Chronischer Stress ist auch dein Thema? Dann solltest du schleunigst etwas dagegen tun. Denn Stress klein zu reden oder eine „Da muss ich jetzt einfach durch“- Mentalität ist angesichts der negativen Auswirkungen von Stress wirklich nicht angesagt.
1. Chronischer Stress ist ein absoluter Lustkiller.
Direkt zu Beginn musst du ganz stark sein: Zu viel Stress wirkt sich negativ auf dein Sexleben aus.
Richtig gehört, denn die dauerhaft hohen Konzentrationen von Stresshormonen im Blut machen es anderen Hormonkreisläufen schwer. So beeinflussen hohe Konzentrationen an Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin deine Östrogen- und Testosteron-Produktion negativ. Es wird weniger davon hergestellt. Die Folge: Du verspürst nicht mehr so viel Lust, denn Östrogen und Testosteron sind als Sexualhormone für dein Verhalten rund ums Thema Sex zuständig!
Außerdem gibt es natürlich noch einen sehr offensichtlichen Lustkiller: Du bist den ganzen Tag wie ein Hamster im Rad gelaufen. Bist du am Abend voller Elan und in Stimmung für Sex? Wahrscheinlich nicht. Was du willst, ins Bett fallen, die Augen schließen und sofort einschlafen. Genauso wenig ist es natürlich förderlich für intime Momente, wenn dir anstelle romantischer oder versauter Gedanken die letzten offenen To-Do Punkte im Kopf herumschwirren.
2. Stress verändert deine Schmerzwahrnehmung.
„Ich hab‘ Rücken!“. Ein Satz den du und ich wohl beide schon oft gehört haben. Vielleicht ist es ja auch momentan dein Rücken, der dich plagt?
Unter Stress spannen sich dank der steinzeitlichen Kampf-Flucht-Reaktion auf Stress unsere Muskeln verstärkt an. Sitzt du beispielsweise gestresst in deinem Stuhl mit großem Bauchweh, weil du gleich eine wichtige Präsentation halten musst und ergreifst nicht die Flucht, passiert es, dass dein Körper verkrampft. Egal ob Kopfschmerz, Nackenschmerz oder auch Kieferschmerzen – sie alle können stressbedingt entstehen und dich belasten!
Unter Stress aber passiert eine Sache: Du kriegst es immer erst mit, wenn es schon deutlich zu spät ist!
Warum?
Weil unter chronischem Stress dein Schmerzempfinden verändert ist.
Erlebst du viel Stress schüttet dein Köper in Alarmbereitschaft neben Cortisol auch Adrenalin aus. Adrenalin mobilisiert alle Kräfte und reguliert deine Schmerzempfindung ein ganzes Stück nach unten. Zusätzlich dämpft die Blutdruckänderung deine Schmerzwahrnehmung. [1]
So kann es passieren, dass du vor lauter Stress nicht spürst …
- wie belastet deine Hand ist, sondern es erst mitbekommst, wenn du eine Sehnenscheidenentzündung hast
- dass dein Bauchweh mehr ist als nur Aufregung und es erst wirklich bemerkst, wenn eine chronische Magen-Darm-Krankheit vor der Tür steht
- wie geplagt dein Rücken ist und die Schmerzen erst wahrnimmst, wenn du schon kurz vor dem Bandscheibenvorfall stehst
Schmerz zu spüren ist einer der besten Warnhinweise, wenn es darum geht unser Leben zu schützen. Wird er durch Stress unterdrückt, gefährdest du dich also ständig selbst.
3. Stress fördert Hautirritationen.
Wenn du das nächste Mal versuchst, einen Pickel oder Hautunreinheiten mit kosmetischen Wunderwaffen zu bekämpfen, halte lieber kurz inne und frage dein Spiegelbild, ob ein bisschen Entspannung nicht effektiver sein könnte.
Du fragst dich jetzt was deine Hautpflege mit übervollen To-Do Listen, nervigen Kollegen oder immer näher rückenden Abgabeterminen zu tun hat?
Das Stresshormon Cortisol hat nicht nur Auswirkungen auf deinen Stoffwechsel, dein Hormonsystem und dein Immunsystem, sondern ist auch an der Ölproduktion deiner Haut beteiligt. Zu viel Stress bedeutet zu viel Cortisol und das bedeutet wiederrum zu viel Öl für deine Haut. [2]
In Kombination mit der Immunsystem unterdrückenden Wirkung des Cortisols entsteht so genau eins: Der perfekte Nährboden für unliebsame Hautunreinheiten!
4. Chronischer Stress erhöht dein Diabetes-Risiko.
Unter Stress greifen wir gerne mal zu ungesunden Lebensmitteln aller Art. Ob es das süße Teilchen beim Bäcker morgens, die Currywurst vom Imbiss mittags oder die Tafel Schokolade am Abend ist.
Der Grund für deine Gelüste hat 5 Buchstaben: Power!
Power ist genau das, was dein Körper in stressigen Zeiten braucht.
- Ausreichend Power, um dringende Aufgaben für die Chefin zu erledigen.
- Power, um nicht schon vor deinem Kind erschöpft ins Bett zu fallen.
- Und Power, um all deinen Erwartungen gerecht zu werden.
Insgesamt stellt sich dein Körper auf einen höheren Energieverbrauch ein. Um sicher zu gehen, dass er möglichst schnell an diese Power kommt, setzt er auf Fast Food und Süßes als zügige Lieferanten. Denn Zucker geht besonders schnell in deine Blutbahn und kann dein Gehirn mit Energie versorgen. Die ungesunden Versuchungen geistern also nicht zufällig in deinem Kopf herum.
Zu viel Zucker hat nur leider böse Folgen:
- Die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden, steigt. Denn wahrscheinlich kannst du die Menge an Kalorien gar nicht verbrennen – und dein Körper speichert ein paar „Powerpolster“ am Bauch.
- Dein Risiko an Diabetes zu erkranken erhöht sich. Denn das Cortisol sorgt für einen Anstieg deines Blutzuckerspiegels und zudem setzt dein Körper stressbedingte Botenstoffe frei, die die Wirkung des Insulins verringern. Dadurch wird die Regelung des Blutzuckerspiegels erschwert. [3] Deswegen steigt dein Risiko, an Diabetes (Typ II) zu erkranken, wenn chronischer Stress dein Problem ist.
5. Dein Gehirn schrumpft – nicht nur im übertragenen Sinne.
Dass sich das Gehirn manchmal einfach zu klein für all den Input anfühlt, kennst du wahrscheinlich. Aber wusstest du, dass Stress sich auf die tatsächliche Größe deines Gehirns auswirken kann?
Massiver Stress in Folge von kritischen Lebensereignissen kann zu einem Kappen von einzelnen Synapsenverbindungen im Gehirn führen und zur Verringerung der sogenannten grauen Substanz. In der Folge nimmt dein Gehirnvolumen ab, dein Gehirn schrumpft. [4]
Diese Schrumpfung passiert insbesondere in Regionen deines Gehirns, wo du darüber alles andere als glücklich sein wirst. Es sind nämliche jene Regionen, die für die Steuerung deiner Gefühle, aber auch wichtiger physiologischer Funktionen (z.B. für die Regulierung des Blutdrucks und deines Blutzuckerspiegels) verantwortlich sind.
Auch der sogenannte präfrontale Cortex kann von strukturellen Veränderungen deines Gehirns betroffen sein. Ungut, denn dieser Bereich deines Gehirns ist unter anderem zuständig für dein Konzentrationsvermögen, deine Fähigkeit sich auf soziale Kontakte einzulassen oder deine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Diese Effekte sind glücklicherweise nicht unumkehrbar. So kann positiver Stress oder auch gezielte Stressprävention (z.B. durch Meditation oder andere Stressbewältigungstechniken) sogar die graue Substanz im Gehirn fördern.
Du willst wissen, wie du deinen Stress konstruktiv bewältigst und dir deine Gelassenheit und Unbeschwertheit zurückholen?
Dann könnte mein Online-Kurs „Die Stresspiloten“ genau das Richtige für dich sein.
6. Du schläfst schlechter.
Fast die Hälfte der Menschen mit hohen Stresspegel sagen, dass sie unter Schlafstörungen leiden. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Techniker Krankenkasse [5]. Einige können nicht einschlafen, andere wachen nachts auf und können nicht richtig durchschlafen.
Doch wieso ist das so?
- Da wären zum einen von außen einwirkende Faktoren. So ist beispielsweise die Schlafhygiene bei chronisch Gestressten oft sehr viel schlechter als die von Nicht-Gestressten. Sie arbeiten oft noch sehr spät, haben das Handy, den Fernseher oder andere elektronische Geräte bis spät um sich herum. Schon allein das Licht von all diesen Geräten bringt unseren Schlaf-Wach-Rhyhtmus gehörig durcheinander, denn es unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin.
- Dazu kommen ungünstige Schlafgewohnheiten, ein Streit kurz vor Schlafenszeit oder Grübeleien über Probleme und fehlende Entspannung, bei der dein Körper herunterfahren und sich auf einen erholsamen Schlaf vorbereiten kann.
Das führt zu einem Teufelskreis: Chronischer Stress macht dich müde, du schläfst nicht erholsam, bist deswegen umso leichter gestresst, was dich umso schlechter schlafen lässt.
(Falls das mit dem Schlaf ein Thema für dich ist. Hier findest du 10 Tipps für einen erholsamen Schlaf.)
7. Dein Zyklus spielt verrückt.
Wusstest du, dass Stress neben deinem Tag-Nachtzyklus auch einen anderen Zyklus negativ beeinflussen kann? Gemeint ist deine Menstruation.
Unter Stress kann es passieren, dass deine Periode auf sich warten lässt oder sogar mal ganz ausbleibt. Wen wundert es, denn bei Stress entsteht in deinem Körper ein ganz schönes Durcheinander.
In ihrer Studie haben Sioban Harlow und Genevieve Matanoski bereits 1991 die Länge des weiblichen Zyklus untersucht. Sie stellten fest, dass Frauen mit einem hohen wahrgenommen Stress-Score ein fast 2-fach erhöhtes Risiko für längere Zyklen haben. [6]
Das wiederum ist negativ für deine Fruchtbarkeit. Ohne intakten Zyklus ist es schwieriger, schwanger zu werden. Ganz zu schweigen davon, was es für deinen Körper und deine Psyche bedeutet, wenn dein hormonelles Gleichgewicht so stark aus der Bahn geworfen wird.
8. Du wirst zu jemandem, der du nicht sein willst.
„Spieglein, Spieglein an der Wand: Sag mir, wer ist die zynischste, gereizte, angespannteste Person im ganzen Land?“
Okay ich gebe zu, du wirst in diesen Positionen vermutlich nicht die Top 1 in deinem Land sein. Aber es reicht völlig aus, wenn du selbst und dein Umfeld dich nicht mehr wiedererkennen.
Genauso ging es früher auch Lena, einer Teilnehmerin meines Online-Kurses „Die Stresspiloten„. Wenn du wissen möchtest, wie sie es heute schafft, trotz Stress gelassen zu bleiben, lies hier das Interview, das ich mit ihr geführt habe.
Fakt ist: Stress holt nicht unbedingt deine schönste Seite zum Vorschein. Auf Dauer zeigt er vermutlich sogar Seiten von dir, die du selbst nicht kennst oder nie für möglich gehalten hast.
So passiert es, dass du …
- nur mit halbem Ohr zuhörst, weil du gedanklich schon zehn Schritte weiter bist,
- auf eine Rückfrage genervter reagierst als du es eigentlich möchtest, weil dein Geduldsfaden zum Zerreißen gespannt ist
- dich zynisch im Umgang mit den Problemen anderer verhältst
Die Frage ist doch: Willst du wirklich so sein?
9. Du wirst plötzlich zur Prokrastinationsexpertin
Eigentlich müsstest du jetzt wirklich etwas für die anstehende Prüfung tun. Stattdessen liegst du mit schlechtem Gewissen auf der Couch und schlitterst geradewegs in den nächsten Netflix-Marathon.
Prokrastination ist ein ernstzunehmendes Problem. Die im Volksmund auch unter „Aufschieberitis“ bekannte Verhaltensweise beschreibt eine Form von Vermeidungsverhalten.
Dein Vermeidungsverhalten kann durch ganz unterschiedliche Faktoren beeinflusst sein.
- Zum Beispiel hast du dir einen zu großen Berg zum Bezwingen ausgesucht oder hast Schwierigkeiten, deine Aufgaben in die richtige Prioritäten-Reihenfolge zu bringen.
- Die Aussicht auf ein paar Minuten Kopffreiheit verleiten dich dann zum Aufschieben deiner Aufgaben und führen meist zu Stress.
- Vor lauter Bedenken, dein Pensum sowieso nicht zu schaffen oder weil du eben den Berg vor lauter Bäumen nicht siehst, kann es passieren, dass du deine Projekte erst gar nicht oder viel zu spät an.
- Die Folge? Noch mehr Stresserleben…
10. Stress lässt dich vergesslich werden.
Was haben dein Schlüssel, dein Geldbeutel und deine Corona-Maske gemeinsam?
All diese Gegenstände werden unter Zeitdruck beim Verlassen der Wohnung gerne mal vergessen. Unter Stress etwas vergessen ist keine Seltenheit. Sei es eben der berühmte Haustürschlüssel oder der Geburtstag deiner Tante.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Wenn du gedanklich immer schon zwei Schritte voraus bist und nie im Hier & Jetzt, bist du weniger aufmerksam. Damit entgeht dir, wo du das Handy hingelegt oder die Corona-Maske abgelegt hattest.
- Das Stresshormon Cortisol verändert sich von seiner Konzentration. Das hat Folgen auf deine Erinnerungs- und Gedächtnisprozesse, die eigentlich im Schlaf geordnet werden. Beim Träumen verarbeitest du Alltagserlebnisse. Deine Träume sind auch wichtig, um bereits gelernte Strategien auf neue Probleme anzuwenden. Schläfst du schlechter oder verändert das Cortisol deine Träume, dann bleibt das nicht ohne Auswirkung auf deine Erinnerungs- und Gedächtnisprozesse. [7]
11. Chronischer Stress begünstigt Demenz.
Chronischer Stress steht im Verdacht, Alzheimer und vaskuläre Demenz zu begünstigen.
Robert Wilson und seine Kollegen von den Universitäten in Chicago und Philadelphia haben die Daten von 600 anfänglich nicht an Demenz erkrankten Personen über mehrere Jahre erfasst und ausgewertet. Ihr erschreckendes Ergebnis? Die Gruppe der Gestressten hatte ein 2,7-fach erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken [8].
Ähnliche Ergebnisse zeigte eine Längsschnittstudie über 35 Jahre an Frauen. Je mehr und je konstanter die Frauen Stress berichteten, umso höher war ihr späteres Risiko, an Demenz zu erkranken [9].
12. Das Immunsystem leidet und dein Körper streikt.
Fühlt sich dein Umgang mit Stress manchmal wie ein Kampf an und du würdest nur zu gerne vor deinem Aufgabenberg auf eine einsame Insel flüchten?
Sobald du deinen Körper mit Stress belastet, ist das ein Dauerzustand für ihn. Das ausgeschüttete Adrenalin und Cortisol bereiten deinen gesamten Organismus auf Kampf oder Flucht vor.
Das an sich ist überhaupt kein Problem. Erst wenn es chronischer Stress ist und du keinen Ausgleich zum Stress hast, wird es schwierig für deinen gesamten Körper. (Lies hier mehr darüber.)
Denn (chronischer) Stress beeinflusst unter anderem …
- dein Immunsystem
- deine Verdauung
- die Muskulatur
- dein Herz-Kreislauf-System
Cortisol schwächt auf Dauer dein Immunsystem und macht es anfälliger für Bakterien und Viren. Auch die Produktion deiner Magensäure wird angeregt, weshalb es vermehrt zu Sodbrennen und ähnlichen Beschwerden kommen kann.
In Tierversuchen konnten Auswirkungen von Stress auf die Darmpermeabilität (also die Durchlässigkeit des Darms) und die Darmflora nachgewiesen werden. Beide Faktoren sind für chronisch entzündliche Darmerkrankungen von Bedeutung [10].
Deine Muskeln stehen im wahrsten Sinne des Wortes unter Anspannung – meist äußert sich das in Rücken- oder Kopfschmerzen. Stress wirkt sich auch deinen Blutdruck aus und so ist es wenig verwunderlich, dass es zu Herz-Kreislauf Problemen jeglicher Art kommen kann. Beispiele sind Bluthochdruck, Herzrasen oder auch Kreislaufprobleme. Auch das Risiko für Herzinfarkte ist erhöht.
13. Dein Risiko, psychisch zu erkranken, steigt.
Chronischer Stress gilt als Risikofaktor für viele psychische Erkrankungen. Darunter auch für Depressionen und Angsterkrankungen, zwei der häufigsten psychischen Erkrankungen.
Natürlich spielen bei der Entstehung einer psychischen Störung eine ganze Reihe an Faktoren eine Rolle.
Unter Stressgesichtspunkten ist die Amygdala besonders wichtig. Sie befindet sich im limbischen System, einem Teil deines Gehirns.
Stell dir die Amygdala als Gefahrensensors vor. Sie löst Reaktionen wie Furcht und Angst aus. Bei Stress wird sie aktiviert und schlägt Alarm, um dich zu schützen. Chronischer Stress führt allerdings zu einer Über-und Daueraktivierung der Amygdala.
Sie zeigt ständig an, dass irgendetwas nicht stimmt. Auf Dauer ist das emotional, geistig und körperlich erschöpfend. Dieser Zustand begünstigt die Entstehung von psychischen Erkrankungen. [11]
14. Nicht nur dein Leben wird beeinflusst, sondern auch das deiner Kinder.
Lass mich raten: Dass Stress Auswirkungen auf dein familiäres Umfeld hat, ist für dich sicher nichts Neues, oder?
Neu könnte hingegen für dich sein, dass dein Stressempfinden sich auch auf die Entwicklung deines ungeborenen Kindes auswirkt.
Anja Huizink und ihre Kollegen von der Universität Utrecht haben herausgefunden, dass mitempfundener chronischer Stress dein ungeborenes Kind in bestimmten Bereichen der Entwicklung beeinflussen kann.
So ist bei in der Schwangerschaft chronisch gestressten Mamis eine verzögerte motorische und mentale Entwicklung bei Säuglingen im Alter von 8 Monaten beobachtbar. Stress ist ein Risikofaktor für spätere Entwicklungsprobleme wie zum Beispiel eine verzögerte Reaktionsfähigkeit oder die Sprachentwicklung. [12]
Lernst du, erfolgreich mit Stress umzugehen, tust du also nicht nur dir etwas Gutes, sondern auch deinem (ungeborenen) Kind.
15. Du vernachlässigst deine Freunde und steigerst dein Stressniveau noch weiter.
Freundschaften tun gut, sie benötigen jedoch auch ein bisschen Pflege. Eben genau letzteres beansprucht Zeit, die Menschen mit chronischem Stress oft nicht haben.
Fühlst du dich jetzt ertappt, sollen folgende Zeilen ein kleiner Anschubser in Richtung Kino, Restaurant, Kaffee trinken oder Couchgespräch sein!
Die Schulter zum Ausheulen, der Ratschlag deiner Freundin oder das gemeinsame Lachen tragen positiv zu deinem Empfinden bei. So mancher Stressmoment könnte dadurch abgepuffert, so manches Problem durch den Austausch gelöst werden.
Hinzu kommt, dass dein Körper das Hormon Oxytocin, das „Kuschelhormon“, ausschüttet, wenn du mit deinen Liebsten zusammen bist. Es verringert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und aktiviert dein Belohnungssystem. Wer also Zeit mit seinen Freunden (oder anderen lieben Menschen) verbringt, der hat damit einen wirksamen Puffer gegen Stress [13][14].
Genau das fehlt dir aber, wenn du wegen „keine Zeit“ deine Freunde kaum noch siehst.
16. Deine Gene verändern sich.
Der Bausatz deines gesamten Körpers ist in deiner DNA verankert. Dort finden sich deine Chromosomen und deine Gene.
Stell dir das so vor: Wäre deine DNA eine Bibliothek, stellen deine Chromosomen die in ihr vorhandenen Bücher dar. Deine Gene sind die einzelnen Seiten dieser Bücher.
Wann welche Seite aufgeschlagen oder ein Kapitel gänzlich übersprungen wird, hängt unter anderem von Umwelteinflüssen ab. Dazu zählt auch Stress!
Ob ein Gen an- oder stummgeschalten wird, damit beschäftigt sich die Epigenetik. Forschungen in diesem Bereich zeigten, dass Stress sich auf deine epigenetischen Informationen auswirkt. Platt gesagt: Chronischer Stress verändert die Ausprägung deiner Gene. Und zwar deswegen, weil der Stress in die körpereigene Steuerung der Genaktivität eingreift. Dies kann beispielsweise durch eine veränderte Aktivierung von bestimmten Enzymen passieren.
Wieso das wichtig für dich ist, fragst du dich?
Ganz einfach: Werden bestimmte Gene an- oder abgeschaltet, erhöht sich damit das Risiko für Erkrankungen oder krankhafte Veränderungen deines Gehirns. Denn chronischer Stress wirkt sich auf die Steuerung von Genen aus, die in Verdacht stehen, mit genetisch beeinflussten Krankheiten zusammenzuhängen.
Glücklicherweise sind diese Prozesse durch Stressbewältigungstrainings umkehrbar [15].
17. Deine Arbeitsleistung nimmt rapide ab
Du kennst das: Dein Kalender ist voll von Terminen und ein riesen Berg an dingenden Aufgaben wartet auf dich. Um möglichst viel abzuarbeiten fängst du schon früh morgens an. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät dir plötzlich, dass es schon Mittag ist. Doch das Abarbeiten war bisher nicht so produktiv wie erhofft.
Das Resultat: Du fühlst dich noch gestresster und schlechter!
Ein kleines Trostpflaster: Für deine geringe Arbeitsleistung unter Stress kannst du vermutlich gar nichts.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben nämlich in einem Experiment mit Mäusen herausgefunden, dass sozialer Stress eine Herabsetzung der Leistungsfähigkeit zur Folge hat. Nachdem die Mäuse Stress ausgesetzt wurden, konnte sie sich beispielsweise an zuvor erlernte Wege durch ein Labyrinth nicht mehr erinnern. [16]
Für dich bedeutet das in Zukunft, weniger ist mehr!
Schaffst du es deinen Stress besser zu bewältigen, dann hast du gute Chancen auf eine höhere Produktivität.
Quellen
[1] Verringerte Schmerzwahrnehmung durch Stress: AlʼAbsi, M. & Petersen, K. L. (2003). Blood pressure but not cortisol mediates stress effects on subsequent pain perception in healthy men and women. Pain, 106(3), 285–295.
[2] Der Zusammenhang von Stress und Hautkrankheiten: Feeling Stressed? How Your Skin, Hair And Nails Can Show It. (2007, November 12). ScienceDaily.
[3] Stress und der Zusammenhang zu Diabetes: Siddiqui, A., Madhu, S.V., Sharma, S.B. & Desai, N.G. (2015). Endocrine stress response and risk of type 2 diabetes mellitus. Stress. The International Journal on the Biology of Stress.
[4] Gehirnstrukturen verändern sich unter Stress: Ansell, E., Rando, K., Tuit, K., Guarnaccia, J. & Sinha, R. (2012). Cumulative adversity and smaller gray matter volume in medial prefrontal, anterior cingulate, and insula regions. Biological Psychiatrie, 72(1), 57-64.
[5] Schlechter Schlaf durch Stress: Techniker Krankenkasse (2017). Schlaf gut, Deutschland! Dr. Sabine Voerman.
[6] Menstruation und Stress: Harlow, S. D. & Matanoski, G. M. (1991). The Association between Weight, Physical Activity, and Stress and Variation in the Length of the Menstrual Cycle. American Journal of Epidemiology, 133(1), 38–49.
[7] Cortisol und seine Auswirkungen auf dein Schlaf- & Traumverhalten und deine Gedächtnisleistung: Payne, J. D. (2004). Sleep, dreams, and memory consolidation: The role of the stress hormone cortisol. Learning & Memory, 11(6), 671–678.
[8] Chronischer Stress und seine Auswirkungen auf das Risiko an Demenz zu erkranken: Wilson, R. S., Arnold, S. E., Schneider, J. A., Kelly, J. F., Tang, Y. & Bennett, D. A. (2006). Chronic Psychological Distress and Risk of Alzheimer’s Disease in Old Age. Neuroepidemiology, 27(3), 143–153.
[9] Stress und Demenzrisiko bei Frauen: Johansson, L., Guo, X., Waern, M., Ostling, S., Gustafson, D., Bengtsson, C. & Skoog, I. (2010). Midlife psychological stress and risk of dementia: a 35-year longitudinal population study. Brain, 133(8), 2217–2224.
[10] Stress und chronisch entzündliche Darmkrankheiten Langhorst, J. (2010). Stress, Depression und Angst – Schubauslöser oder psychosoziale Krankheitsfolge? http://www.dccv.de.
[11] Deine Amygdala als Gefahrensensor DGPPN. (2016, November). Psyche unter Druck: wie die modernen Lebensumstände unsere Gesundheit beeinflussen.
[12] Chronischer Stress wirkt sich auf die Entwicklung deines Kindes aus Huizink, A. C., Robles de Medina, P. G., Mulder, E. J. H., Visser, G. H. A. & Buitelaar, J. K. (2003). Stress during pregnancy is associated with developmental outcome in infancy. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 44(6), 810–818.
[13] Die Wirkung von Oxytocin auf deine Cortisol Ausschüttung Cardoso, C., Ellenbogen, M. A., Orlando, M. A., Bacon, S. L. & Joober, R. (2013). Intranasal oxytocin attenuates the cortisol response to physical stress: A dose–response study. Psychoneuroendocrinology, 38(3), 399–407.
[14] Erleichtertes Stressempfinden durch Oxytocin Eckstein, M., Scheele, D., Weber, K., Stoffel-Wagner, B., Maier, W. & Hurlemann, R. (2014). Oxytocin facilitates the sensation of social stress. Human Brain Mapping, 35(9), 4741–4750.
[15] Wie Stress deine Gene beeinflusst Stoffel, M., Gardini, E., Ehrenthal, J. C., Abbruzzese, E. & Ditzen, B. (2020). Evaluation von Stressprävention und Stressbewältigung mittels epigenetischer Marker. Verhaltenstherapie, 30(1), 18–27.
[16] Der Einfluss von Stress auf deine Leistung A.S.M.S.H.R. (2016, Juni 1). Stress wirkt sich auf Leistung aus. Max-Planck-Gesellschaft.