteck, an Tag 7 abgelaufene Gewürze und an Tag 28 habe ich achtundzwanzig Kleiderbügel zurück in die Wäscherei gegeben. Du musst natürlich nicht im Analogen bleiben: auch Dokumente und Bilder auf deinem Handy oder PC zählen dazu und machen es dir gegen Ende der Challenge leichter, größere Mengen auszumisten.
📚 Buchempfehlungen:
- “Weniger haben, mehr leben”* ist ein autobiografischer Roman von Cait Flanders. Sie erzählt, wie sie ein ganzes Jahr lang minimalistisch lebte. Dabei geht es nicht nur darum, physischen Ballast loszuwerden, sondern sie entdeckte auch, dass das Leben mehr zu bieten hat als alles, was man kaufen kann. Dieses Buch tut einfach gut und macht Lust, mehr Freiraum im eigenen Wirrwarr namens Leben zu schaffen.
- „Alles in Ordnung“* von Marie Kondo ist ein Klassiker. Mithilfe von Checklisten, visuellen Anleitungen und grundlegenden Tipps führt sie dich zielsicher durch die einzelnen Schritte des Entrümpelns.
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Links und Lesetipps zum Blogartikel: „Zur Ruhe kommen: Warum dir Abschalten schwerfällt und wie Wohnen dabei hilft“
📚 Lesetipps zum tiefer Einsteigen:
- Mental Load: Die unsichtbare Stressfalle und wie du ihr entkommst
- Unnötiger Ballast: Warum du dein Leben entrümpeln solltest und wie es dir in Rekordzeit gelingt
- 5 ultimative Tipps für dein Aufräumsystem: Wie du leichter Ordnung schaffen kannst und endlich mehr Zeit für dich gewinnst
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Quellen
[1] Prägung des Begriffs Affordanz: Gibson, J.J. (1977). The Theory of Affordances. In R.Shaw and J. Bransford (Hrsg.) Perceiving, Acting, and Knowing. Toward an Ecological Psychology (S. 68-82). Lawrence Erlbaum Associates.
[2] Genderspezifischer Aufforderungscharakter: McClelland, T., Sliwa, P. (2022). Gendered affordance perception and unequal domestic labour. Philosophy and Phenomenological Research. https://doi.org/10.1111/phpr.12929
[3] Unordnung macht kreativ: Vohs, K. D., Redden, J. P., & Rahinel, R. (2013). Physical Order Produces Healthy Choices, Generosity, and Conventionality, Whereas Disorder Produces Creativity. Psychological Science, 24(9), 1860-1867. https://doi.org/10.1177/0956797613480186
[4] Trennung von Beobachtung und Bewertung. Kabat-Zinn, J. (2003). Mindfulness-based stress reduction (MBSR). Constructivism in the Human Sciences, 8(2), 73-83.
[5] Positive Gefühle als schützender Puffer: Waters, L., Algoe, S. B., Dutton, J., Emmons, R., Fredrickson, B.L., Heaphy, E., Moskowitz, J. T., Neff, K., Niemiec, R., Pury, C. & Steger, M. (2022). Positive psychology in a pandemic: buffering, bolstering, and building mental health. The Journal of Positive Psychology, 17(3), 303-323. https://doi.org/10.1080/17439760.2021.1871945
[6] Geborgenheit als bedeutendes, positives Gefühl: Mogel, H. (2016). Geborgenheit: Quelle der Stärke. Springer-Verlag.
[7] Holding Environment: Winnicott, D. W. (1965). The maturational processes and the facilitating environment: Studies in the theory of emotional development. Routledge.
[8] Die KLOH-Methode: Steilemann, K. (2023, 5.12.). Gesunde Psyche trotz Corona-Stress. https://www.steilemann.com/post/gesunde-psyche-trotz-corona-stress.
[9] Mental Load: Dean, L., Churchill, B. & Ruppanner, L. (2022). The mental load: building a deeper theoretical understanding of how cognitive and emotional labor overload women and mothers. Community, Work & Family, 25(1), 13-29. https://doi.org/10.1080/13668803.2021.2002813
[10] Vorteile von Checklisten: Hales, B. M., & Pronovost, P. J. (2006). The checklist—a tool for error management and performance improvement. Journal of critical care, 21(3), 231-235. https://doi.org/10.1016/j.jcrc.2006.06.002
[11] Der Zeigarnik Effekt: Zeigarnik, B. (1927): Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen. Psychologische Forschung 9, 1–85.
[12] Aufmerksamkeitsrestaurationstheorie: Kaplan, S. (1995). The restorative benefits of nature: Toward an integrative framework. Journal of Environmental Psychology, 15(3), 169–82. https://doi.org/10.1016/0272-4944(95)90001-2
[13] Mehr Ausgeglichenheit durch Pflanzen im Zimmer: Nieuwenhuis, M., Knight, C., Postmes, T. & Haslam, S. (2014). The Relative Benefits of Green Versus Lean Office Space: Three Field Experiments. Journal of Experimental Psychology. Applied, 20(3), 199–214. https://doi.org/10.1037/xap0000024
[14] Naturbilder zu Erholung: Van den Berg MMHE, Maas J, Muller R, Braun A, Kaandorp W, Van Lien R, Van Poppel MNM, Van Mechelen W, Van den Berg AE (2015). Autonomic Nervous System Responses to Viewing Green and Built Settings: Differentiating Between Sympathetic and Parasympathetic Activity. International Journal of Environmental Research and Public Health, 12(12), 15860-15874. https://doi.org/10.3390/ijerph121215026
[15] Förderung mentaler Gesundheit durch Zeit in der Natur: Deyo, A., Wallace, J., & Kidwell, K. M. (2023). Screen time and mental health in college students: Time in nature as a protective factor. Journal of American College Health, 1-8. https://doi.org/10.1080/07448481.2022.2151843
[16] Stressreduktion durch Zeit im Grünen: Kondo, M.C., Jacoby S.F., & South E.C. (2018). Does spending time outdoors reduce stress? A review of real-time stress response to outdoor environments. Health & Place, 51, 136-150. https://doi.org/10.1016/j.healthplace.2018.03.001
[17] 80% der Dinge in 20% der Zeit und die 12-12-12 Methode: Yamashita, H. (2020). Dan-Sha-Ri: Überflüssiges loswerden, das Leben aufräumen.* Heyne.
[18] Entspannung und Ruhe durch äußere Ordnung: Jain, V. K., Gupta, A., & Verma, H. (2023). Goodbye materialism: exploring antecedents of minimalism and its impact on millennials well-being. Environment, Development and Sustainability, 1-27. https://doi.org/10.1007/s10668-023-03437-0
[19] Mentaler Fokus durch Ordnung: Kasser, T., Richard, M. R., Charles, E. C., & Kennon, M. S. (2004). Materialistic values: Their causes and consequences. In T. Kasser & A. D. Kanner (Hrsg.) Psychology and consumer culture: The struggle for a good life in a materialistic world (S. 11-28). American Psychological Association. https://doi.org/10.1037/10658-002
[20] Mentales Aufblühen durch Ordnung: Kang, J., Martinez, C. M. J., & Johnson, C. (2021). Minimalism as a sustainable lifestyle: Its behavioural representations and contributions to emotional well-being. Sustainable Production and Consumption, 27, 802–813. https://doi.org/10.1016/j.spc.2021.02.001
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Ulrike
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Ein Supersartikel! Die verweise auf wissenschaftliche Hintergründe, Beispiele für To-do Listen etc. und überhaupt aufhellend und smart formuliert.
Hallo Morris,
danke für deine Rückmeldung! Ich freu mich von Herzen, dass dir der Artikel gefallen hat und du etwas für dich rausziehen konntest 🤗.
Viele Grüße,
Ulrike