Stell dir für einen kurzen Moment vor, dass du am Ende deines Lebens stehst und du zurückschaust auf dein Leben. Gäbe es etwas, das du rückgängig machen wolltest? Etwas, das du anders machen oder etwas, das du bereuen würdest? Wäre da eine Sehnsucht in dir, die nie erfüllt worden ist?
Es ist klug, sich diese Fragen möglichst nicht erst am Ende des eigenen Lebens zu stellen, sondern immer mal wieder. Mir ist das wieder bewusst geworden als ich über ein Buch gestolpert bin, von dem ich dir heute erzählen will. Darin schreibt eine Krankenpflegerin über ihre Zeit als Sterbebegleiterin. Wenn du mehr über dieses Thema erfahren willst, dann könnte das Buch „The top five regrets of the dying“ von der Autorin Bronnie Ware für dich interessant sein.
Ich selbst kann das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen. Ich habe das Buch aber vollständig gelesen und es hat sich für mich persönlich sehr gelohnt. Ich konnte einige wichtige Anregungen für mich gewinnen.
Ich habe, angeregt durch das Buch, auch selbst zwei ältere Frauen befragt, wie sie auf ihr Leben zurück blicken und auch eine Sterbebegleiterin. Die Erkenntnisse aus dem Buch haben sich weitgehend mit dem überschnitten, was mir diese drei Personen erzählten. Damit du also zum aktiven Gestalter deines Lebens werden kannst, kommen hier die fünf Dinge, die Menschen am Ende ihres Lebens (manche von ihnen kurz vor dem Sterben) am meisten bereuen und was du selbst heute dafür tun kannst, damit du einmal freudig auf dein Leben zurück schaust und nichts bereust …
Die Selbstverständlichkeiten bewusst wahrnehmen und genießen
Wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest… – eine hypothetische Frage, aber gar nicht allzu weit hergeholt: Wenn wir Menschen sterben müssen, dann passt das eigentlich selten in unseren (Lebens-) Plan. Unabhängig vom Alter, von den eigenen Plänen und Intentionen, es wird für uns alle der Tag kommen, an dem es kein Morgen mehr gibt, auf das wir bestimmte Dinge verschieben können. An denen wir die Dinge, die uns heute noch selbstverständlich erschienen, vermissen werden, und gerne nur noch ein einziges Mal erleben, wahrnehmen und genießen würden. Sich noch einmal von der Wärme der ersten Sonnenstrahlen im Frühling auf der Nase kitzeln lassen, noch einmal den eigenen geliebten Garten sehen, beobachten, wie er langsam vom ersten Schnee bedeckt wird. Morgens an der Seite einer geliebten Person aufwachen, gemeinsam einen guten Café genießen. Solche Dinge halten wir im gewöhnlichen Alltagstrott viel zu häufig für selbstverständlich und nehmen gar nicht wahr, dass sie das eigentlich gar nicht sind. Wir lassen diese kostbaren Momente viel zu oft unbeachtet an uns vorbei ziehen und würdigen sie nicht in dem Ausmaß, wie wir das ihrer Bedeutung nach eigentlich tun sollten. Wir sollten uns hin und wieder die Zeit nehmen, sie ausgiebig zu betrachten und zu genießen. Mit all unseren Sinnen bei ihnen zu verweilen, kurz inne zu halten, und uns über ihren Wert klar sein – jetzt, und hier und heute.
Was du für dein erfülltes Leben heute schon tun kannst: Genieße ganz bewusst schöne Momente, die du heute vielleicht für selbstverständlich hältst. Nimm dir vor, an jedem Tag dieser Woche fünf Momente voller Selbstverständlichkeiten mit allen Sinnen in dich aufzunehmen (anstelle an ihnen vorbeizuhetzen). Wenn du deine Erfahrung intensivieren willst, dann teile sie mit anderen Menschen.
Sich Zeit nehmen für die wirklich wichtigen Dinge
Was fast alle Menschen bereuen, ist, dass sie sich nicht genug Zeit für Dinge genommen haben, die ihnen eigentlich wichtig sind. Sie wünschen sich, sie hätten weniger Zeit im Büro verbracht. Es geht um die Beziehungen zu lieben Menschen (inklusive der Beziehung zu dir), darum, Sinnvolles im Leben zu tun. Wenn du auch zu den Workaholics gehörst und dir eigentlich ein erfüllteres Leben erhoffst, dann frage dich doch einfach einmal:
- Pflegst du die Beziehungen zu deiner Familie und deinen Freunden regelmäßig oder müssen deine Liebsten permanent hinter deinem übervollen Terminkalender zurück stecken?
- Gibt es „heilige“ Zeiten, in denen du deine volle Aufmerksamkeit auf liebe Menschen fokussierst oder auf ein dir wichtiges Hobby?
- Wenn du dich selbst ernst nehmen wolltest, wie viel Zeit müsstest du reservieren für die dir wichtigen Dinge? Damit das dann klappt: Was müsstest du dafür auf deine „To Let-Liste“ setzen?
Das eigene Lieblingsleben leben
„Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.“
Diese Aussage stammt von einer alten Frau, die ihr eigenes Leben immer nach den Erwartungen anderer ausgerichtet hat. Die heutige Norm für dich bedeutet: Abitur-Studium oder Ausbildung-Arbeiten-Eigenheim-Heiraten-1,47 Kinder bekommen … Viel zu selten fragen wir uns, ob du das Leben, das wir gerade leben, wirklich führen wollen. Oder ob wir nicht einfach nur funktionieren. Halte für einen Moment inne und frage dich jetzt in dem Moment, in dem du diesen Artikel liest, selbst also einmal: Lebe ich mein Lieblingsleben?
Niemand kann dir vorschreiben, wie du dein Leben führen sollst, also habe den Mut, auch ab und zu anders zu sein. Habe den Mut, deinen eigenen Weg zu gehen! Damit dir das gelingt, darfst du nicht auf den perfekten oder richtigen Moment warten. Oft reden wir uns selbst ein, dass der richtige Zeitpunkt für bestimmte Dinge einfach „erst noch kommen müsse“. Anstatt unseren Intuitionen nachzugehen und zu vertrauen, tun wir sie ab und verschieben sie auf einen unbekannten Zeitpunkt. Worauf wir dabei eigentlich wirklich warten, wissen wir meist selbst nicht genau. Wenn dir eine Sache aber so wichtig erscheint, dass du immer wieder mit dem Gedanken spielst, es doch vielleicht probieren haben zu müssen, dann hat dieser innere Impuls schon seine Daseins-Berechtigung.
So kommst du deinem Ziel von einem erfüllten Lieblingsleben näher: Schreib JETZT eine Sache auf, die du im kommenden Jahr realisieren willst. Etwas, das ganz deins ist und das dir auch Mut abverlangt. Und dann mach es! Trau dich! Raus aus der Komfort-Zone, rein ins Leben.
Zu seinen Gefühlen stehen
Oft bereuen es Sterbende, nicht den Mut gehabt zu haben, offen und ehrlich über ihre Gefühle und Gedanken gesprochen zu haben. Dabei macht es doch so vieles so viel leichter! Sich zu verstellen und vorzugeben, jemand anders zu sein, der man in Wirklichkeit eigentlich gar nicht ist, kostet uns unglaublich viel Energie. Und ich bin mir sicher, dass du darunter leidest, wenn du dich permanent wie eine Auster verschließt. Du fühlst dich unverstanden, ausgeschlossen, hast Angst, bist unsicher und wirst mehr und mehr zum Einzelgänger. Kurz gesagt: Gefühle zu unterdrücken macht dich krank!
Für klare Worte sind dir auch deine Mitmenschen sehr dankbar (auch wenn es manchmal unbequem werden kann). Du hilfst ihnen damit, dich besser zu verstehen und sie können auch besser auf dich reagieren. Nur auf diese Art kannst du auch von anderen Hilfe, Trost und Unterstützung erwarten.
Sage, was dir auf dem Herzen liegt und rede nicht um den heißen Brei herum. Gefühle zum Ausdruck zu bringen ist keine Schande. Im Gegenteil! Du wirkst damit viel authentischer und kannst im Einklang mit dir selbst leben. Im ersten Moment machst du dich vielleicht angreifbarer sein. Aber gleichzeitig eröffnest du dir damit eine wundervolle Möglichkeit: Die Menschen um dich herum lernen dich zu lieben für das was du bist und was du tust.
Der Tipp für dein erfülltes Leben: Verstecke dich und deine Gefühle nicht länger. Zu einem erfüllten Leben gehören auch negative und unangenehme Gefühle oder unbequeme Gedanken. Wenn du ständig alles mit dir allein ausmachst, bringst du dich um die Erfahrung, wirklich tiefe Begegnungen mit anderen Menschen einzugehen und zu spüren, dass andere dich mögen – auch wenn du mal nicht gut drauf bist oder Kritisches zu sagen hast.
Sich erlauben, glücklicher zu sein
Glücklichsein ist nicht von unseren Genen abhängig, denn die Fähigkeit dazu ist nahezu bei Jedem von uns angeboren. Im Wesentlichen ist es eine Entscheidung. Besser gesagt: Es ist deine Entscheidung, denn wir selbst haben einen unglaublich großen Einfluss darauf, wie glücklich und zufrieden wir durch unser Leben gehen. Oftmals stecken wir allerdings in Gewohnheiten fest, so dass wir unsere Zeit für alles andere – außer das Glücklichsein – verplant ist. Oder wir hadern permanent mit uns und dem, was wir sind und was auch nicht. Wir denken an den Weltschmerz, daran, welche Schwächen wir ausmerzen müssen, dass wir mal wieder xy tun sollten. Genuss gehört zum Leben dazu und ist ein wesentlicher Teil eines erfüllten Lebens. Und nein, damit ist nicht gemeint, nicht auch gut mit unangenehmen Dingen des Lebens umzugehen, Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Auch das gehört zu unserem erfüllten Leben. Aber mindestens so wichtig ist es, Genuss- und Wohlfühlmomente einzubauen, sich die Erlaubnis zu geben, glücklich sein zu dürfen und dann auch tatsächlich etwas dafür zu tun, damit das Glücklich sein mehr Einzug im Leben hält. Wenn du konkret ins Handeln kommen willst, dann könntest du dir überlegen, was dich jetzt in diesem Moment glücklich machen würde. Das kann reine Ich-Zeit und ein kleiner Wohlfühlmoment sein, es könnte auch eine gemeinsame Aktivität mit einem lieben Menschen sein oder vielleicht hast du auch einen Wunsch, den du dir selbst erfüllen könntest.
Weihnachten liegt gerade hinter uns. Wahrscheinlich hast du viele andere Menschen beschenkt. Dich selbst auch? Egal, welcher Wunsch in dir aufgestiegen ist, mache Nägeln mit Köpfen.
Meine persönliche Bilanz
Auch ich habe mich gefragt, was wäre, wenn ich selbst am Ende stehen würde. Was würde ich bereuen?
Ich war ganz erfreut festzustellen, dass es sehr wenig gibt. Mit soulsweet bin ich einen wichtigen Schritt gegangen und habe mir einen beruflichen Traum erfüllt, den ich bereits lange hege. Es macht mir total Sinn, dass ich andere Menschen unterstütze, mental stark und glücklich zu leben. Ich habe tolle Freunde, einen großartigen Mann und eine Familie, die mich immer unterstützt <3.
Das ist vermutlich, was ich etwas bedauern würde – mit all diesen Menschen nicht ganz so viel Zeit verbracht zu haben, wie sie es verdienen und es mir gut tut. Deswegen gibt es auch für 2017 neue Rituale. Mit meinem Mann habe ich pro Monat ein „free weekend“ verabredet, an dem keiner von uns arbeitet und wir zusammen nur schöne Sachen machen. Mit meiner Familie habe ich schon Besuchszeitfenster eingeplant und mit zwei meiner engsten Freude regelmäßige Dates.
Für ein erfülltes Leben können wir viel tun. Sich die Frage nach dem eigenen Ende und dem Rückblick auf das Leben zu stellen, reicht vermutlich schon, um eine schnelle Inventur zu machen. Denn das verhindert, dass wir die Erkenntnis, „ich lebe ein unerfülltes Leben“, zu spät gewinnen. Deswegen finde ich auch das Kunstprojekt „Before I die“ so klasse. Überall auf der Welt werden Wände aufgestellt, auf die Menschen schreiben, was sie gern noch realisieren wollen, bevor sie sterben. Vielleicht ist dir eine solche Wand schon einmal begegnet?
Was würdest du darauf schreiben? Wie wäre insgesamt deine Bilanz? Egal, ob du in 2, 20, 40 oder 60 Jahren stirbst… Würdest du aus heutiger Sicht etwas bereuen oder zumindest bedauern? Dann ab ins Handeln! Denn die beste Zeit etwas anzupacken ist immer sofort.
Ich freue mich auf deine Kommentare!
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