In letzter Zeit bekomme ich immer wieder Nachrichten von Menschen, in denen es um die Frage geht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Höchstwahrscheinlich hast auch du dich schon einmal gefragt, wieso du eigentlich hier auf dieser Welt bist. Wozu das alles? Was ist der wahre Grund und der Sinn meines Daseins?

Wenn du dir selbst diese Frage auch schon gestellt hast, dann ist das ziemlich gut. Denn wir wissen mittlerweile sehr klar: Ein erfülltes Leben ist ein Leben voller Sinn.

Ich möchte zwar an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten – trotzdem ist mir die Kernbotschaft des Artikels so unfassbar wichtig, dass ich sie gleich zu Beginn mit dir teilen möchte. Denn es geht für mich NICHT um die Frage, was der Sinn deines Lebens IST. Oder wie du deinen Sinn des Lebens FINDEN kannst. Sondern darum, wie du dafür sorgen kannst, dass du deine Lebenszeit als sinnhaft und erfüllt ansiehst. Du fragst dich, wo der Unterschied liegt? Perfekt. Dann kann ich dir mit diesem Artikel ganz sicher weiterhelfen und die Augen öffnen.

Warum du immer nach dem Warum frägst

Du stehst im Stau. Mal wieder. Der Radiosprecher verkündet mit frisch-fröhlicher Stimme, dass du es dir für die nächsten 15 Kilometer in deinem Auto bequem machen kannst. Ausgerechnet heute steht aber das wichtige Meeting an, in dem du dein neues Projekt vorstellen sollst. Natürlich – wie soll es auch anders sein. Du seufzt und fragst dich, wieso das alles immer nur dir passieren muss. Und vor allem: Warum ausgerechnet heute?!

Die Frage nach dem Sinn begleitet dich ständig. Du stellst dir auch im Kleinen, das heißt mit jedem Ereignis in deinem Alltag, implizit die Frage, was das denn alles soll. Warum muss die Bahn zu spät kommen? Wieso hast du bloß so wenig Zeit für dich selbst? Warum können deine Kinder nicht mal eine Nacht durchschlafen?

Du möchtest am liebsten alles verstehen. Den Grund für all das Kennen. Das geht uns allen so. Denn die Frage nach dem Sinn und dein Bedürfnis, aktiv nach Zielen und Erfüllung zu streben, ist Teil der menschlichen Natur. Wir alle sind zu 100% sinnorientiert.

Und zwar im Kleinen wie im Großen.

Du hast sicherlich selbst schon festgestellt: Sinn erfüllt

Deshalb fühlt es sich auch so gut an, wenn du genau weißt, wieso und wofür du etwas tust. Wenn du beispielsweise viel Zeit und Mühe in ein tolles Ostergeschenk für deine Liebsten investiert. Du tust das, weil du genau weißt, dass du ihnen damit eine große Freude bereitest. Weil du etwas erschaffst, das andere begeistert und deine Zuneigung zum Ausdruck bringt.

Du erlebst es im wahrsten Sinne des Wortes als SINNVOLL, deine sozialen Beziehungen zu pflegen, weil das ein wesentlicher Teil von dir ist. Oder anders gesagt: du spürst implizit, dass es dich erfüllt, dass es dich das glücklich macht.

Genau das ist es, was Viktor Frankl, ein Neurologe und Psychiater, der sich nach seinem Überleben in Konzentrationslagern während der NS-Zeit als einer der ersten ausgiebig mit der Sinnfrage beschäftigte, meint, wenn er sagt:

„Was der Mensch wirklich will, ist letzten Endes nicht das Glücklichsein, sondern ein Grund zum Glücklichsein.“
Viktor Frankl

Der Zusammenhang zwischen Lebenssinn und psychischer Gesundheit ist längst wissenschaftlich bewiesen. Wie diese Studie beispielsweise gezeigt hat, erleben Menschen, die keinen Sinn in ihrem Leben wahrnehmen, vermehrt Stress und haben ein deutlich geringeres Wohlbefinden. Ich denke, das lässt sich auf nichtwissenschaftlicher Ebene am besten mit einem Gefühl der inneren Leere beschreiben, das du vielleicht auch kennst. Nicht umsonst bringt man Sinnkrisen oder Sinnverlust auch häufig mit verstärktem Grübeln und depressiven Tendenzen bis hin zu einer schweren Depression in Verbindung.

Umgekehrt haben Menschen mit einer hohen Sinnerfüllung eine ganz andere Lebensqualität. Sie sind voller Kraft, Energie, mentaler Stärke und berichten ein höheres Wohlbefinden. Sie sprudeln vor Lebensfreude und erleben ihr Leben viel intensiver.

Was heißt das für dich?

Wenn du eine Situation als wertvoll erkennst, bringt dich das deinem glücklichen und erfüllten Leben einen großen Schritt näher. Lass uns das Wort mal in seine Einzelbestandteile zerlegen. WERT- VOLL bedeutet, dass eine Sache, eine Erfahrung oder eine Situation für dich voll von Wert, d.h. wichtig und bedeutsam ist. Wenn du also in Einklang mit deinem ganz persönlichen „Warum“ agierst, erlebst du dein Tun und langfristig auch dich und dein gesamtes Leben als sinnvoll. Und dann tritt Zufriedenheit, Glück und innere Erfüllung von ganz alleine in dein Leben.

Bleibt nur noch die Frage: wie kommst du zu deinem persönlichen Warum?

Die Sinnfindungs-Geschichte hängt für mich entscheidend damit zusammen, auf welcher Weise du nach dem Sinn suchst.

Das Problem dabei ist: Sinn ist absolut nichts, was du einfach so finden kannst. Wie die Ostereier gestern, die du unter dem Moos entdeckt hast, wenn du nur lange und intensiv genug danach gesucht hast. Das ist in meinen Augen vielleicht den größten Fehler, den Menschen begehen, wenn sie sich eigentlich mehr Sinn im Leben wünschen.

Denn es handelt sich dabei um einen Prozess.

Das wird bereits, wenn wir uns die Ursprungsbedeutung des Wortes genauer anschauen. Der Begriff Sinn bedeutet nichts anderes als „Gang“, „Reise“, „Weg“. Die germanische Wortgruppe hat ihre Wurzeln in „sent-“, was du mit „gehen, reisen, eine Fährte suchen, eine Richtung nehmen“ übersetzen kannst. Auch das Verb sinnen bezieht sich darauf, „deine Gedanken auf etwas zu richten, etwas zu begehren, sich begeben“.

Okay, genug Deutschunterricht für heute. Aber ich wollte dir damit unbedingt vor Augen führen, dass der Sinnsuche ein Prozess, eine Gestaltung innewohnt.

Sinn ist kein Zustand, der ohne dein Zutun entsteht

 Im Gegenteil. Es ist etwas, in das du hineinwachsen musst, etwas, das du selbst gestalten und entwickeln musst. Beziehungsweise besser gesagt darfst. In jedem Augenblick, jeder Stunde und jedem Tag wartet ein anderer Sinn darauf, von dir entdeckt und gestaltet zu werden.

Es geht also nicht darum, deinen Sinn im Leben zu FINDEN, sondern deinem Leben einen Sinn zu GEBEN. Ihn zu erschaffen. Und zwar aus dir heraus.

„Der Sinn des Lebens ist es, dem Leben Sinn zu geben.“
Paul Wong

Anstelle also in Zukunft weiter zu versuchen, den Sinn des Lebens zu finden (wird dir nicht gelingen, denn er liegt nicht wie ein hübsch verpacktes Osterei im Nest oder unter einem Baum!), mache dich auf den Weg, deinem Leben einen Sinn zu geben!

Da du den Sinn deines Lebens (noch) nicht finden kannst, solltest du dich also nicht länger fragen, was der Sinn des Lebens IST. Sondern vielmehr:

  • Wie kann ich den Sinn in meinem Leben gestalten?
  • Was kann ich mit meiner Zeit anfangen, das für mich wichtig ist?
  • Wie kann ich Schritt für Schritt dafür sorgen, dass ich meine Zeit als sinnhaft erlebe?

Wie du dem Sinn deines Lebens näher kommst

Lass uns das Beispiel von vorhin aufgreifen. Du stehst im Stau und kommst wahrscheinlich zu spät zum Meeting.

Hör auf, dich an dieser Stelle zu fragen: „wieso passiert sowas immer mir?“ und das Im-Auto-sitzen als sinnlos abzustempeln.

Frage dich, wie du in diesem Moment aktiv Sinn gestalten kannst und welcher Bedeutung du dieser Erfahrung beimisst. Was du daraus lernen kannst.

Beispielsweise deine Akzeptanz, Toleranz oder deine Gelassenheit zu schulen. Zu üben, ruhig und entspannt zu bleiben in Situationen, die du nun mal schlicht und einfach nicht in der Hand hast.

Tief durchzuatmen und die Zeit, die dir dadurch geschenkt wird, für dich zu nutzen. Deinen Chef anzurufen und dich der Angst zu stellen, ihm zu sagen, dass du es nicht rechtzeitig schaffen wirst. Dich von Schuld, Selbstkritik und schlechtem Gewissen zu befreien.

Wenn du so an die Dinge herangehst, wirst du feststellen, dass dieser Stau überhaupt nicht sinnlos war. Im Gegenteil. Er hat dir vielmehr die Möglichkeit gegeben, zu wachsen und dich weiterzuentwickeln.

Das bedeutet: kein Ereignis, keine Situation, keine Erfahrung ist per se sinnvoll oder sinnlos. Sie beinhalten so viel Sinn, wie du bereit bist, ihnen zu geben.

 Was heißt das für dich?

Dass es Zeit wird, die Opferrolle zu verlassen und selbst mit der Gestaltung deines sinnerfüllten Lebens loszulegen.

Es gibt keinen allgemeingültigen Sinn, der für Jeden gilt. Du musst losgehen und für dich herausfinden, was dich und dein Leben mit Sinn erfüllt. Und dann danach handeln.

Um dich bei dieser Reise zu unterstützen, möchte ich dir ein fünf Fragen an die Hand geben. Sie sollen dir helfen, den Blick auf dein Inneres zu richten und dir darüber im Klaren zu werden, was dir wichtig ist und deinem Leben Sinn geben kann.

1. Was ist dir wirklich wichtig?

Sinn basiert auf Werten. Wenn du im Einklang mit deinen persönlichen Werten handelst, kannst du dir sicher sein, dass du auf dem für dich richtigen Weg bist.

Deine Werte schenken dir Klarheit. Sie sind das, was dein Leben bestimmen und ihm die Richtung weisen. Sie geben dir Orientierung und leiten dich. Finde deshalb unbedingt heraus, welche Werte einen festen Platz in deinem Leben bekommen sollen. Dankbarkeit, Liebe, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt sind nur einige wenige Beispiele. Falls du noch mehr Inspiration brauchst, findest du hier eine Liste mit allen möglichen Werten.

Gehe sie in Ruhe durch, überlege und spüre, welche 10 Werte für dich die wichtigsten sind.

Damit ist es aber noch nicht getan.

Zu deinem sinnerfüllten Leben werden sie insbesondere dann beitragen, wenn du deine Werte auch regelmäßig einsetzt. Wenn du deinen Werten entsprechend handelst.

Lass mich dir das an einem Beispiel erklären. Wenn du Dankbarkeit als einen zentralen Wert erachtest, überlege, wie du ganz konkret mehr Dankbarkeit in dein Leben transportieren kannst. Beispielsweise könntest du jeden Abend in einem Dankbarkeitstagebuch 5 Dinge aufschreiben, für die du heute dankbar bist. Oder aber einen Dankbarkeitsbrief schreiben und ihn deinen Liebsten zukommen lassen.

Schreibe dir deshalb zu jedem deiner Werte auf, mit welchen konkreten Verhaltensweisen du sie lebendig hältst, d.h. tatsächlich und dauerhaft Bestandteil deines Lebens werden lässt.

 2. Was kannst du gut?

Was sind deine Stärken?

Ich weiß, dass es gar nicht so einfach ist, diese Frage ernsthaft und ehrlich zu beantworten. Meistens bist du dir deiner Stärken und Talente überhaupt nicht bewusst oder du stempelst sie vor dir selbst ab. „Ach, das kann ja wohl jeder“, „So toll ist das auch wieder nicht“.

Aber ganz sicher hast auch du Talente und Stärken, die dir helfen, deinen Lebenssinn zu gestalten.

Nimm dir ein leeres Blatt zur Hand und versuche ganz konkret 5 deiner wichtigsten Stärken aufzuschreiben. Vielleicht bist du besonders ehrlich, mutig, fair, teamfähig oder neugierig?

Falls es dir schwer fällt, deine Stärken auf Anhieb zu erkennen und zu benennen, empfehle ich dir, andere Menschen zu fragen. Enge Freunde, deine Eltern, deinen Partner. Oder überlege dir, in welcher Situation du Lob, Anerkennung und Komplimente bekommen hast.

Auch hier gilt: zu einer Sinnfrage und einem Beitrag zu deinem sinnerfüllten Leben werden deine Stärken vor allem dann, wenn du sie in deinem Alltag einsetzt.

Überlege dir deshalb auch hier, wann und wie du sie zum Ausdruck bringen kannst.

 Wenn du beispielsweise ein ausgeprägtes Urteilsvermögen hast, kannst du es nutzen, um deinem Freund oder deinem Kollegen bei seiner nächsten Entscheidung zu helfen. Beleuchte unterschiedliche Perspektiven und Möglichkeiten und unterstütze ihn damit. Du kannst diese Stärke auch für dich selbst nutzen, um zum Beispiel deine fest verankerten inneren Glaubenssätze zu überprüfen. Überlege, welche Argumente vielleicht auch dagegen sprechen und ob es nicht an der Zeit wäre, die ein oder andere Ansicht zu überdenken.

3. Bist du Teil von „höher, schneller weiter“?

Eine etwas provokante Frage, die aber liebevoll gemeint ist. In der heutigen Zeit gilt „je mehr, desto besser“. Mein Haus, mein Auto, meine Jacht und so. Eben, dass du dich nicht damit zufrieden geben solltest, was du hast. Denn es geht ja noch mehr.

Setz‘ dich mal ernsthaft mit der Frage auseinander, ob für dich mehr immer gleich besser ist. Werde dir bewusst, wie bzw. ob die in der Gesellschaft vorherrschenden Denk- und Glaubenssätze bereits deinen Fokus von „was ich bereits alles in meinem Leben habe – wie reich, im Sinne von Fülle und Erfüllung mein Leben bereits ist“ zu „was habe ich noch nicht – was brauche ich noch“ verschoben haben.

Ich versichere dir: zum wahren Glücklichsein und sinnerfüllten Handeln brauchst du viel weniger vom Außen und von Anderen als dir suggeriert wird. Suche nicht an den falschen Stellen, sondern versuche Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in deinem Inneren zu erschaffen.

4. Was möchtest du hinterlassen?

Jeder von uns möchte etwas beitragen.

Und genau darum geht es letztendlich auch. Dir zu überlegen, wie DU die Welt zu einem besseren Ort machen kannst.

Wie kannst du dich, deine Stärken, Talente und Leidenschaften sinnvoll für andere einsetzen?

Denn neben deinen kleinen, alltäglichen Zielen geht es letztendlich um viel mehr, um was Größeres.

Leider hält uns vieles davon ab, groß zu denken. Du hast Angst, du könntest scheitern, bist misstrauisch und unsicher, ob das klappt. Hältst es wahrscheinlich sogar für gefährlich und lässt es deshalb sein.

Stell dir deshalb ganz bewusst die Frage: Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du nicht scheitern könntest?

Wenn es dir gelingt, dich von deinen Ängsten und Zweifeln loszumachen und sie durch Mut und Zuversicht zu ersetzen?

Wenn dort eine Antwort kommt, dann gehe ihr nach. Frage dich, wie du diese Idee prüfen und ausprobieren kannst im Kleinen. Denn die Antwort auf diese Frage hat ganz viel damit zu tun, was dir im Leben Sinn macht. Und lohnt damit, nicht einfach so zur Seit getan zu werden.

5. Wie kannst du deinem Leben Stück für Stück mehr Sinn verleihen?

Wenn du die vorherigen Fragen ehrlich und ausführlich beantwortet hast, ist es an der Zeit, dir zu überlegen, was du ganz konkret als nächstes tun kannst, um deinem Leben mehr Sinn zu geben.

In welchen Situationen und Lebensbereichen kannst du durch welche Gedank- und Verhaltensweisen dein Dasein als sinnerfüllt erleben?

Wie kannst du die Erkenntnisse aus diesem Artikel vor allem für die ganz alltäglichen kleinen Momente in deinem Leben nutzen? Eben, um sie zukünftig als sinnvoll(er) zu betrachten.

Betrachte es als sportliche Herausforderung, zukünftig in diesen Momenten, in denen du dich ärgerst oder die du spontan als sinnlos erlebst, die Lupe rauszuholen und dich selbst zu fragen: Welchen Sinn kann und will ich diesem Moment geben?

Ich bin gespannt, ob es mir gelungen ist, dich die Frage nach dem Sinn in deinem Leben in einem anderen Licht sehen zu lassen. Und natürlich interessiert mich noch mehr, welche der Fragen dir am meisten geholfen hat.

An welcher Stelle auf deiner Reise befindest du dich? Was hast du dir vorgenommen: wie willst du deinem Leben mehr Sinn verleihen?

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