Sicherlich hast auch du Menschen in deinem Leben, die es dir alles andere als einfach machen. Bei denen du dich nach einer Begegnung seufzend bereits das ein oder andere Mal beim Gedanken erwischt hast, wie viel leichter es manchmal ohne sie wäre. Ob dein pubertierender Sohn, der mit seinen provokanten Kommentaren mächtig an deinem Geduldsfaden zieht. Der cholerische Chef, der aus dem nichts lospoltert und von jetzt auf gleich an die Decke geht. Der Kollege, der von morgens bis abends nur jammert und alle mögliche Arbeit auf dich abwälzt. Der egozentrische Mann, der sein Ding ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht. Ach ja, und natürlich nicht zu vergessen: die Schwiegermutter. Die irgendwie jeden deiner Sätze als persönlichen Angriff missversteht, direkt beleidigt ist und im Verlauf des Tages mit Sticheleien und bissigen Kommentaren auf Streit aus ist.

Egal ob in einer der oben genannten Konstellationen oder in leicht abgewandelter Form, vermutlich ist dir der eine oder andere Typ von Plagegeist besser bekannt als dir lieb ist. So unterschiedlich sie sein mögen, haben sie etwas gemeinsam. Sie sind kompliziert, schlecht einzuschätzen, schwierig im Umgang und rauben dir eine Menge Kraft und Energie.

Derart anstrengenden Menschen aus dem Weg zu gehen ist sicherlich eine Strategie. In der Mehrzahl der Fälle jedoch nicht so einfach möglich. Denn was machst du mit dem Chef oder Arbeitskollegen, wenn du den Job nicht wechseln willst? Oder gar mit Familienmitgliedern?

Bleibt also die Frage:

Wie kannst du mit solchen Menschen umgehen, sodass es dir selbst gut geht und du nicht zu kurz kommst?

Ich möchte dir Strategien an die Hand geben, die du anwenden kannst, wenn Egozentriker, Choleriker oder Drama-Queens zum Schlag ausholen. Diese Empfehlungen zielen insbesondere darauf ab, deine innere Haltung gegenüber solch schwierigen Menschen zu verändern – sowohl in konkreten Situationen als auch im Allgemeinen.

Wieso?

Ganz einfach: weil letztlich deine innere Haltung darüber entscheidet, wie du im Außen mit diesen Personen umgehen kannst. Durch die Erweiterung und Veränderung deiner Innenwelt vergrößerst und bereicherst du automatisch deinen Handlungshorizont! Außerdem warten in diesem Artikel auch ganz konkrete Kommunikationstipps auf dich.

Selbstfürsorge kann auch über den Umgang mit dir selbst hinausgehen

Bevor ich konkrete Tipps mit dir teile, möchte ich dir noch einmal vor Augen führen, wieso es so wichtig ist, zu lernen, mit „toxischen“ Menschen gut umzugehen.

Du hast sicherlich selbst schon gemerkt, dass du dich nach solchen Begegnungen alles andere als gut fühlst. Vielleicht bist du wütend und verärgert. Oder aber verletzt. Irritiert, grübelst und versuchst im Nachhinein zu verstehen, was hier gerade abgelaufen ist.

Gut in seinem Alltag für sich zu sorgen, das bedeutet mehr als nur Pausen, Entspannung und Erholung.

Selbstfürsorge umfasst auch deine Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen. Sie hat auch etwas damit zu tun, deine Bedürfnisse und Gefühle zu schützen. Und für dich selbst einzustehen. Darauf aufzupassen, dass es dir insgesamt gut geht. Deine Bedürfnisse, Grenzen und deine Integrität zu wahren. Beispielsweise in Form eines selbstbestimmtes Neins, wenn dir dein Kollege wieder seine Arbeit aufdrücken möchte. Selbstfürsorge bedeutet auch, dir zuliebe zu überprüfen, wie du dich von schädlichen äußeren Einflüssen abschirmen und Wege des Umgangs damit finden kannst.

Lass uns also schauen, was du für dich und gleichzeitig andere tun kannst, wenn dir solche Menschen deinen Alltag beschweren.

4 Strategien für den Umgang mit schwierigen Menschen

Strategie #1: Zeige Mitgefühl und versuche, den anderen wirklich zu verstehen

Auch wenn es alles andere als einfach ist: Mitgefühl zu entwickeln hilft dir dabei, dich in den anderen hineinzuversetzen. Erinnere dich daran, dass auch du ab und an einen schlechten Tag oder schlechte Laune hast. Dass auch du dann möglicherweise ungerecht bist und aufbrausend reagierst.

Vielleicht denkst du jetzt: „Ja, es kommt bei mir auch MAL vor, jedoch nicht 24 Stunden am Tag.“

Du bist dieses Verhalten von besagter Person schon gewohnt. Deswegen reicht meistens ein Wort oder ein Satz in die erwartete Richtung, damit du innerlich explodieren könntest. Was es umso schwerer macht, Verständnis für den anderen aufzubauen. Deshalb habe ich als Geheimtipp einen wunderbaren Satz für dich. Den kannst du dir immer sagen, wenn du merkst, wie Widerstand und Wut gegenüber der anderen Person aufkeimen.

Der Satz lautet: „Es muss schwer sein…“

Zum Beispiel: „Es muss schwer für meinen Chef sein, so wenig Geduld, Warmherzigkeit und Kontrolle über seine Gefühle zu haben.“

Oder aber: „Es muss schwer für meine Schwiegermutter sein, dass Gefühl zu haben, um die Liebe, Wertschätzung und Anerkennung ihres Sohnes zu kämpfen. Und sich deshalb mir gegenüber immer profilieren, sich mit mir messen und in Konkurrenz treten zu müssen“.

Solltest du auch einen Energieräuber in deinem Umfeld haben, halte jetzt für einen Moment inne. Formuliere gedanklich diesen Satz für die Person, um die es bei dir geht. Formuliere so lange verschiedene Optionen bis du das Gefühl hast, einen Satz gefunden zu haben, auf den du nicht sofort innerlich „Ja, aber …“ sagst. Sondern ein Teil von dir wirklich sagt, „Ja, stimmt, das ist schwer.“.

Was steckt wirklich dahinter?

Wenn es dir gelingt, dadurch deine Impulse des Gegenangriffs oder der inneren Empörung abzumildern, kannst du dich ehrlich fragen, was tatsächlich hinter dem Verhalten des anderen steckt. Denn auch wenn es nicht den Anschein macht – im Grunde genommen ist es nichts anderes als ein Ausdruck dessen, dass die Person gerade nicht fähig ist, so für sich zu sorgen, dass es ihr gut geht.

Sie ist offenbar nicht in der Lage, zu erkennen, welche unbefriedigten und vernachlässigten Bedürfnisse hinter ihrem Verhalten stecken. Und welche Schritte sie einleiten müsste, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. (Schau dazu hier vorbei. Dort habe ich ausführlich beschrieben, wie du deine Bedürfnisse wahrnehmen und ihnen nachkommen kannst.)

Vielleicht gelingt es dir, mit der anderen Person darüber ins Gespräch zu kommen, worum es ihr wirklich geht. Warum sie schon wieder ausrastet oder sich unaufhörlich beklagt.

Habt ihr das versteckte Bedürfnis identifiziert, könnt ihr euch gemeinsam an die Problemlösung machen. Auch wenn es zu diesem letzten Schritt vielleicht nicht kommt, bist du besser auf das Verhalten des anderen vorbereitet, wenn du versucht, seine Sichtweise zu verstehen. Egal wie euer Gespräch und eure Interaktion dann tatsächlich aussieht. Sie wird auf jeden Fall besser sein, wenn du bereit bist, den anderen wirklich zu sehen.

Strategie #2: Grenze dich ab und nimm nichts persönlich  

Es wird nicht immer möglich und angemessen sein, ein klärendes, unterstützendes Gespräch auf der Bedürfnisebene zu führen. Wenn beispielsweise keine Zeit dafür ist. Oder du in diesem Moment keinen Nerv und keine Kraft dafür hast. Vermutlich lässt sich dein anstrengender Gegenspieler auch nicht immer darauf ein. Oder aber ihr habt gar kein wirkliches Gespräch, sondern er oder sie drückt dir einfach nur im Vorbeigehen einen bissigen Kommentar rein, der dich innerlich brodelnd zurücklässt.

Was nun?

Wir alle neigen dazu, das Verhalten oder die Aussagen von anderen persönlich zu nehmen. Ich weiß, dass es zu Beginn sehr schwierig ist, dies nicht mehr zu tun. Da sind eine Menge unbewusste Automatismen am Werk. Wenn der cholerische Chef dich anmotzt, dass du das aber auch schon mal schneller oder besser erledigt hast. Wenn dich dein pubertierender Sohn ankeift, dass er seine Ruhe will und du „total nervst“. Oder wenn der besserwisserische Kollege dich mit einem altklugen Kommentar vor versammelter Mannschaft wie eine unfähige Zicke dastehen lässt.

Aber: Wenn du das Gesagte auf dich beziehst, kann es nur zu einer lose-lose-Situation kommen

Du lässt dich auf den Verteidigungs- oder Angriffsmodus ein. Ihr schaukelt euch immer weiter hoch. Und entfernt euch dabei immer mehr vom eigentlichen Thema.

Wie aber kann es dir gelingen, das Verhalten des anderen NICHT als Attacke auf dich persönlich zu sehen?

Indem du dir vor Augen führst, dass das, was eine Person sagt oder tut, viel mehr mit ihr selbst zu tun hat und viel mehr über sie selbst aussagt als über dich.

Nehmen wir an, dein Chef meckert, motzt und teilt aus. Was auch immer du tust; nichts ist ihm recht und gut genug. Das hat vermutlich weniger mit deiner tatsächlichen Leistung zu tun als vielmehr mit seiner „inneren Verfassung“. Er ist vielleicht nicht in der Lage, mit dem Streit, den er mit seiner Ehefrau hatte (oder was auch immer ihm Ungutes widerfahren ist) auf eine für ihn gute und gesunde Art umzugehen. Das liegt ganz allein in SEINEM Verantwortungsbereich.

Oder aber dein Chef ist ein Perfektionist vor dem Herren, der es sich selber so gut wie nie recht machen kann. Und der sich regelmäßig und dauerhaft selbst abwertet.

In beiden Fällen sagt sein Verhalten mehr über ihn selbst aus als über dich. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke, um dich in besagten Situationen bewusst abzugrenzen. Du kannst dir beispielsweise sagen: „Es hat nichts mit mir zu tun. Er/sie kämpft gerade innerlich mit sich.“

Strategie #3: Mach dich nicht klein und wahre deine Integrität 

Gerade wenn ein Verhalten von einer anderen Person heftige Gefühle und Impulse in dir auslöst, ist es umso wichtiger, BEI DIR zu bleiben. Dich auf den Machtbereich, das heißt auf die Aspekte eurer Begegnung zu konzentrieren, die du in der Hand hast.

Dazu gehört zum einen das, was bei dir ankommt. Auch wenn du nicht beeinflussen kannst, was andere zu dir sagen, entscheidest du alleine, was du wie intensiv an dich heranlässt. Du allein bestimmst, ob und in welchem Ausmaß dich das, was die andere Person sagt oder tut, trifft. Werde dir deiner Macht und Entscheidungsfreiheit bewusst.

Niemand verletzt dich ohne deine Zustimmung.

Dein zweiter großer Einflussbereich liegt in dem, was du aussendest und von dir gibst. In deiner Reaktion. Mit „bei dir bleiben“ meine ich in diesem Fall, ruhig zu bleiben (tief durchatmen hilft!) und klar Position zu beziehen. Dazu gehört auch, deine Grenzen zu kennen. Und bei deren Überschreitung dem anderen klar und deutlich das Stoppschild zu zeigen. Indem du beispielsweise mit einem „Ich möchte nicht, dass du so mit mir sprichst“ signalisierst, dass es für dich bis hierhin und nicht weiter geht.

Dafür ist es hilfreich, wenn du dir deiner Selbst, deinen Werten, Stärken und Grenzen bewusst bist. Falls du diese nicht parat hast, fühle dich herzlich eingeladen an dieser Stelle Papier und Stift zu zücken und dir darüber Gedanken zu machen. Mit einem gesunden SEBST-BE-WUSSTSEIN bist du schwierigen Menschen gegenüber weniger ausgeliefert. Außerdem laugt dich der Umgang mit ihnen nicht so aus, da du durch eine innere Stärke und Standfestigkeit nicht so leicht aus deiner inneren Balance zu bringen bist.

„Ich bin OK – du bist OK“

An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass es NICHT darum geht, dich „auf Kosten des anderen“ innerlich stark zu machen.

Es geht sehr wohl darum, ein „inneres Standing“ zu entwickeln, sodass du gefühlsmäßig weitestgehend unabhängig bist vom Verhalten anderer Menschen, auf das du ohnehin keinen Einfluss hast. Allerdings soll das nicht dadurch geschehen, dass du deinen Gesprächspartner klein machst und abwertest. Denn dann besteht die Gefahr, den anderen von oben herab zu behandeln. Ich kann dir versichern, dass eure Kommunikation in diesem Fall schnell in eine Richtung geht, die von einem guten Ausgang für beide Seiten meilenweit entfernt ist.

Alle Strategien, die ich dir bisher mitgegeben habe, zielen darauf ab, in eine Haltung zu kommen, die sich am besten mit: „ich bin OK – du bist OK“ beschreiben lässt. Wenn du auf dem „wir sind beide in Ordnung“-Level unterwegs bist, ist ein wunderbarer Rahmen geschaffen, damit eure Interaktion positiv weitergehen kann.

Als letztes möchte ich dir konkret zeigen, wie du deinen Teil dazu beitragen kannst.

Strategie #4: Achte auf deine Kommunikation; strahle friedliche Gelassenheit aus

Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist bekanntlich nicht die beste Strategie. Hast du in deinem Leben vermutlich auch schon gemerkt. Lass dich nicht auf Kämpfe und Streitereien ein. Wenn du auf das Pferd aus Wut, Jammern, Negativität oder Provokation aufspringst, wirst du nur noch mehr Frust, Mutlosigkeit und schlechte Laune ernten.

Dich dafür zu entscheiden, nicht zu kämpfen bedeutet auf keinen Fall, dass du in irgendeiner Form nachgibst, dich unterwirfst oder Schwäche zeigst.

Im Gegenteil.

Es zeugt vielmehr von Größe und zeigt, dass du einem Menschen keine Macht gibst, der sie nicht verdient. Dass du lieber auf Harmonie und Ruhe setzt. Und dich nicht durch ausartende und unnötige Streitereien in eine negative Energie ziehen lässt.

Wie stellst du das nun praktisch an?

Lass mich dir ein paar Kommunikationstools geben, mit denen du der besagten schwierigen Person nicht nur den Wind aus den Segeln nimmst, sondern dir auch helfen, die notwendige innere Gelassenheit zu kultivieren. Denn durch kleine verbale und äußere Kniffe kannst du dein Gehirn im Handumdrehen überzeugen, dass du auf Harmonie und Frieden aus bist.

Verwende nur Ich-Botschaften

Sowohl für dich, insbesondere aber für die andere Person, macht es einen großen Unterschied, ob du sagst: „Es stimmt nicht, was du sagst“, oder „Ich habe das anders wahrgenommen und erlebt.“ Damit reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, dass dein Gegenüber in den Rechtfertigungs- und Vorwurfsmodus geht.

Vermeide Generalisierungen

Streiche Verallgemeinerungen à la: „Nie kann man dir etwas recht machen“, „Immer bist du zu spät.“ Das steigert das Konfliktpotenzial enorm.

Achte auf deine Körpersprache

Damit meine ich, dass du insbesondere provozierende Körpersprache (mit dem Finger zeigen, wild gestikulieren, mit den Augen rollen, verächtliche Mimik) vermeidest. Hilfreicher ist es, wenn du dich ruhig bewegst und langsam und in einem sanften Ton sprichst.

Mein Buchtipp zum Weiterlesen

Du möchtest mehr über das Thema lesen? Ich empfehle dir ein Buch von François Lelord und Christophe André. Es heißt „Der ganz normale Wahnsinn: Vom Umgang mit schwierigen Menschen“. Das Buch ist liebevoll und unterhaltsam geschrieben. Es enthält hilfreiche Tipps für dich und den Umgang mit jeglicher Art von Mitmenschen. Wie nervenaufreibend sie sein mögen.

Als systemisch ausgebildete Therapeutin sehe ich feste Zuschreibungen im Sinne von „jemand ist so oder so“ fast immer kritisch. Den Mehrwert des Buches sehe ich trotzdem genau darin, dass zehn problematische Persönlichkeitstypen beleuchtet werden. Und zwar solche, wie sie jedem Psychologiestudenten in der Klinischen Psychologie als Persönlichkeitsstörungen begegnen. Am Ende jedes Kapitels folgt zu allen Persönlichkeitstypen ein Test. Damit kannst du prüfen, ob du Züge der entsprechenden Persönlichkeit aufweist. Du lernst also durch das Buch weitere Tipps kennen. Und du erkennst, ob du selbst Züge einer bestimmten kritischen Persönlichkeit in dir trägst.

Eine gute Zusammenfassung und Ergänzung zum Artikel. Hier kommst du zum Buch.

Ich hoffe sehr, die ein oder andere Maßnahme hilft dir, dich mit den Energievampiren und Nervensägen aus deinem Alltag besser zu arrangieren. Und dich selbst dabei nicht aus dem Blick zu verlieren. Versprich mir, dafür zu sorgen, dass du zwischen den zeitintensiven und anstrengenden Menschen nicht selbst auf der Strecke bleibst.

Zum Ende bin ich wie immer neugierig. Schreib mir von einer Situationen mit einer für dich schwierigen Person. Was macht einen Menschen für dich zu einem „schwierigen“ Menschen? Welche Strategien oder Tipps scheinen dir im Umgang mit diesem Menschen besonders geeignet?

PS: Sharing is caring: Wenn dir der Artikel gefallen und geholfen hat, teile ihn jetzt mit deinen Liebsten und mit allen Menschen, denen das Wissen auch weiterhelfen kann. Dankeschön!