Nervige Kollegen gibt es in jedem Job: Der eine weiß immer alles besser, der andere nörgelt ständig. Einer faulenzt lieber als zu arbeiten und einer verhält sich konsequent rücksichtslos. Eins ist sicher: Vom Aufregen und an die Decke gehen wird’s nicht besser. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deine Resilienz stärkst und dir auf der Arbeit deine innere Ruhe bewahrst.
Nervige Kollegen: Mit diesen Eigenarten treiben sie dich zur Weißglut
Du glaubst nicht, wie viele meiner Klienten im Coaching sich schon mal über nervige Kollegen beschwert haben. Du bist damit also wirklich nicht allein, wenn dir jemand so richtig auf den Senkel geht.
Willst du besser damit umgehen, reicht es jedoch nicht, dich allgemein darüber aufzuregen. Denn dann fehlt dir der Hebel. Überleg dir also, was genau dich an dem Kollegen stört. (Und ja, mir ist bewusst, dass du eigentlich nicht noch mehr deiner wertvollen Zeit mit Gedanken an diesen Menschen „verschwenden“ willst. Tu es trotzdem. Es lohnt sich!)
Typische Dinge, die nerven
1. Rücksichtslosigkeit
Wenn Kollegen keine Rücksicht nehmen, nervt das schnell. Wenn sie beispielsweise im Winter das Fenster aufmachen, ohne sich mit anderen abzustimmen. Oder wenn deine Kollegin ständig private Gespräche führt, die jeder im Büro mithören kann. In diese Kategorie zählen auch jene Kollegen, die ihr Mittagessen am Schreibtisch verzehren, wobei die Gerüche im Büro schnell an eine Pommesbude erinnern.
2. Unterbrechungen
Jeder kennt den Kollegen, der vorbeikommt und Stunden nicht geht, weil er ein bisschen plaudern möchte. Über das Wetter, die neue Kollegin oder das anstehende Firmenjubiläum. Währenddessen ist der Schreibtisch eigentlich voll mit Aufgaben. Aber wie diesen Kollegen freundlich und bestimmt in die Schranken weisen?
3. Lästereien und Tratsch am Arbeitsplatz
„Wusstest du schon, dass der Chef und die neue Kollegin zusammen sind?“. Neugierig sind wir alle mal, aber es gibt Kollegen, die sich mit allem beschäftigen – jenseits ihrer eigentlichen Arbeit.
4. Schlechte Laune
Immer wieder hat dieser eine Kollege schlechte Laune. Er wünscht keinen guten Morgen und verzieht sich an seinen Arbeitsplatz. Bei Fragen reagiert er mürrisch und möchte nur seine Ruhe haben. Studien zeigen, dass diese Unhöflichkeit ansteckend ist und sich ganz leicht auf andere überträgt [1]. Das Arbeitsklima leidet und vielleicht merkst auch du, wie die Griesgrämigkeit dich immer wieder herunterzieht.
5. Nicht beachtet werden
Auf deine E-Mails mit Vorschlägen reagieren sie tagelang nicht, mittags drehen sie ihre Runde und fragen jeden, ob er oder sie mit in die Kantine kommt – außer dich – und bei Meetings ignorieren sie dich und vermeiden Blickkontakt.
6. Jammern
„Das Internet ist so langsam“, „mein Outlook funktioniert nicht“, „der Tag heute geht einfach nicht vorbei“, „wann ist endlich Feierabend???“. Es gibt Kollegen, die jammern den ganzen Tag und haben immer etwas auszusetzen.
Wieso du nervige Kollegen nicht einfach aussitzen solltest
Ist dein Motto für den Arbeitstag bisher eher „Augen zu und durch“? Versuchst du, nervige Kollegen einfach zu ignorieren? Lass mich dir sagen: Das ist nicht gut für dich!
Denn ob du resilient im Umgang mit diesen Kollegen bist oder daran verzweifelst, macht einen riesigen Unterschied für dein Wohlbefinden und deine Zufriedenheit. Außerdem hat das Verharren und Nichtstun eine Menge negativer Konsequenzen, wie verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen.
Menschen, die nervige Kollegen aushalten müssen…
- grübeln nach Feierabend vermehrt negativ über die Arbeit und schlafen dadurch auch schlechter [2].
- sind weniger zufrieden mit ihrer Arbeit.
- und sind automatisch weniger produktiv (weil sie sich mehr mit nervigen Kollegen oder Vorfällen beschäftigen).
- werden automatisch zu jemandem, der sie wahrscheinlich nicht sein wollen, weil sie sich zurückziehen und die eigene Freundlichkeit, Unbekümmertheit und Hilfsbereitschaft auf der Stecke bleibt.
- verstellen häufiger ihre Gefühle. Das lässt das Stressniveau ansteigen, wodurch das Energielevel sinkt und sie emotional erschöpfter sind. [3]
Was so poetisch klingt, ist natürlich wahr: Es bringt dir noch nichts, wenn du weißt, was dich genau nervt und wie schädlich das für dich ist (außer eine gesteigerte Motivation, wirklich etwas zu verändern hoffentlich). Deswegen zeige ich dir jetzt, wie du dir ein dickeres Fell für den Umgang mit nervigen Kollegen zulegst.
Wie bekommst du ein dickes Fell, damit dich nervige Kollegen nicht mehr umhauen?
1. Trainiere deine Emotionsregulationsfähigkeiten
Eine wichtige Stärke resilienter Menschen ist ihre Fähigkeit zur Emotionsregulation. Sie überlassen ihren negativen Emotionen nicht das Ruder, sondern sind in der Lage, auch in Konfliktsituationen die Ruhe zu bewahren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Übe dich also darin, nicht alles persönlich zu nehmen und dich nicht gleich angegriffen zu fühlen, wenn dich ein Kollege auf die Palme bringt. Akzeptiere deine Kollegen so, wie sie sind und spare dir die Energie, dich darüber aufzuregen. Du kannst sie sowieso nicht ändern. Wenn dir das schwer fällt, lies diesen Artikel oder diesen, in dem ich 10 Gedanken mit dir teile, mit denen du alles gelassener siehst.
2. Fokussiere auch die positiven Seiten
Zu einer guten Emotionsregulation gehört neben einem konstruktiven Umgang mit negativen Gefühlen auch, dass du bewusst positive Gefühle in deinen Alltag integrierst. Dazu gehört einerseits, dass du dich in kritischen Situationen daran erinnerst, dass auf der Arbeit nicht alles schlecht ist. Vor allem aber ist es wichtig, dass du dir auch die positiven Seiten deines Kollegen bewusst machst. Denn nicht alles an ihm ist blöd – auch, wenn es sich für dich manchmal so anfühlt. Klingt herausfordernd? Mag sein, aber es ist lohnenswert. Denn die positiven Emotionen kompensieren den Stress. (Hier habe ich schon über diesen sogenannten „Undoing-Effekt“ von positiven Gefühlen geschrieben.)
3. Zauberwort Selbstreflexion
Wenn du resilienter werden möchtest, kommst du an einer regelmäßigen Selbstreflexion nicht vorbei. Denn sie ist ein wichtiger Grundpfeiler für mentale Stärke und innere Ruhe. Indem du dich selbst und deine Ansichten reflektierst und hinterfragst, gelingt es dir, die Ursachen für deine negativen Emotionen und die Konflikte auf der Arbeit besser zu identifizieren. Denn wie man so schön sagt: Es gehören immer zwei dazu. Vielleicht steckst du den Kollegen ja selbst in eine bestimmte Schublade? Hast du vielleicht auch eigene Anteile daran?
4. Finde heraus, was du brauchst
Resiliente Menschen sind lösungsorientiert. Sie verharren nicht in einer unproduktiven Opferrolle, sondern werden aktiv, um ihr Leben nach ihren Zielen und Wünschen zu gestalten. Für den Umgang mit nervigen Kollegen bedeutet das, dass du deine eigenen Bedürfnisse erkennst und dir klar darüber wirst, was du überhaupt brauchst. Und dass du das dann auch konstruktiv und deutlich kommunizierst.
5. Übe dich in Empathie
Lass uns über Empathie reden – eines der wichtigsten Geheimrezepte für innere Ruhe im Umgang mit anderen Menschen. Wenn es dir gelingt, dich in andere hineinzuversetzen, dir ihre „Brille“ aufzusetzen, fällt es dir viel leichter, ihre Motive und Handlungen nachzuvollziehen. Die nervigen Kollegen verdrücken schon wieder im Büro ihr stinkendes Mittagessen? Trainiere deinen Flexibilitätsmuskel und zeige Verständnis! Vielleicht haben sie gerade ein zeitintensives Projekt. Wenn es bei dir gerade stressig läuft, wünschst du dir sicher das gleiche Verständnis von ihnen, oder?
6. Nach der Arbeit: Schaffe Distanz
Das Schlimmste, was du tun kannst, wenn du nervige Kollegen hast, ist, sie mit nach Hause zu nehmen. Dich bei deinem Partner den ganzen Abend über sie auszulassen oder dir noch beim Einschlafen zu überlegen, wie du dem Blödmann im Büro nebenan eins auswischen kannst. Was du stattdessen tun solltest: Gestalte dein persönliches Feierabend-Ritual, mit dem du die Arbeit auch Arbeit sein lässt, Distanz gewinnst und abschalten kannst. Das Ritual kann irgendetwas sein, was du nach der Arbeit machst, um dich in einen angenehmen Modus zu bringen.
Das solltest bei der Kommunikation mit Kollegen beachten
Wenn du all die Punkte umsetzt, die ich im vorherigen Abschnitt mit dir geteilt habe, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit schon deutlich gelassener im Umgang mit deinen nervigen Kollegen sein.
Zu einer hohen Resilienz gehört aber auch, dass du aktiv handelst, um die Situation für alle Beteiligten angenehmer und erträglicher zu machen.
Werde selbst aktiv!
Es hilft dir nichts, wenn du ständig mit anderen Kollegen über den Störenfried lästerst und dich aufregst. Damit gibst du der ganzen Sache nur noch mehr Raum. Außerdem kann es dabei schnell passieren, dass du aus einer Mücke einen Elefanten machst, d.h. selbst harmlose Marotten eines Kollegen zu einem dramatischen Störfaktor erklärst.
Die Verhaltensweisen und Eigenschaften deiner Kollegen, die tatsächlich das Klima auf der Arbeit belasten oder regelmäßig deine Stimmung ruinieren, musst du natürlich nicht still und passiv ertragen. Sobald du dir darüber bewusst bist, was du von ihm brauchst, suche das Gespräch mit deinem Kollegen und versuche, ihm deine Gefühle möglichst ruhig und sachlich rückzumelden.
Dabei kann dir das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation weiterhelfen. Es besteht aus den vier Schritten Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie die Methode genau funktioniert.
Sollte das nicht funktionieren, kannst du andere mit ins Boot holen.
Sprich mit deinem Chef oder anderen Kollegen darüber, wie man das Problem adressieren kann. Ihr könnt Spielregeln für das Verhalten miteinander einführen. Das ist leichter für alle, da dein Kollege nicht immer unbedingt mit Absicht stört.
In der Regel solltet ihr auf diese Weise eine einigermaßen zufriedenstellende Lösung für alle finden. Leider kommt es aber auch ab und zu vor, dass du mit bestimmten Menschen einfach nicht klarkommst – egal, wie sehr ihr euch bemüht. Für den Fall, dass gar nichts mehr geht und die Situation für dich so belastend ist, dass du deine Arbeit kaum noch ertragen kannst, habe ich deshalb diesen Artikel für dich geschrieben. Darin geht es neben dem Einfluss von Kollegen auch um andere Aspekte einer sogenannten toxischen Arbeitsumgebung. Wenn du wissen möchtest, wie du damit umgehst – und vor allem auch, wie du dich selbst schützt – schau unbedingt mal rein.
Insights into Action
Mich interessiert total, welche Erfahrungen du mit nervigen Kollegen gemacht hast und ob meine Strategien dir weiterhelfen. Lass mir gerne unter dem Artikel einen Kommentar da und erzähl mir:
- Hast oder hattest du mal einen Kollegen, bei dem dir immer wieder der Kragen geplatzt ist? Wenn ja, wie bist du in der Vergangenheit damit umgegangen?
- Probiere in der kommenden Woche die Tipps aus, die ich dir in diesem Artikel an die Hand gegeben habe und berichte mir: Hast du eine kurzfristige Veränderung in deinem Stresslevel gespürt? Welche Strategie hat dir am meisten weitergeholfen? Hat sich womöglich auch das Verhalten deines Kollegen geändert, sobald du ihm anders begegnet bist?
Links und Lesetipps zum Blogartikel: „Nervige Kollegen? So bringen sie dich nie wieder aus der Ruhe“
📚 Lesetipps zum tiefer Einsteigen:
- Immer mit der Ruhe: 3 Geheimtipps für mehr Gelassenheit im Job
- Keine Angst mehr vor Konflikten. So löst du Streitereien und Meinungsverschiedenheiten erfolgreich
- Ich kann meine Arbeit nicht mehr ertragen! Das kannst du tun
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Quellen
[1] Unhöfliches Verhalten ist ansteckend: Foulk, T., Woluum, A., & Erez, A. (2016). Catching rudeness is like catching a cold. The contagion effects of low-intensity negative behaviors. Journal of Applied Psychology, Vol 101(1), pp. 50-67.
[2] Respektlosigkeit am Arbeitsplatz verfolgt uns bis in den Schlaf: Demsky, C. A., Fritz, C., Hammer, L. B., & Black, A. E. (2019). Workplace Incivility and Employee Sleep: The Role of Rumination and Recovery Experienes. Journal of Occupational Health Psychology, Vol 24(2), pp. 228-240.
[3] Wie wirkt sich unhöfliches Verhalten auf dich aus: Schilpzand, P., De Pater, E. I., & Erez, A. (2016). Workplace incivility: A review of the literature and agenda for future research. Journal of Organizational Behavior, Vol 37(1), pp. 57-88.
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Ulrike