Neulich hatte ich ein Coaching mit einer Führungskraft. Er sah seinen Job nicht als Beruf, sondern vielmehr als Mission: Die 12-Stunden-Arbeitstage zogen sich endlos dahin und ihn überfielen plötzlich vorher nie gekannte Zweifel am Sinn seines Tuns. Am schlimmsten empfand er jedoch die Müdigkeit und Kraftlosigkeit: Er berichtete von einer bleiernden Schwere in den Gliedern bereits morgens nach dem Aufstehen, die sich weder durch eiskaltes Duschen, noch durch mehrere Tassen Kaffee vertreiben ließ. Er hatte das befremdende Gefühl, wie eine Maschine zu funktionieren und sich selbst nur noch von außen, als Beobachter zuzusehen. Wenn er abends oder nachts nach einem langen Arbeitstag völlig erschöpft ins Bett fiel, konnte er dennoch nicht einschlafen. Stattdessen lag er grübelnd wach, von einer fortdauernden Unruhe erfüllt. „Einfach durchhalten, das geht auch wieder vorbei“, dachte er. So ganz sicher scheint er sich aber nicht gewesen zu sein – sonst hätte er den Weg in das Coaching nicht gesucht.

Kommen dir Teile dieser Beschreibung bekannt vor? Vielleicht fragst du dich bereits selbst: Bin ich einfach nur ein bisschen überarbeitet? Oder stecke ich schon mittendrin, im Burnout? In diesem Artikel möchte ich dir helfen, diese Fragen zu beantworten und herauszufinden, ob du besonders Burnout gefährdet bist. Außerdem erfährst du natürlich, wie du dich bestmöglich schützen kannst.

Burnout ist in aller Munde – aber was genau ist das eigentlich?

In den vergangenen Jahren gab es wenig, was so viele Titelstories, Bücher, Reportagen oder Artikel hervorgebracht hat wie Burnout. Zahlreiche prominente Fälle unter weltweit bekannten Sportlern (wie beispielsweise Profifußballer Jan Simák oder Skispringer Sven Hannawald), Popstars (wie z.B. Mariah Carey) oder Politikern (z.B. der deutsche Ministerpräsident Matthias Platzeck), die deswegen ihre Karriere beenden oder zumindest zeitweise auf Eis legen mussten. Nichtsdestotrotz tun sich mit der genauen Begriffsbestimmung selbst Experten schwer. Was genau ist also Burnout? Und was sind die Anzeichen für einen Burnout?

Die vom englischen „to burn out“ = „ausbrennen“ stammende Bezeichnung lässt sich am besten beschreiben als eine totale körperliche und emotionale Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung. 

Der Begriff wurde erstmals Mitte der 1970er Jahre durch den Psychoanalytiker Herbert Freudenberger geprägt, der Burnout als das „Nachlassen bzw. Schwinden von Kräften oder Erschöpfung durch übermäßige Beanspruchung der eigenen Energie, Kräfte oder Ressourcen“ (1974) beschreibt. Kurz danach konkretisierte die amerikanische Forscherin Christina Maslach (1984) drei Hauptkriterien von Burnout, die heute noch als gültig angesehen werden. Für sie ist das Ausbrennen gekennzeichnet durch:

1. Emotionale Erschöpfung: Du bist ausgelaugt, hast das Gefühl von den Anforderungen deines Berufs überfordert zu sein, fühlst dich leer, entmutigt, zeigst nur noch gedämpfte emotionale Reaktionen und wenig Mitgefühl.
2. Depersonalisierung (Entfremdung):  Du bringst deinen Kollegen eine distanzierte und zynische Haltung entgegen, beteiligst dich weniger an Gesprächen und siehst Menschen, die dir begegnen, als Objekte an.
3. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit: Du hast das Gefühl, keine Erfolge mehr zu erzielen und fühlst dich nicht mehr im Stande, Verantwortung zu tragen. Du resignierst, zweifelst am Sinn deiner Arbeit und bist nur noch eingeschränkt leistungsfähig.

Nachdem du nun ungefähr weißt, was mit Burnout gemeint ist, wollen wir uns nun der viel wichtigeren Frage widmen: Sind manche Personen geradezu prädestiniert fürs Ausbrennen? Und gehörst du zu dieser Risikogruppe?

Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Burnout ist heimtückisch. Er schlägt nicht nur bei Schwachen, Jammerlappen, Weicheiern oder Warmduschern zu. Und genauso wenig nur bei egomanischen Managern, die ihre Karriere über alles stellen.

Da das Phänomen bei Lehrern, Ärzten, Sozialarbeitern und Krankenschwestern erstmals und über längere Zeit auch verstärkt entdeckt wurde, ging man lange Zeit davon aus, dass Menschenkontakt und hohes Engagement maßgeblich fürs Ausbrennen verantwortlich sind.

Nach und nach wurden jedoch immer mehr Berufsgruppen als Burnout gefährdet eingestuft. So fanden die Psychologen Daniel Beal und John Trougakos der Universität Toronto sowie Christine Jackson von der Purdue Universität ein besonders hohes Burnout Risiko bei Journalisten, Krankenhausmitarbeitern, Sozialarbeitern, Anwälten und Servicemitarbeiter. Die Autoren suchten nach gemeinsamen Merkmalen dieser Tätigkeiten und kamen zu der Schlussfolgerung, dass alle diese Menschen nach außen eine neutrale Fassade wahren müssen – unabhängig von ihrer eigentlichen Befindlichkeit. „Seine Gefühle unterdrücken zu müssen, kostet die Leute Energie – und die fehlt Ihnen an anderer Stelle, etwa bei Arbeitsaufgaben, die sie täglich zu bewerkstelligen haben“, sagt Daniel Beal. (Hier kannst du die komplette Studie nachlesen.)

Grund für das verstärkte Auftreten des Ausbrennens sind also nicht einzelne, besonders belastende Tätigkeiten, sondern vielmehr ein genereller Anstieg an Arbeitsbelastung und Beanspruchung bei gleichzeitig schwindendem Ressourcenhaushalt. Dauerhafte Präsenz, Überstunden, ständige Erreichbarkeit, Jobunsicherheiten und die Notwendigkeit, dich tagtäglich zu beweisen, erhöhen den Druck. Der Stress nimmt für dich und alle anderen Beschäftigten stetig zu. Zumindest gefühlt. Wenn dann jegliche Freude verloren geht, du schlechter schlafen kannst, gereizter, unkonzentrierter, frustrierter wirst und du eine Art Ohnmacht spürst, reagiert dein Körper nur auf dein inneres Unwohlsein, deine angeknackste Seele, die schon länger leidet.

Damit es bei dir nicht so weit kommt, habe ich hier für dich äußere Umstände und Arbeitsbedingungen identifiziert, die das Ausbrennen auch bei dir begünstigen können, wie zum Beispiel:

  • eine hohe Arbeitsbelastung
  • mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel, Zeit),
  • fehlendes oder wenig positives Feedback,
  • ständige Konfrontation mit Problemen z. B. durch Kunden, Klienten, Schüler, etc.,
  • keine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben,
  • zu hohe oder unklare Erwartungen und Zielvorgaben,
  • Zerrissenheit zwischen den Erwartungen des Chefs, der Mitarbeiter oder Kunden,
  • mangelhafte Arbeitsorganisation, Strukturen und Rahmenbedingungen,
  • schlechte Teamarbeit, Konflikte, Kompetenzgerangel,
  • Überforderung durch zu komplexe oder sich ständig ändernde Aufgaben,
  • geringer Verdienst (hauptsächlich in Non-Profit-Organisationen) und die darin gesendete Botschaft: „Deine Arbeit ist nicht viel wert!“,
  • drohender Arbeitsplatzverlust

Die Aufzählung ist weder vollständig, noch gibt es eine bestimmte Anzahl an Bedingungen, die zum Ausbrennen führen – vielmehr erhöhen sie das Risiko dafür.

Interessant ist doch, dass nicht Jeder, der unter diesen Arbeitsbedingungen arbeitet, im Burnout landet. Warum brennt der eine aus, während der andere scheinbar immun dagegen ist, obwohl er in derselben Abteilung arbeitet und mit den gleichen Umständen zu kämpfen hat?

Gibt es eine Burnout-Persönlichkeit?

Das führt unmittelbar zu der Frage, ob es bestimmte Persönlichkeiten gibt, die besonders Burnout gefährdet sind.

Meine Antwort ist eindeutig: NEIN, gibt es nicht. Für mich ist es weder möglich, noch wünschenswert, DIE Burnout-Persönlichkeit zu identifizieren. Trotzdem ist es nicht zu leugnen, dass Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle spielen und das Ausbrennen begünstigen – oder auch verhindern können. Dabei handelt es sich um Charakterzüge, die in nahezu jedem Menschen – also auch in dir und mir – vorhanden sind; nur mehr oder weniger stark ausgeprägt. Du kannst dir diese Merkmale wie eine Art persönlicher Nährboden vorstellen, der bei jedem ganz anders aussieht; ist er stark bewachsen, hat Burnout größere Chancen, Wurzeln zu schlagen.
Ganz wichtig ist mir an dieser Stelle, dass du Folgendes mitnimmst: Persönliche Merkmale an sich machen nicht krank und führen auch nicht zu einem Burnout. Treffen diese inneren Faktoren allerdings auf schwierige Arbeits- bzw. Lebensbedingungen (siehe oben), können sie dazu führen, dass sich aus diesen vermeintlichen Stärken eine scheinbar unerträgliche Last entwickelt.

Damit wir deinen persönlichen Burnout-Nährboden vom Weiterreifen abhalten, habe ich dir eine Beschreibung von potentiellen Burnout-Typen zusammengestellt. Da du den Artikel ja bisher aufmerksam gelesen hast, weißt du auch genau, wie ich das mit den „Burnout-Typen“ meine. Ich dachte mir nur, dass es für dich spannender und abwechslungsreicher ist, nicht schon wieder eine öde Aufzählung zu lesen. Deshalb habe ich die für Burnout relevanten Eigenschaften einfach in Personenbeschreibungen verpackt.

Und wenn du dich in der einen oder anderen wieder erkennst, dann hast du den ersten, wichtigen Schritt schon getan. Nämlich etwas zu erkennen und zu verstehen, dir bewusst zu werden. Und dann kannst du schauen, welche Gegenmaßnahme du ergreifen kannst. Denn am Ende jeder Beschreibung findest du direkt eine Gegenmaßnahme, damit du dem Burnout-Nährboden die Nährstoffe entziehst.

Potentielle Burnout-Typen

1. Der Helfer bzw. der Soziale

Hast du nichts dagegen, deinen Kollegen unter die Arme zu greifen und ihnen Arbeit abzunehmen? Das ist an sich eine sehr lobenswerte Eigenschaft und sie werden es dir mit Sicherheit auch danken.

Jedoch nicht, wenn es so weit geht, dass es dir überhaupt nicht mehr gelingt, eine Bitte abzuschlagen – selbst wenn du eigentlich selbst gerade alle Hände voll zu tun hast. Und genau dann wird es gefährlich. Denn nicht nur du selbst gewöhnst dich ans Ja-Sagen, sondern auch deine Kollegen oder Chefs: „Könntest du bitte noch…?“ Da du ja nicht unhöflich sein und schon gar nicht als teamunfähig da stehen oder deine Kollegen hängen lassen willst. Bis das Kartenhaus zusammenbricht und gar nichts mehr geht.

Wenn du zur Kategorie „Helfer“ gehörst, wirst du im Job oder auch im Privatleben vermutlich auch als Kummerkasten genutzt. Andere kommen gern zu dir und vertrauen sich dir an. Erzählen dir ihre persönlichen Probleme und ihren Kummer. Und du bist da für sie. Willst ihnen natürlich auch bestmöglich helfen. Versteh mich nicht falsch: Es ist sehr wichtig, für andere da zu sein – aber in Grenzen. Nicht, wenn du dich selbst dabei vergisst, was früher oder später zum Ausbrennen führen kann.

Wenn du dich (teilweise) in der Helfer-Beschreibung wiedererkannt hast…

… solltest du dringend damit anfangen, mehr auf dich selbst, deinen Körper, deine Gefühle und deine Bedürfnisse zu achten. Nimm dir unbedingt auch Zeit für dich, horche in dich hinein und versuche wahrzunehmen, was DU gerade brauchst. Versuche deine Gefühle und Wünsche klar zu benennen und offen zu äußern. Schreibe diese zu Beginn mindestens einmal täglich auf und überlege im nächsten Schritt, was du tun kannst, um diesen Bedürfnissen nachzugehen. So wie du für die Sorgen und Probleme von anderen ein offenes Ohr hast, ist es höchste Zeit, dasselbe bei dir und für dich zu tun. Ich empfehle dir, die sogenannte Date-Night auszuprobieren – eine Methode, bei der du dich regelmäßig mit dir selbst verabredest. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber.

2. Der Perfektionist bzw. der Anspruchsvolle

Du bist selten mit dem zufrieden, was du leistest? Du hast sehr hohe Ansprüche an dich selbst, arbeitest sehr sorgfältig und es fällt dir schwer, eine unfertige Arbeit einfach liegen zu lassen? Dann wirst du mir höchstwahrscheinlich zustimmen, dass du zumindest ein paar perfektionistische Züge in dir trägst ;-).

Damit bist du ganz und gar nicht allein und du hast diesem Ehrgeiz auch bestimmt schon viele deiner Erfolge zu verdanken. Reiner Perfektionismus bringt dich jedoch nicht immer voran – im Gegenteil. Wenn du alles perfekt machen willst, brauchst du wesentlich länger für bestimmte Aufgaben, als du eigentlich dafür zur Verfügung hast. Das wiederum lässt deinen Berg an Arbeit wachsen. Die Folge: Du bleibst am Abend 1 oder 2 Stündchen länger, da du die übrigen Aufgaben ja noch erledigen willst. Und denkst überhaupt nicht mehr darüber nach, ob sie tatsächlich so viel Zeit und Energie benötigen wie du investiert. Damit einhergehend wirst du im nächsten Schritt bemerken, dass dir das Abschalten schwer fällt. Wenn du erst um 20 Uhr das Büro verlässt und sich deine Gedanken selbst zu Hause noch darum drehen. Ruhe und Erholung werden dann natürlich hinten angestellt. Und irgendwann hältst du zu viele Fäden in der Hand. Bis es einfach nicht mehr möglich ist, alles „perfekt“ zu machen, du frustriert, unzufrieden und erschöpft bist.

Wenn du dich (teilweise) in der Perfektionisten-Beschreibung wiedererkannt hast…

… solltest du lernen, zu delegieren und Aufgaben abzugeben. Du musst nicht alle Herausforderungen und Probleme im Alleingang bewältigen. Überlege dir daher sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich eine Sache, die du mit gutem Gewissen anderen übertragen kannst. Wähle dafür für den Anfang am besten eine Angelegenheit, bei der dir eine perfekte Ausführung nicht ganz so wichtig erscheint. Übe zweitens zu entscheiden, bei welchen Tätigkeiten und Aufgaben du wirklich 100 % geben willst und bei welchen vielleicht auch 80% oder sogar 50% ausreichen. Halte dir vor Augen: Ein bisschen weniger perfekt tut’s häufig auch ;-). Drittens solltest du lernen, damit umzugehen und es auszuhalten, wenn du mit einer Aufgabe mal nicht fertig wirst. Feierabend machen zu können und den Ordner bis morgen geschlossen liegen zu lassen. Lege dir dafür am besten täglich nicht nur To-Do-, sondern vor allem auch To-Let-Listen an und gehe sicher, du dich bewusst entscheidest, worum du dich heute nicht kümmerst. Du wirst sehen, dass dies dein Zufriedenheitsgefühl enorm anhebt.

 3. Der Pessimist bzw. der Unzufriedene

Gibt es viele Dinge, über die du dich regelmäßig aufregst und häufig beschwerst? Bist du schnell und häufig unzufrieden? Neigst du dazu in Herausforderungen eher Schwierigkeiten zu sehen, die du nicht glaubst, meistern zu können? Wenn du dazu neigst, diese Fragen zu bejahen, tendierst du wohl eher zu einer pessimistischen Lebenseinstellung. Du ertappst dich des Öfteren dabei, beim Vergleich mit anderen festzustellen, dass die es eigentlich viel besser und einfacher haben als du. Und hast nicht das Gefühl, dass du unmittelbar etwas daran ändern kannst.

Durch diese Denkweise öffnest du ungewollt dem Burnout vor allem in stressreichen Zeiten geradezu die Türen. Denn die gibt es leider nun Mal. Stress an sich ist aber überhaupt nicht das Problem; denn entscheidend dafür, ob er seine potentiell negative Wirkung entfalten kann ist alleine die Art und Weise, mit der du ihm begegnest. Es sind nicht die belastenden Ereignisse, die dich umwerfen, sondern deine Sicht auf sie.

Wenn du dich (teilweise) in der Pessimisten-Beschreibung wiedererkannt hast…

… wird es höchste Zeit, dass du nicht nur lernst, deine Emotionen zu regulieren und deinen Denkstil zu hinterfragen, sondern dass du auch deinen realistischen Optimismus  trainierst. Denn Optimisten (realistische, nicht idealistische) sind nicht nur rundum glücklicher und zufriedener, sie können vor allem auch besser und gesünder mit Stress umgehen.

Ich habe hier eine wirkungsvolle Mini-Power-Intervention für dich: Starte positiv in den Tag. Das bedeutet: Vermeide nervenaufreibende Gedanken über Termine des heutigen Tages, darüber, was du noch alles erledigen musst und wie dich dein Chef später quälen wird. Kultiviere morgens stattdessen eine positive und optimistische Denkweise in dem du dir die folgenden 3 Fragen stellst und konkrete Antworten darauf suchst:

  • Worauf freue ich mich heute?
  • Was kann heute Gutes passieren?
  • Was möchte ich heute erreichen?

Außerdem habe einen ganzen Artikel darüber geschrieben, der dich erstens ganz sicher davon überzeugen wird, eine optimistischere Grundeinstellung zu entwickeln und dir zweitens zeigt, wie dir genau das gelingt.

4. Der Überlastete bzw. Erschöpfte

Du hast das Gefühl, du investierst täglich Unmengen an Energie – und bist dir abends überhaupt nicht sicher, wofür? Du fühlst dich am Abend müde und erschöpft und hast das Gefühl, du kannst dich kaum noch erinnern, wann du das letzte Mal die Energie für Freudensprünge hattest? Und trotzdem funktionierst du jeden Tag aufs Neue. Manchmal kommst du dir vor wie ein Roboter, der hundert Dinge gleichzeitig ausführt. Und auf den tausend Eindrücke einprasseln, die du aber irgendwie nur noch durch einen Schleier wahrzunehmen scheinst. Du fragst dich, wie lange deine Kraft für den alltäglichen Kampf noch ausreicht.

Wir alle kennen solche Tage, an denen einfach alles zu viel ist und wir uns nur noch ins Bett werfen wollen. Problematisch wird es jedoch vor allem dann, wenn du diese Erschöpfung als Dauerzustand beschreiben würdest. Denn wenn du auf kurze Sicht nicht mehr weißt, wie du der Dauerüberlastung entgegenwirken kannst, kann der Weg letztendlich im Burnout enden – oder vielleicht bist du sogar schon mittendrin.

Wenn du dich (teilweise) in der Beschreibung des Überlasteten wiedererkannt hast…

…ist es generell an der Zeit, deine Kraftreserven wieder aufzutanken und verstärkt auf dich selbst zu achten. Zwei ganz zentrale und von dir wahrscheinlich vernachlässigte Begriffe, denen du unbedingt mehr Aufmerksamkeit schenken solltest, sind Entspannung und Rhythmus.

Was ich mit Entspannung meine, ist vermutlich klar: Denke darüber nach, wie du abschalten kannst, was dir gut tut und wie du für dich wahre Entspannungsmomente herstellen kannst. Wie wäre es beispielsweise, dich mal wieder mit Freunden in deinem Lieblingsrestaurant zu verabreden? Oder dir ein wohliges Schaumbad einzulassen? Oder willst du dich lieber beim Work-Out so richtig auspowern? Ich habe hier eine wunderbare Liste mit vielen Entspannungstipps für dich, bei deinen bestimmt was für dich dabei ist 😉

Lass uns noch zum Rhythmus kommen, der schon erklärungsbedürftiger ist. Es geht nicht darum, dass du mal eben ein Entspannungswochenende einschiebst in den vollen Kalender, um danach wieder in dem voll beschleunigten Tempo weiterzumachen. Vielmehr ist es sinnvoll, dass du wieder einen Rhythmus für dich und dein Leben findest. So wie die Jahreszeiten einen Rhythmus bilden oder Tag und Nacht, ist es auch für dich wichtig, dass du mal schneller unterwegs sein kannst (das ist in Ordnung!) und genauso gut auch langsamer, den Müßiggang pflegend.

5. Der Idealist

Lässt du dich gerne von Visionen und Träumen leiten? Von charakterstarken Menschen inspirieren? Ist es dir wichtig, das Richtige zu tun?

Visionen und Moral sind an sich eine super Sache – sie geben dir wie eine Art Kompass eine Orientierung und sorgen dafür, dass du entsprechend deinen übergeordneten Werten handelst. Problematisch wird es dann, wenn es dir so vorkommt, als hättest du keine Zeit, diese Werte auch aktiv zu leben. Wenn du dich im Arbeitsalltag vielmehr mit „Banalitäten“ wie Bürokram & Co. rumschlagen musst, anstatt dich den für dich wichtigen Sachen zu widmen und beispielsweise Menschen zu helfen. Dieser innere Zwiespalt kann langfristig zu Verbitterung und Zynismus führen und dich deine Arbeit als sinnfrei, gezwungen und belastend empfinden – ein idealer Nährboden fürs Ausbrennen.

Würden dich deine Freunde als naiv einschätzen? Hast du schon einmal gehört, dass du Sache eventuell ZU optimistisch betrachtest? Lässt dich deine Sicht manchmal in so hohen Sphären schweben, dass du dich bei normalen Alltagsaufgaben häufig verschätzt?

Versteh mich nicht falsch: Ein optimistischer Blick auf Dinge ist super und auch wichtig – damit meine ich aber nicht, alles grundsätzlich durch eine rosarote Brille zu betrachten. Denn wenn du blind und realitätsfern durch die Welt gehst, sind Enttäuschungen leider vorprogrammiert. Eine Aufgabe, die locker 3 Stunden benötigt, für die du dir aber „ganz optimistisch“ nur 10 Minuten Zeit nimmst, kann gar nicht zufriedenstellend bearbeitet werden. Anstelle von Erfolgserlebnissen und kurzfristigen Belohnungen treten Frustration und Hilflosigkeit. Du bist langfristig unzufrieden mit dir und deinem Tun und zweifelst an deinen Fähigkeiten, bis sich der Antrieb und der Glaube an dich völlig verabschiedet.

Wenn du dich (teilweise) in der Idealisten-Beschreibung wiedererkannt hast…

…. solltest du dir überlegen, wie du deine Ziele erreichbarer und realistischer gestaltest. Nimm dir aktiv Zeit, um die für dich wesentlichen Werte zu leben und umzusetzen. Dafür ist es nötig, dass du dir überlegst, wann und wie genau du das anstellst. Mit messbaren, auf dich abgestimmten und realistischen Zielen werden wir deine Aktivitäten alles andere als sinnlos vorkommen. Realistisch meint auch, dass du hinterfragen solltest, ob von dir als sinnlos angesehen Tätigkeiten auch wirklich sinnlos sind – denn häufig sind gerade diese unabdingbar, auch wenn du keinen unmittelbaren Nutzen darin siehst. Du wirst merken, dass dir vieles besser gelingt, wenn du dir nur bessere – und das heißt konkretere – Pläne machst. Wie dir das gelingen kann? Nutze zum Beispiel die altbekannte SMART-Formel. Die fünf Anfangsbuchstaben stehen für fünf Kriterien, die ein gutes Ziel erfüllen sollte:

S-Spezifisch: Benenne das Ziel so genau und konkret wie möglich: Ich möchte bis nächsten Monat 1 Kilo abgenommen haben.
M-Messbar: Lege ein messbares Kriterium der Zielerreichung fest: Ich möchte diese Woche jeden Tag pünktlich Feierabend machen, d.h. um 17:00 Uhr zu Hause sein.
A-Akzeptiert: Achte darauf, dass du selbst und andere die Zielerreichung befürworten: Ich möchte mit dem Rauchen aufhören – auch nur, wenn es tatsächlich so ist.
R-Realistisch: Achte darauf, dass du das Ziel auch tatsächlich erreichen kannst: Nicht: Ich möchte, das mein Chef mich mehr lobt, sondern: Ich werde morgen das Gespräch mit meinem Chef suchen.
T-Terminiert: Die Nennung einer Zeitangabe: Der Bericht soll bis zum 10. Juni fertig sein.

Versuche dir künftig Ziele zu setzen, auf die die SMART-Kriterien bestmöglich zutreffen. Prüfe sie auf die fünf Aspekte und versuche, sie zu optimieren.

Fazit: Burnout ist keine Frage der persönlichen Schwäche

Nachdem du nun ein paar Eigenschaften und Verhaltensweisen kennengelernt hast, die eine Burnout-Entstehung begünstigen können, ist es mir wichtig, noch einmal zu betonen, dass diese Eigenschaften weder schlecht sind, noch zwangsläufig zu einem Ausbrennen führen. Sie können aber vor allem bei steigendem Arbeitsaufkommen zu echten Stressfallen werden.

Ich will dich dabei unterstützen, dass genau das nicht passiert.

Je nach Job könnte es schwierig für dich sein, etwas an deinen Arbeitsbedingungen zu verändern. Was nicht heißt, dass es nicht geht. Deshalb an dieser Stelle mein erster Auftrag für dich: Falls du es sowieso noch nicht getan hast – gehe noch einmal die obige Liste über belastende äußere Umständen durch und überlege, an welchem Punkt du an deinem Arbeitsplatz etwas positiv verändern könntest.

Vor allem aber möchte ich mit dir an deinem persönlichen Nährboden arbeiten, sodass wir gemeinsam dem Burnout jede Nahrung entziehen.

Suche dir deshalb die 2 Charakterbeschreibungen heraus, die am meisten auf dich zutreffen und wende meine beschriebene Gegenmaßnahme an. Scrolle nach unten und lasse mich mit einem Kommentar gerne wissen, welche Charakterbeschreibung am meisten auf dich zutrifft. Schreibe mir, womit du Schwierigkeiten hast – gern helfe ich dir mit meiner Antwort oder meinem Tipp weiter.

PS: Sharing is caring: Wenn dir der Artikel gefallen und geholfen hat, teile ihn jetzt mit deinen Liebsten und mit allen Menschen, denen das Wissen auch weiterhelfen kann. Dankeschön!